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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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haben sie mich nicht gleich mitgenommen, wenn sie hinter mir her sind?«, flüsterte Rodericus, während er die Arme um sich schlang, um sein Zittern zu unterdrücken.
    Eckhard musterte ihn mit einem Anflug von Überraschung. »Sie stecken also wirklich nicht hinter Bruder Warmunds Verschwinden. Gebe Gott, dass wir Antworten finden, bevor es zu spät ist.«

VII
    Ottmar stieß seinem Pferd die Fersen in die Seiten, sodass das Tier einen Satz vorwärts machte und Wulfhard in der Dunkelheit ins Straucheln geriet. Er schleuderte einen Fluch gegen den Rücken seines Peinigers. Der Weg zur Burg war steil und vom Tauwasser rutschig, aber die Welfen zerrten ihre Gefangenen gnadenlos hinter sich her. Wulfhard versuchte, seinen Begleiter zu erkennen, der neben ihm durch das nächtliche Altdorf trottete, aber Geralds Züge blieben unter den wirren Haaren verborgen.
    »Eckhard holt uns hier schon raus«, raunte er.
    Gerald hob den Kopf, ließ ihn aber sofort wieder sinken. Das Blut hatte eine dunkle Spur über Mund und Kinn gezogen.
    »Halt dein Maul, Verräter!« Der Befehl wurde von einem harten Stoß zwischen Wulfhards Schulterblätter begleitet. Er glitt aus und wurde ein Stück hinter dem Pferd hergeschleift.
    Gernot zügelte sein Tier und drehte sich im Sattel um. »Haltet euch zurück, Männer!«, befahl er. Er wartete, bis Wulfhard sich aufgerappelt hatte, ehe er sich an die Gefangenen wandte: »Und ihr zwei haltet das Maul! Ihr werdet noch Gelegenheit bekommen, zu reden.«
    »Und zwar bald!« Ottmar zerrte an den Zügeln, und der Rappe bäumte sich erneut auf. Eine Sekunde lang war die Silhouette des scheuenden Pferdes vor dem sternklaren Himmel zu sehen. Eine Eule schreckte auf und strich mit lautlosem Flügelschlag über ihre Köpfe.
    »Reiten kann er auch nicht!«, knirschte Wulfhard, aber diesmal dämpfte er seine Stimme so weit, dass nur Gerald ihn hören konnte.
    Ein flüchtiges Lächeln blitzte im Gesicht des Schmieds auf, und sekundenlang berührten sich die Blicke der beiden Männer in stummem Einvernehmen.
    Allmählich lichteten sich die Bäume, und das Anwesen des Grafen Heinrich von Altdorf tauchte vor ihnen auf. Wulfhard vergaß die Schmerzen in seinen Händen, als er die hohen Gebäude sah, die sich gegen den Himmel abzeichneten. Der Mond warf seinen kühlen Schimmer über die Mauern und die roh behauenen Felsbrocken, die am Wegrand lagen. Offensichtlich hatte der Welfe wirklich große Pläne für seinen Stammsitz.
    Der Zug überquerte den Hof und machte vor den Ställen Halt. Sofort kamen zwei Stallknechte heraus, um die Pferde zu versorgen. Gernot sprang aus dem Sattel und drehte sich zu Wulfhard und Gerald um. »Ein guter Rat«, sagte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme, »denkt gar nicht erst an Flucht. Ihr würdet es nicht überleben.«
    Gegen seinen Willen senkte Wulfhard den Kopf.
    Gernot musterte ihn zufrieden, dann gab er den Soldaten einen Wink. Die Männer nahmen Gerald und Wulfhard in ihre Mitte und führten sie in das Haupthaus, dessen Flure von Fackeln spärlich beleuchtet wurden.
    Gernot nahm eine davon aus ihrer Halterung und hielt sie hoch. Am Ende des Gangs sahen die Gefangenen eine massive Holztür. Der Waffenmeister stieß sie auf und leuchtete eine schmale Treppe hinunter.
    »Den Schmied sperrt ihr in den Keller, mit dem anderen haben wir noch zu reden!« Ottmars helle Stimme wurde von den kalten Wänden zurückgeworfen. Er riss dem Soldaten den Strick aus der Hand und zerrte Wulfhard hinter sich her, während Gerald in die Dunkelheit geführt wurde.
    Wieder öffnete Gernot eine Tür, und Wulfhard schlug ein schwerer Dunst entgegen, eine Mischung aus Moder und Wein. Alte Fässer, die ihre besten Tage lange hinter sich hatten, standen an der Stirnseite aufgereiht.
    Ottmar stieß Wulfhard gegen eine Wand. »Jetzt darfst du reden!«, höhnte er. »Was wollt ihr hier?«
    »Wir suchen Warmund.«
    »Du bleibst wirklich bei dieser Geschichte? Du musst dümmer sein, als ich dachte. Weißt du nicht, dass Gott die Lügner nicht schätzt? Aber vielleicht kann ich dir ja helfen, zu unserem Herrn zu finden!«
    Auf seinen Wink hin hielten zwei Männer Wulfhard fest, während der dritte ihm die Faust in den Magen drosch.
    »Also? Warum seid ihr hier?«
    Wulfhard stöhnte vor Schmerzen. »Wir suchen einen Benediktiner. Bruder Warmund.«
    Wulfhards Lippe platzte auf, als er einen Faustschlag ins Gesicht erhielt. Sein Kopf prallte dumpf gegen die Wand.
    Ottmar trat einen Schritt näher. Sein hübsches

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