Die Reliquie von Buchhorn
Arme und lachte spöttisch. »Die Zeit im Kloster hat Euch allerdings gar nicht gut getan. Hab ich das richtig verstanden, Ihr spielt jetzt den Aufpasser für den mickrigen Betbruder, der mit dem Grafen gekommen ist?«
»Wulfhard, du sprichst von einem Mönch!«
Der Stallmeister grinste frech. »Darüber lässt er auch niemanden im Zweifel. Ihr wurdet zu irgendeinem Gebet erwartet. Wenn man dem Mickerling glauben darf, wandert Ihr schnurstracks in die Hölle, weil Ihr nicht aufgetaucht seid.«
Eckhard biss sich auf die Lippen und wandte sich ab.
»Ihr kommt doch aus dem Dorf. Wie steht eigentlich meine Sache? Schreien die lieben Buchhorner wieder nach meinem Blut?« Er streichelte den Hals des Falben.
Eckhard drehte sich wieder zu ihm um. »Wenn du Glück hast, machen sie die Witwe für Dietgers Tod verantwortlich. Angeblich war sie im Wald Holz sammeln, als es passierte.«
»Angeblich?«
»Ich war in der Hütte, und da lag kein Holz. Aber egal«, fuhr Eckhard fort, ehe Wulfhard etwas erwidern konnte. »Wo warst du eigentlich?«
»Hier.« Wulfhard zuckte erneut die Achseln. »Später war ich dann im Wald.«
»Im Wald? Warum?«
»Ich …« Wulfhard zögerte. »Der kleine Köter ist fortgelaufen. Ich hatte nichts Besseres zu tun, da hab ich ihn gesucht.«
»Bist du jemandem begegnet?«
Wulfhard schüttelte den Kopf.
»Auch nicht Isentrud?«
»Nein! He, der Wald ist groß genug, dass zwei Leute darin herumlaufen können, ohne sich gleich auf die Füße zu treten.«
Eckhard hob beschwichtigend die Hände. »Isentrud war also Holz sammeln. Du hast«, er hob die Brauen, »deinen Hund gesucht. Und irgendjemand hat die Gelegenheit genutzt und den Imker erschlagen.« Er pfiff leise durch die Zähne. »Und der Stall war unbeaufsichtigt in der Zeit?«
»Gute Frage! Der Stall war unbeaufsichtigt in der Zeit?«
Beide Männer fuhren herum und erkannten den Grafen von Buchhorn, der sich ihnen unbemerkt genähert hatte. Sein eisgraues Haar leuchtete im Fackelschein beinahe so rötlich wie das seines Stallmeisters. »Eberhard hat mir berichtet, dass Ihr zurück seid, Eckhard. Ich hatte erwartet, Ihr würdet mich sofort aufsuchen.«
Eckhard verbeugte sich hastig. »Verzeiht, Herr. Ich wollte Wulfhard noch ein paar Fragen stellen, bevor ich zu Euch komme.«
Udalrich machte eine auffordernde Handbewegung. »Dann fragt ihn!« Er lächelte säuerlich. »Vielleicht muss ich mir doch keinen neuen Stallmeister suchen. Meine Frau würde Euch Dank wissen.«
»Danke.« Eckhard wandte sich wieder Wulfhard zu. Er lächelte, doch die Stimmung zwischen den beiden Männern hatte sich durch die Anwesenheit des Grafen unmerklich verändert. »Wie lange braucht man zu Fuß von Aeschach nach Bregenz?«
Wulfhard runzelte die Stirn. »Einen halben Tag? Eher weniger.«
»Du kennst dich dort aus. Welche Bleibe würdest du einem Mönch empfehlen?«
»Keine?« Wulfhard feixte, wurde aber sofort wieder ernst. »Jedenfalls keine Herberge, die ich besuchen würde. Entweder zu teuer oder zu versaut … äh … schmutzig. Und auf keinen Fall unter freiem Himmel! Könnte ein Mönch nicht in einer Kirche anfragen?«
»Das wäre auch mein erster Gedanke.« Eckhard nickte und wandte sich an Udalrich. »Herr, ich habe eine Spur, der ich gern folgen möchte. Sie führt nach Bregenz.«
»Nach Bregenz, so. Geht es um Dietger oder um«, Udalrich sah flüchtig zu Wulfhard hinüber und runzelte die Stirn, »das andere?«
»Das andere.« Der Mönch folgte Udalrich, der ihn mit einer herrischen Geste beiseite winkte.
»Dann wisst Ihr, wer den Imker ermordet hat?«, fragte der Graf. »Das ging schnell.«
»Nein, Herr. Aber ich habe die Hoffnung, dass ich auch darauf in Bregenz eine Antwort finde. Vielleicht sogar in Aeschach. Der Imker wurde im Laufe des Morgens oder Vormittags ermordet. Es sieht so aus, dass jemand seinen Hass ausgetobt hat. Aber es könnte auch sein, dass Dietger gefoltert wurde.«
»Und wo besteht die Verbindung?«
»Ich denke …«
»Egal!« Udalrich fuhr sich über die Schläfen und schüttelte den Kopf. »Seht nur zu, dass Ihr Antworten findet. Bregenz also.«
»Ja, und dazu bitte ich Euch um zwei Pferde.« Er stockte. »Nein, um drei.«
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Wulfhard den Kopf hob.
Udalrichs Gesicht verschloss sich. »Drei?«
»Für Rodericus, mich … und Gerald.«
Udalrich stutzte. »Der Schmied fertigt für mich ein neues Schwert. Ich will das Ungarnschwert nicht mehr nutzen müssen. Wozu braucht Ihr
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