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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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zischten die Kerzen auf den sauberen Holztischen.
    Rodericus fröstelte und nippte an seinem Bier. »Es hat keinen Sinn mehr, oder? Wir werden Bruder Warmund nie finden!«
    Eckhard ließ sich Zeit mit der Antwort. Seine knochigen Finger spielten mit dem heißen Wachs der Kerze. »Doch«, antwortete er endlich. »Wir haben einen Rückschlag hinnehmen müssen. Aber jetzt müssen wir logisch denken. Was bedeutet es, dass die Welfen Gerald und Wulfhard festgesetzt haben?«
    »Dass unsere Fragen etwas bewirkt haben. Meine Fragen!« Rodericus lächelte scheu.
    Zum ersten Mal erhielt Eckhard einen anderen Eindruck von dem jungen Mönch. Er sah den Schüler, den Liebling des Abtes, dem trotz seiner Jugend diese wichtige Aufgabe übertragen worden war. Er nickte. »Und was bedeutet es nicht? Logik, Bruder.«
    Rodericus runzelte die Stirn. »Sie haben mich nicht mitgenommen, obwohl sie die Gelegenheit gehabt hätten. Also …«
    »Ja?«
    »Also haben sie auch Bruder Warmund nicht.« Er betrachtete das abschwellende Veilchen in Eckhards Gesicht. »Aber wer ist dann Hunfried?«
    »Ich weiß es nicht.« Eckhard stützte die Hände auf den Tisch und stand auf. Plötzlich spürte er die Müdigkeit der letzten Tage in jedem einzelnen Knochen. »Ich bin sicher, wir werden es herausfinden. Aber dafür brauche ich Gottes Beistand und einen gesunden Schlaf.«
    »Dann lass uns das Kompletorium in der Kirche beten, Bruder Eckhard.« Rodericus brach mit einem erschrockenen Schrei ab, als Eckhard gegen ihn geschleudert wurde.
    Ein kräftiger Bauer stemmte die Fäuste in die Seite und trat einen Schritt auf einen abgerissenen Tagelöhner zu. Aus seinem Haar troff Bier. »Pass doch auf, wen du anrempelst!«
    »Ach, wen hab ich denn angerempelt?«, fauchte der kleinere Mann und hielt seinen halb leeren Krug hoch. »Den kriegst du gleich auch noch über den Kopf, wenn du nicht dein großes Maul hältst!«
    Mit erschrockenen Augen sah Rodericus zu, wie die beiden Männer aufeinander losgingen.
    Trotz des Größenunterschieds war der magere Kerl seinem Gegner mehr als gewachsen. Immer wieder wich er den wütenden Schlägen aus und fand sogar Zeit zu einem höhnischen Lachen. »Ist das alles, Fettsack?«
    Um sie herum brandete Gelächter auf, das abbrach, als der Tagelöhner seinen Gegner in die Umstehenden stieß.
    Tischplatten wurden von ihren Holzblöcken gerissen, gleichzeitig versuchte der Wirt, sich zu den Streithähnen durchzukämpfen. »Hört schon auf!«, brüllte er über den anschwellenden Lärm hinweg.
    »Bist du noch bei Trost, Bauerntrampel?« Der Gestoßene rappelte sich auf und wandte sich dem neuen Gegner zu.
    »Hört auf!«, schrie der Wirt hilflos. Er duckte sich, als ein Bierkrug in seine Richtung flog.
    Eckhard packte Rodericus am Ärmel seiner Kutte. »Das gefällt mir nicht«, zischte er. »Wir sollten verschwinden!«
    Rodericus nickte, ohne den Blick von dem Aufruhr zu lösen. Die Fackeln an den Wänden beleuchteten wütende Gesichter, die im unsicheren Licht auf und ab tanzten.
    »Komm schon!«, brüllte Eckhard ihm ins Ohr. Er versuchte, sich zu den Gästekammern durchzudrängeln, doch ein Knäuel rempelnder Männer versperrte ihm den Weg. Ein Stoß in die Seite ließ ihn stolpern. Er drehte sich um und sah im spärlichen Licht das Gesicht des Tagelöhners, der den Streit begonnen hatte. Sekundenlang schauten sie sich an, dann duckte der Mann sich weg und verschwand im Getümmel.
    »Bruder Eckhard!«
    Eckhard fuhr herum, als er den schrillen Schrei hörte, doch Rodericus war nicht mehr an seiner Seite. Verzweifelt sah er sich um.
    »Bruder Eckhard, hilf mir!«
    Diesmal sah Eckhard seinen jungen Ordensbruder. Rodericus wehrte sich aus Leibeskräften gegen einen Mann, der ihn gewaltsam zum Ausgang schleppte. Mit einem Fluch versuchte Eckhard zu folgen, aber in dem Gewirr aus stoßenden, schlagenden Männern und umgestürzten Möbeln gab es kaum ein Fortkommen. Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Mehr denn je wünschte er Wulfhard an seine Seite.
    »Wenn man ihn einmal braucht, ist er nicht da!«, keuchte er und versuchte, Rodericus wiederzufinden, den er für Sekunden im Halbdunkel aus den Augen verloren hatte. Plötzlich hielt er den Atem an. In der Tür der Weinrebe war eine bekannte Gestalt aufgetaucht. Ein hünenhafter Mann mit blonden Haaren stand dort und versuchte, einen Überblick zu gewinnen.
    »Hunfried!«, stieß Eckhard hervor. Er merkte kaum, wie er erneut zur Seite gestoßen wurde. Seine Gedanken rasten,

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