Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rekonstruktion des Menschen

Die Rekonstruktion des Menschen

Titel: Die Rekonstruktion des Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
Vom Netzwerk:
also das Gesetz der Unsterblichkeit. Dieses Gesetz wiederum hat mir die Idee des Skaphanders eingegeben. Das war gar nicht weiter schwierig. Ein Mensch, der in ein fremdes, gefährliches Milieu einzudringen beabsichtigt, benutzt schon seit langem verschiedene Arten von Schutzanzügen. So gibt es Unterwasserskaphander, feuerfeste Skaphander, Strahlenschutz- und Raumanzüge. Da die irdische Biosphäre dem Menschen unweigerlich den Tod bringt, ist sie ebenfalls als eine feindliche Umwelt zu betrachten, von der er sich durch einen Schutzanzug isolieren muß. Es war mir natürlich klar, daß der Unsterblichkeitsskaphander ungleich komplizierter und vollkommener sein mußte als jeder beliebige andere Schutzanzug. Schließlich hatte er den Menschen nicht nur vor der Biosphäre zu isolieren, sondern mußte ihm auch als undurchdringlicher Schutzpanzer dienen. Kurzum, die Aufgabe war sehr kompliziert. Ich hatte sie jedoch im Prinzip begriffen und kam der endgültigen Lösung immer näher. Ich erkannte, daß der Schutzanzug der absoluten Unsterblichkeit keine äußere Hülle sein durfte, die man nach Wunsch an- und ablegen konnte, sondern in einer komplizierten Bearbeitung des lebenden Organismus bestehen mußte. Eine derartige Bearbeitung ist ein nicht mehr rückgängig zu machender Prozeß. In Details möchte ich mich hier nicht einlassen. Sie würden sie ohnehin nicht verstehen. Ich sage nur soviel, daß der Kontakt der Außenwelt mit dem Organismus vollständig und für immer gebrochen wird. Der Verkehr mit der Welt erfolgt nur noch mit Hilfe des Sehvermögens…«
»Daß heißt, Rongi und Flipp…«
»Jawohl, Rongi und Flipp sind die ersten Geschöpfe, die aus diesem Leben nicht in die ewige Nacht des Nichts eingegangen sind, sondern in die absolute Unsterblichkeit!«
Redshan war tief beeindruckt von Valmosks Ausführungen.
Er hatte sogar seinen quälenden, unerträglichen Hunger vergessen. Kein Wunder! Denkt man denn noch an Essen, wenn sich vor einem so staunenswerte Perspektiven auftun? Aber wie hatte der Alte, nach einer so genialen Entdeckung, in dieses entsetzliche Elend geraten können? Und warum hatte er sich nicht unsterblich gemacht wie Rongi und Flipp? Redshan fuhr sich mit der Zunge über die vor Aufregung trockenen Lippen und fragte: »Haben Sie noch nicht versucht, einen Menschen auf dieselbe Weise zu bearbeiten, verehrter Professor?«
»Einen Menschen? Für wen sonst hätte ich das alles tun sollen, wenn nicht für die Menschen? Aber ich habe Ihnen doch schon von Erm Grunsoll dem Dritten erzählt. Als ich den Konstruktionsplan ausarbeitete, wurde mir klar, daß der Unsterblichkeitsgenerator mein gesamtes Vermögen verschlingen würde. Dabei war ich damals beileibe nicht arm, Redshan! Allein an Bargeld besaß ich fünf Millionen Surem!
Außerdem ein Dutzend Mietshäuser, drei Güter und ein eigenes Gerätewerk. Aber ich wollte nichts riskieren. Ich trat mit Erm Grunsoll in Verbindung und bot ihm für fünfhundert Millionen die absolute Unsterblichkeit an. Leider konnte ich ihm außer Plänen und Kostenanschlägen noch nichts weiter vorweisen. Erm erklärte sich einverstanden, stellte mir aber im voraus kein Geld zur Verfügung. Er sagte, daß er bezahlen würde, sobald er unsterblich geworden sei. Mir genügte sein Wort. So begann ich mit dem Bau des Generators auf meine eigenen Kosten. Er wurde in den Kellern dieses Hauses hergestellt, unter dem Versuchslaboratorium, das Sie gesehen haben. Ich hatte fünfhundert Menschen beschäftigt, darunter über hundert Spezialisten. Niemand wußte, was und mit welchem Zweck dort gebaut wurde, aber ich zahlte gut, und alle waren zufrieden. Allmählich verschlang der Bau mein gesamtes Barkapital, dann die Häuser, die Güter und schließlich auch noch das Werk. Als der Unsterblichkeitsgenerator fertiggestellt war und an Rongi und Flipp ausprobiert werden konnte, war ich zum Bettler geworden. Ich lud Erm zu mir ein und zeigte ihm alles. Hund und Kater wurden fünfundzwanzig verschiedenen Operationen unterzogen. Erm verbrachte zwei ganze Tage hier und studierte alles sehr eingehend, dann setzte er sich auf den Stuhl, auf dem Sie jetzt sitzen, und sagte: ›Nein, Valmosk, eine solche Unsterblichkeit ist nichts für mich.‹ Das war vor achtunddreißig Jahren…«
Der Alte versank in tiefes Grübeln, und es schien, als hätte er seinen Gast vergessen.
»Und dann? Haben Sie wirklich niemals…«, hob Redshan an, aber der Alte wurde sofort lebhaft und unterbrach ihn: »Was

Weitere Kostenlose Bücher