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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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trotteten mit gesenkten Köpfen hinter ihnen her.
    »Wir hätten die Tiere im Stall lassen sollen.« Es waren die ersten Worte, die Rodericus seit der Prim gesprochen hatte. Er schnappte nach Luft. »Immerhin kommen wir als Bittsteller.«
    »Genau das sind wir nicht! Im Gegenteil, wir kommen mit einer berechtigten Forderung. Wir sind Abgesandte des Grafen von Buchhorn und des Abtes von St. Gallen, und so müssen wir auch auftreten.« Eckhard sah an sich hinunter und lächelte mit einem Anflug von Selbstironie. Seine Kutte war bis zu den Knien verschmutzt, seine Füße von Schlamm so sehr verkrustet, dass die derben Ledersandalen kaum zu erkennen waren.
    Als sie endlich im Hof der Stammburg der Welfen ankamen, waren sie bis auf die Haut durchnässt, und der raue Stoff der Kutten klebte an den Körpern. Erschöpft ließ sich Rodericus auf einen der Steine sinken, die Graf Heinrich für die Bauarbeiten vorgesehen hatte. Eckhard nutzte die Pause, sich in dem menschenleeren Hof umzusehen. Der Grundriss des Anwesens ähnelte trotz der beeindruckenden Größe dem des Grafen Udalrich. Haupthaus, Ställe und Gesindetrakte rahmten den Hof mit seinem Brunnen ein. Fast erwartete Eckhard, Wulfhard aus dem Stall schlendern zu sehen, um sie mit einer frechen Bemerkung zu begrüßen. Stattdessen kam ihnen aus der Richtung, in der er die Küche vermutete, ein hochgewachsener Mann entgegen. Eckhard gab Rodericus einen leichten Stoß. Der junge Benediktiner stemmte sich seufzend auf die Füße.
    »Wohin des Wegs, Brüder?«, erkundigte der Mann sich höflich.
    Eckhard durchlief ein Kribbeln, als er die tiefe Stimme erkannte. Er ging dem Mann ein paar Schritte entgegen, bis dieser ihn ebenfalls erkannte. »Gott zum Gruß, Gernot.«
    Der Waffenmeister blieb stehen. »Ihr seid das.« Sein Gesicht war ausdrucksloser denn je. »Bruder Eckhard und …?« Fragend schaute er zu dem jungen Mönch hinüber.
    »Bruder Rodericus.«
    »Und was wünscht Ihr?«
    »Könnt Ihr Euch das nicht denken?«, antwortete Eckhard, ohne eine Miene zu verziehen. »Wir wünschen den Grafen Heinrich von Altdorf zu sprechen.«
    Gernot reagierte nicht auf den herausfordernden Tonfall. Er nickte nur stumm vor sich hin. »Es ist wegen der beiden Gefangenen, nicht wahr?«
    »Wegen unserer Freunde, die gestern grundlos festgesetzt worden sind«, korrigierte Eckhard scharf.
    »Und wenn ich Euch sage, dass Ihr Euch den Weg hättet sparen können, ehrwürdige Brüder? Der Herr hält viel von seinem Neffen«, sagte Gernot und setzte bedeutsam hinzu: »Und von seinen Entscheidungen.«
    Eckhards Kiefer spannte sich. »Schickt Ihr uns fort?« Als Gernot nicht antwortete, zuckte er die Achseln. »Wie Ihr meint. Euer Herr wird wissen, was er tut, wenn er zwei Vertraute des Grafen von Buchhorn wegen einer fadenscheinigen Anklage festhält. Komm, Bruder Rodericus, wir verschwenden hier unsere Zeit.« Er ergriff den Zügel seines Pferdes und wandte sich langsam ab.
    Ein schmales Lächeln krümmte die Mundwinkel des Waffenmeisters. »Ich verstehe, warum Ihr jahrelang der Sekretär des Fürstbischofs wart. Ihr verhandelt gut, Bruder Eckhard. Lasst Euch in der Küche verköstigen, dann werdet Ihr vorgelassen. Ihr könnt von Glück sagen, dass mein Herr die frühen Morgenstunden liebt.«
    Eckhard atmete tief aus. Er hoffte, dass man ihm die Erleichterung nicht ansehen konnte. »Und Gerald und Wulfhard?«, rief er Gernot nach.
    »Leben noch«, antwortete der Welfe trocken. Er befahl einem Knecht, sich um die Tiere der Mönche zu kümmern, ehe er ihnen den Weg in die Küche zeigte. Nachdem Rodericus und Eckhard sich gestärkt hatten, kehrte der Waffenmeister zurück und brachte sie ins Haupthaus. Zum ersten Mal konnte Eckhard einen genaueren Blick auf das kantige Gesicht werfen, das von langen Jahren im Feld zeugte. Zusammen mit den grauen Schläfen und den kräftigen Brauen war es eine ansprechende Mischung aus Kühnheit und Intelligenz, die Eckhard hoffen ließ. »In welchem Zustand sind unsere Freunde?«, fragte er.
    Gernot, der eben an die Tür klopfen wollte, ließ die Hand sinken. »Dieser Wulfhard hat ein großes Maul, und das schätzt mein Herr Ottmar nicht«, sagte er zögernd.
    Eckhard unterdrückte einen Seufzer. »Ich weiß.«
    Unschlüssig betrachtete Gernot den Mönch. »Wenn ich Euch einen Rat geben darf, haltet Euch zurück. Heinrich von Altdorf liegt viel an der Ehre und dem Ansehen seiner Familie. Allerdings«, er senkte die Stimme, »ist das, was er sagt, und das, was

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