Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)
Ritter rannten zwei weitere Schützen um, bevor die Geschosse auch sie niederstreckten.
Fulbach erhob sich aus seiner Deckung und fluchte. Vier Männer in wenigen Augenblicken verloren. Unglaublich. Vielleicht hätte er Kylion Langenmann nicht töten sollen. Er betrachtete die drei Ritter. Die Männer der königlichen Garde waren wirklich unglaubliche Kämpfer. Und sie verachteten den Tod. Fulbach hatte nicht damit gerechnet, sie hier vorzufinden. Wieder eine Lektion, die er teuer bezahlen musste. Man konnte nie genug wissen, man konnte niemals genug Spione haben. Man musste immer mit allem rechnen.
Welche Überraschungen warteten hier noch auf ihn? Hätte er die Ritter am Leben lassen müssen, damit der König nicht misstrauisch wurde? Was würde geschehen, wenn Karl hier eintraf und seine Männer ihn nicht begrüßten? Gab es einen geheimen Treffpunkt, ein Zeichen, wenn Gefahr drohte? Er musste die übrigen Leute der Burg befragen.
»Jaroslav! Findet heraus, ob die Ritter von Karl erwartet werden, wenn er hier eintrifft. Und wendet nur so viel Gewalt an wie nötig.«
Der Hauptmann winkte seinen Männern und eilte davon. Sie durchsuchten jeden Winkel der Burg und förderten vier Knechte, sechs Mägde und einen Verwalter zutage, der sich vor Angst in die Hosen machte.
Sie brauchten niemanden zu foltern. Die Ritter waren rein zufällig hier gewesen, auf der Durchreise nach Wien. Innerhalb der nächsten zwei oder drei Wochen würde sie niemand vermissen. Das ging aus den Dokumenten hervor, die sie bei sich getragen hatten. Fulbach atmete auf. Endlich hatte seine Pechsträhne ein Ende.
Er beschloss, dem Herrn für diese Gnade zu danken. In der winzigen Kapelle kniete er unter dem Kreuz nieder und faltete die Hände. »Herr, ich danke dir, dass du deine schützende Hand über mich hältst. Und ich bitte dich, sei deinem Diener auch weiterhin gnädig. Leite mich auf sicherem Weg, und zeige mir, wo Amalie Belcredi, die schlimmste Feindin deiner heiligen Kirche, darauf wartet, die Christenheit ins Verderben zu stürzen.«
Fulbach wartete auf eine Antwort. Doch Gott schwieg.
***
Engelbert nahm den Schemel und zerschmetterte ihn auf dem Fußboden. Rebekka war wie vom Erdboden verschluckt. Nicht in ihrem Zimmer, nicht im Palas, nicht im Keller. Er konnte nicht glauben, dass sie ihre Drohung wahrgemacht hatte und allein aufgebrochen war.
Er rannte auf den Burghof und blickte sich hektisch nach allen Seiten um. Er hatte die Männer alarmiert, doch bisher hatte niemand die junge Frau auftreiben können. Plötzlich schlug er sich vor die Stirn. Das Pferd! Ohne zu zögern, rannte er in den Stall. Vila fehlte. Und zwei weitere Tiere. Das von Vojtech von Pilsen und ein Packpferd. Vojtech, verflucht, hatte er sich so sehr in dem Mann getäuscht?
Engelbert lief zurück in den Hof. »Bohumir!«, rief er zum Turm hoch, wo der Ritter eben einen Wachmann am Wams gepackt hatte, um ihn auszuquetschen. »Wer hatte Wache heute Nacht?«
»Vojtech von Pilsen, Herr, und der hier.« Er schüttelte den Wachmann, der das willenlos über sich ergehen ließ.
Engelbert sprang die Stufen hinauf. Dem Mann, den Bohumir immer noch am Wickel hatte, stand die Angst ins Gesicht geschrieben. »Wo sind Vojtech von Pilsen und Amalie Severin?«, grollte Engelbert.
»Ich weiß es nicht, Herr«, stammelte der Mann, der fast einen Kopf größer war als Bohumir.
Mit einer blitzartigen Bewegung setzte Engelbert ihm sein Messer an die Kehle. »Rede! Jetzt. Oder du bist tot.«
Schweiß trat dem Mann auf die Stirn. »Er ist heute Nacht durch die Mannpforte. Er sagte, er wollte nur einen kleinen Ausflug machen. Er hat es geschworen. Ich dachte, er wolle die Metze – na ja, Ihr wisst schon.«
Engelbert musste sich beherrschen, um nicht auf der Stelle zuzustechen. Er erhöhte den Druck auf die Klinge. Das Messer ritzte die Haut des Mannes. Ein Tropfen Blut quoll hervor. »Mit einem Packpferd? Einen kleinen Ausflug? Was hat er dir gegeben, damit du das Maul hältst?«, brüllte Engelbert.
Der Wachmann stand kurz davor zu weinen. »Zwanzig Groschen. Ich konnte …«
Engelbert hieb seine Faust in den Magen des Mannes, der einknickte wie ein Strohhalm. Er baute sich vor ihm auf. »Das Urteil lautet Tod durch langsames Erdrosseln. Vorher aber wird man dir die Haut vom Rücken schneiden, in schmalen Streifen. Die Strafe, die einem Verräter gebührt.«
Der Mann brach in Tränen aus. »Nein! Ich wusste doch nicht …! Tötet mich, Herr, das habe ich verdient,
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