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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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es. Er nickte heftig. »Du hattest einen guten Mann. Ich war dabei, als er dir die Reliquie gekauft hat. Du hast ihn nicht verdient, Weib.«
    Isentruds Augen hatten einen trotzigen Glanz. »Vielleicht hat der Mönch, der ihm die Reliquie verkauft hat, die Beichte abgenommen.«
    »Weil Dietger gewusst haben soll, dass er wenig später erschlagen wird? Aber womöglich hat er ja Grund gehabt, die Heimkehr zu fürchten.«
    »Bertram!«, rief Hannes scharf. »Diese Frau wohnt unter meinem Dach. Du wirst keine haltlosen Beschuldigungen gegen sie ausstoßen.«
    »Wieso haltlos?« Bertrams schlanke Finger huschten ruhelos über das Holz des Schanktisches. »Sie hat ihn gehasst. Kinder hat sie ihm auch nicht geschenkt. Schau dir die Heuchlerin an. Frag sie, ob sie um Dietger trauert. Frag sie doch! Er war mein Freund, und es fällt mir schwer, mitanzusehen, wie sie sich von allen Seiten bemitleiden lässt. Ich frage noch einmal, wo war sie, als Dietger erschlagen wurde?« Er starrte sie herausfordernd an.
    In Isentruds Gesicht arbeitete es. »Ich …« Plötzlich warf sie den Kopf zurück. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig«, fauchte sie. »Dir nicht und auch sonst niemandem.«
    »Außerdem weiß jeder, dass es dieser Wulfhard war. Soweit ich weiß, haben sie ihn in Bregenz auf der Flucht aufgegriffen.« Hannes drehte sich überrascht um, als Isentrud auf dem Absatz kehrtmachte und in die Küche rannte. »Da siehst du, wie durcheinander sie ist.«
    »Das ist das schlechte Gewissen«, konterte Bertram. »Dietger war …« Er drehte sich um.
    Zwei Männer betraten die Schenke und setzten sich an einen Tisch in der Nähe des Ausschanks. »Gott zum Gruß, Hannes. Was riecht denn hier so gut?«
    »Linsen. Mögt Ihr welche?« Hannes verneigte sich vor Eberhard, der die Beine lang ausstreckte.
    »Gib uns zwei Portionen. Und Bier«, befahl der blonde Kriegsknecht. Er stieß seinen Begleiter in die Rippen. »Gisbert hier hat auch Hunger. Nicht wahr, Junge?«
    Der Stallbursche nickte. Neugierig sah er sich um.
    Hannes häufte zwei große Portionen in Schalen und lächelte. Der junge Gisbert erinnerte ihn an seinen eigenen halbwüchsigen Neffen. Er trug Becher und Schüsseln zurück und beugte sich vertraulich zu Eberhard. »Wie steht es auf Buchhorn? Man sagt, Ihr werdet als der neue Verwalter gehandelt?«
    Eberhard grinste geschmeichelt. »Ich habe ein Auge auf das Anwesen, solange der Herr in St. Gallen ist. Aber das macht mich noch nicht zum Verwalter.« Er prostete Hannes augenzwinkernd zu.
    »Eine Zeit lang sah es ja so aus, als ob Wulfhard der Neue würde. Aber das ist jetzt wohl vorbei?«
    Eberhard verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lachte. »Ach Hannes, du bist und bleibst ein neugieriges Klatschweib. Aber du hast schon recht«, fügte er ernster hinzu, »ich habe gedacht, Wulfhard hätte sich geändert.«
    Hannes schnaubte höhnisch. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Isentrud sich in den Durchlass lehnte. »Der soll der Witwe das Sühnegeld zahlen und dann …« Er fuhr sich mit dem feisten Zeigefinger über die Kehle.
    »Wem willst du ans Leben, Hannes?« Ein halbes Dutzend Männer polterte in die Schankstube.
    »He, wer hat denn hier geputzt?«, rief einer von ihnen und strich mit dem Zeigefinger über die Tischplatte. »War das etwa die schöne Witwe, die hier wohnt?«
    »Haltet den Mund!«, rief Hannes in das Gelächter hinein. »Ich habe gefragt, wann der Graf Wulfhard endlich für den Mord büßen lässt.«
    Eberhard hob eine Hand. »Noch steht nicht fest, dass Wulfhard der Mörder ist.«
    »Ja, jetzt soll dieser Mönch aus St. Gallen kommen, um den verehrten Stallmeister reinzuwaschen.« Es war das erste Mal, dass Gisbert den Mund aufmachte. Als er die allgemeine Aufmerksamkeit hatte, reckte er den Hals. »Der Herr will ihn doch nur nicht hinrichten, weil er der Gräfin das Leben gerettet hat.«
    Eberhard gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. »Reiß das Maul nicht so weit auf, Junge. Du weißt doch gar nicht, wovon du redest. Jedenfalls hat Wulfhard Hausarrest. Aber verurteilt ist er nicht. Und jetzt tut bloß nicht so, als würdet ihr um Dietger trauern.«
    »Nee, aber vermissen tu ich ihn.« Ein Mann stieß seinen Nachbarn an. »Dietger war immer spendabel. Besonders, als er geglaubt hat, Wulfhard wär ihm als Geist erschienen.«
    Dröhnendes Gelächter begleitete die Erinnerung. Es verstummte erst, als Bertram sich erhob und mühsam näherkam. »Dietger ist tot!«, rief er heftig.

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