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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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deiner Frau nie zu nahe getreten.«
    »Das weiß ich.«
    Wulfhard hob überrascht den Kopf. »Ach?«
    »Und ich weiß, dass du gelogen hast. Du bist ein Lügner und ein Sünder.«
    Wulfhard hörte auf, seine Gelenke zu reiben, und starrte in die Dunkelheit. Er konnte Geralds Gesicht nicht sehen, aber sein Herz begann schneller zu schlagen. »Was meinst du, Schmied?«
    »Dass ich Eckhard den Grund sagen werde, warum dir so viel an Dietgers Mörder liegt. Ich habe schon zu lange geschwiegen.«
    »Und welcher Grund soll das sein?«
    Gerald bewegte sich unruhig. »Das kann ich nicht aussprechen. Es ist zu ungeheuerlich.«
    »Nur zu!«
    »Sag mir nur eins: Liebst du sie?«
    Wulfhard lachte laut auf. »Du siehst Gespenster, Schmied! Wen sollte ich schon lieben?«
    Gerald stand auf und begann, in dem Kellerraum auf und ab zu gehen. »Oder benutzt du sie nur? Ich kann einfach nicht verstehen, wie sich eine ehrbare Frau mit einem wie dir abgeben kann!«
    Wulfhard stützte den Kopf in die Hände und schwieg.
    Gerald blieb stehen. »Ich werde dir jetzt eine Frage stellen, die mir schon lange auf der Seele brennt.«
    »Lass hören«, forderte Wulfhard leise.
    Gerald holte tief Luft und setzte sich wieder. »Ich bin öfter im Wald, um Feuerholz zu sammeln. Gerade jetzt, wo das gelagerte Holz über den Winter fast aufgebraucht ist.«
    »Wie interessant.«
    Gerald seufzte. »Ich habe mit niemandem darüber geredet, auch nicht mit Fridrun oder Eckhard. Aber ich bin Mitwisser vor dem Herrn. Das nagt an mir. Und jetzt ist Dietger tot.«
    »Und?«
    »Und ich glaube, dass sowohl du als auch Isentrud einen Grund gehabt habt, ihn zu töten.«
    Wulfhard setzte sich auf. »Was?«
    »Ich habe euch gesehen, verdammt! Ich habe euch gesehen, als ihr … es gemacht habt. Im Wald von Buchhorn!«
    »Willst du sagen, Isentrud hätte einen Geliebten? Das hätte ich ihr nicht zugetraut.« Wulfhard versuchte ein Lachen, aber er brach ab, als Gerald ihn an der Schulter berührte. »Was?«
    »Ich habe euch gesehen.«
    »Bestimmt nicht!«
    »Ich habe euch gesehen!«, beharrte Gerald. »Und es sah nicht so aus, als wäre es das erste Mal gewesen. War es das erste Mal?«
    Wulfhard schwieg lange. Endlich bewegte er langsam den Kopf von links nach rechts. »Nein.«
    Gerald ließ den Atem entweichen. »Wie lange schon?«
    Wulfhard zögerte, dann legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Seit letztem Herbst.«
    »Ist dir klar, was das bedeutet?«
    »Ich bin ein Lügner und ein Sünder, aber ich bin nicht dumm!«
    »Wohl nicht. Hast du Dietger getötet? Rede endlich!«
    »Nein!«
    »Hat sie es getan?«
    »Ich …« Wulfhard kaute auf der Unterlippe. »Ich weiß nicht. Möglich wäre es.«
    »Aber sicher bist du dir nicht.« Gerald verschränkte die Arme auf den Knien und starrte ins Dunkel. »Für den Ehebruch würde sie mit Schimpf und Schande aus Buchhorn gejagt, wenn nicht Schlimmeres. Aber zusammen mit dem Mord …, da könnte selbst der Graf sie nicht mehr schützen. Von dir will ich gar nicht reden.«
    Wulfhard zog die Knie an die Brust. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Gerald. »Erst einmal gar nichts, denke ich. Es wäre mir lieber, wenn du es Eckhard sagen würdest.«
    Die beiden Männer schwiegen. Unbestimmbare Geräusche drangen kaum hörbar zu ihnen herein.
    »Danke!« Es war nur ein Flüstern.
    Gerald hob den Kopf. »Wie bitte?«
    »Nichts. Ich hau mich jetzt aufs Ohr.«
    »Tu das. Ich kann doch nicht schlafen.«
    »Dann lass es!«, grollte Wulfhard. Er rollte sich auf dem kalten Boden zusammen, und es dauerte nicht lange, bis seine Atemzüge in ein gleichmäßiges Schnarchen übergingen.
     
    »Ich habe das Gefühl, dass uns alle anstarren.« Rodericus machte eine Bewegung, als wolle er die Kapuze über den Kopf ziehen, aber Eckhard legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Was erwartest du?«, fragte er unwirsch. »Mittlerweile weiß sicher jeder, dass Gerald ein falscher Novize war und dass er und Wulfhard verhaftet worden sind. Ich bin nur froh, dass wir überhaupt noch ein Dach über dem Kopf haben.« Er stützte den Kopf auf die Hände und drohte, in dumpfes Brüten zu versinken.
    »Und was machen wir nun?«, fragte Rodericus schüchtern.
    »Heute? Nichts mehr.« Der ältere Mönch richtete sich mit einem Seufzer auf. »Morgen suchen wir den Grafen auf und versuchen, Gerald und Wulfhard freizubekommen.«
    Die Türe schwang auf, und eine Gruppe Männer drängte sich herein. Sekundenlang flackerten und

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