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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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schief, als erwarte er jeden Moment, ihr Singen aus der Küche zu hören. Doch da waren nur das Klappern des Geschirrs und das Plätschern des Wassers im Bottich. »Arme Isentrud«, murmelte er. »Du hast sicher schon lang nicht mehr gesungen!« Mit einem plötzlichen Entschluss lehnte er den Besen an die Wand und ging in die Küche.
    Die Witwe des Imkers hob hastig den Kopf, als sie die Schritte hörte. »Ich bin gleich fertig.«
    »Wegen mir musst du dich nicht beeilen«, sagte er, indem er ihr gutmütig die Hand auf die Schulter legte und sie von ihrer Arbeit wegzog. »Jetzt essen wir erst einmal. Nein, du setzt dich hin, und ich kümmere mich um alles. Es wird Zeit, dass dir einmal jemand etwas Gutes tut.«
    »Aber …«
    »Kein Aber.« Er gab ihr einen kleinen Schubs, während er Linsen und frisches Brot zu dem Weinfass trug, das in der engen Küche als Tisch diente. Das scheue Lächeln, mit dem Isentrud zu ihm aufsah, brach ihm fast das Herz.
    »Danke«, flüsterte sie. »Hannes, ich habe nachgedacht. Ich könnte dir im Ausschank helfen!«
    Hannes verschluckte sich fast. »Wie um alles in der Welt kommst du auf diese Idee?«
    »Ich möchte etwas tun. Ich kann mich doch von dir nicht durchfüttern lassen. Dietgers Vorräte sind verwüstet, und ich habe keine Ahnung, was aus seinem Land wird. Ich habe nur meine Arbeitskraft«, schloss sie herb. »Und etwas anderes ist mir nicht eingefallen.« Sie legte das Brot unberührt neben sich und senkte den Kopf.
    Am liebsten hätte Hannes sie in die Arme genommen. So aber schüttelte er nur hilflos den Kopf. »Ich kann doch keine ehrbare Witwe für mich arbeiten lassen wie ein Schankmädchen. Nein, schlag dir das aus dem Kopf. Und hör endlich auf, dir Sorgen zu machen. Sei lieber froh, dass Dietger …«
    »Heda, Wirt!«
    Hannes legte Isentrud die Hand auf den Arm, um sie am Aufstehen zu hindern, und erhob sich ächzend. Ein schmächtiger Mann, der beim Gehen das rechte Bein nachzog, betrat den Schankraum. »Bertram, Gott zum Gruß. Du bist früh dran. Was kann ich dir bringen?«
    »Gib mir ein Bier.« Der Mann nahm den Krug entgegen. Das Licht fiel auf seine schmalen, bemerkenswert schönen Hände, als er den Becher hob und durstig trank.
    »Was mich darauf bringt«, sagte Hannes nach einer Weile. »Ich brauche neue Becher. Mir sind heute wieder zwei runtergefallen.«
    »Wirst du alt, Hannes?« Der Wirt lächelte säuerlich, und Bertram wurde wieder erst. »Ich schau mal, ob ich noch welche vorrätig habe. Sonst …« Seine Stimme verklang.
    Hannes drehte sich um und sah Isentrud in der Tür stehen.
    »Gott zum Gruß, Bertram«, sagte sie leise.
    Der Töpfer kräuselte die Oberlippe und wandte sich ab.
    Hannes sah, wie Isentrud sich auf die Lippen biss, und schob sich zwischen die beiden. »Sag mal, Bertram«, begann er und beugte sich zu dem Töpfer hinunter. »Du warst doch immer einer von Dietgers dicksten Freunden. Hat er eigentlich irgendwelche Vorkehrungen getroffen?«
    »Vorkehrungen?«, fragte Bertram gedehnt. »Du denkst an sein Seelenheil? Oder geht es um seine weltliche Habe?« Er lächelte geringschätzig. »Bist du an ihr interessiert?«
    In seinem Rücken hörte Hannes ein Keuchen. Seine feisten Wangen färbten sich röter. Aber ehe er antworten konnte, hatte sich Isentrud neben ihn gestellt. Die verblassenden Spuren von Dietgers Schlägen leuchteten matt in ihrem bleichen Gesicht. »Natürlich geht es mir um sein Seelenheil. Er ist ohne Beichte oder Trost aus dem Leben gerissen worden. Ich habe in der ersten Nacht die Totenwache gehalten …«
    »Bevor du bei einem unverheirateten Mann untergekrochen bist«, unterbrach Bertram. Er hob seinen Becher und trank ihr höhnisch zu. »Auf gutes Gelingen.«
    Isentrud schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe die Totenwache gehalten«, wiederholte sie. »Er lag ganz blass und reglos auf seinem Bett, und ich schwöre, ich habe ein Stöhnen gehört. Seine Seele ist rastlos.«
    »Isentrud, das war ein Kauz!« Hannes hob die Hand und ließ sie unter Bertrams lauerndem Blick wieder sinken. »Quäl dich nicht mit solchen Gedanken.«
    »Wieso soll sie sich nicht quälen?« Bertram hinkte näher, ohne auf Hannes’ finsteres Gesicht zu achten. »Auch wenn es jetzt etwas spät ist, die treue Ehefrau herauszukehren. Wo warst du, als dein Mann mit dem Tod rang? Wie kommt es, dass du nicht einmal weißt, welche Vorkehrungen er für seine unsterbliche Seele getroffen hat?«
    Isentruds Hand zuckte an ihren Hals.
    Bertram sah

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