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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Schachbrett verschob, wie es ihm beliebte. Er missbrauchte die Lehren eines weisen Mannes, um sie zu verwirren und um sie hinzuhalten. »Was wisst Ihr über die Familie Belcredi?«
    »Nichts, was Ihr nicht auch wüsstet. Ich will Euch nur vor Euch selbst schützen. Eure Ungeduld wird Euch eines Tages teuer zu stehen kommen. Handelt mit Bedacht. Lasst Euch nicht vom äußeren Anschein täuschen. Ich habe Schufte gesehen, die zu Helden wurden, und Ritter, die sich vor Angst die Rüstung versauten und ihre besten Freunde im Stich ließen.« Er erhob sich. »Wenige Tage noch. Dann brechen wir auf. Wenn wir zurück in Prag sind und die Reliquie übergeben haben, fragen wir den König, wann er uns freistellen kann, damit wir eine familiäre Angelegenheit regeln können. Wenn er in nächster Zeit keinen weiteren Auftrag für uns hat, machen wir uns daran, herauszufinden, was aus Euren Zieheltern geworden ist und was es mit Euren leiblichen Eltern auf sich hat.«
    »Wenn der König keinen weiteren Auftrag für uns hat?«, wiederholte Rebekka ungläubig. »Für uns? Was soll das heißen?«
    Von der Hardenburg hob die Hände und öffnete den Mund.
    Doch Rebekka wollte nichts weiter hören. »Verlasst mein Gemach, auf der Stelle!«
    Der Ordensritter zögerte.
    Rebekka lief zur Tür und riss sie auf. »Hinaus mit Euch!«
    Steif trat der Ordensritter auf den Gang. »Wenn Ihr Euch beruhigt habt, können wir noch einmal über alles reden.« Ohne ein weiteres Wort schritt er davon.
    Sie starrte ihm hinterher, noch immer fassungslos. Weitere Aufträge! Nie hatte von der Hardenburg angedeutet, dass der König mehr von ihr wollen könnte als die Beschaffung dieser einen Reliquie. Sie wollte das nicht. Nie wieder würde sie stehlen, betrügen oder verraten. Nie wieder würde sie verantwortlich sein für den Tod von Menschen. Ohnmächtig vor Wut warf sie sich auf ihr Lager und schlug mit den Fäusten auf die Kissen ein.
    Erneut klopfte es.
    »Was wollt Ihr denn noch?«, schrie Rebekka. »Lasst mich gefälligst in Ruhe!«
    Die Tür öffnete sich, aber nicht der Ordensritter, sondern Vojtech von Pilsen trat ein, den Zeigefinger an die Lippen gelegt. Vorsichtig schloss er die Tür, kam zu ihr ans Bett.
    »Herrin, ich komme im rechten Moment, wie es scheint«, sagte er leise. »Ich habe mitbekommen, dass Engelbert Euch hinhält. Ihr habt so laut geschrien, dass man es in der halben Burg vernehmen konnte.«
    »Ja und? Was wollt Ihr? Schickt er Euch, um mich zu besänftigen?«
    »Ganz im Gegenteil. Der Ordensritter darf nicht wissen, dass ich Euch aufgesucht habe.« Vojtech zog eine Pergamentrolle aus der Tasche. »Ich bin auf Eurer Seite und möchte Euch etwas zeigen.«
    Neugierig richtete Rebekka sich auf. »Ihr seid auf meiner Seite? Was bedeutet das?«
    »Ich weiß, wer Ihr seid.«
    Erschrocken sah Rebekka ihn an.
    »Mehr noch, Amalie Belcredi. Ich kenne Eure Eltern.«
    Mehrere Gefühle gleichzeitig überrollten Rebekka. Erleichterung, dass er nicht wusste, dass sie Jüdin war; Freude, weil er ihre Eltern kannte; Neugier, was er ihr zu berichten hatte. »Was wisst Ihr von ihnen?«, flüsterte sie.
    »Ich gehöre zu den Getreuen Eurer Eltern, auch wenn ich im Augenblick in den Diensten des Königs stehe. Als wir uns in Prag begegnet sind, ist mir Eure ungeheure Ähnlichkeit mit Eurer Mutter gleich ins Auge gefallen. Doch ich war mir nicht sicher, ob Ihr es tatsächlich seid. Ich habe einen Brief von Euren Eltern.«
    Er hielt Rebekka das Pergament hin. Sie nahm es, rollte es auf, ihre Hände zitterten. Die Worte, die sie las, waren wie Musik.
    Pasovary, am Martinstag im Jahre des Herrn 1349. Liebste Tochter, endlich kehrst du zurück in unsere Arme! So viele Jahre haben wir nach dir gesucht, doch jetzt haben wir dich endlich gefunden. Bald werden wir wieder eine Familie sein. Vojtech von Pilsen, unser treuer Ritter und Vertrauter, wird dich zu uns bringen. Du kannst ihm voll und ganz vertrauen. Doch gib acht, dass Engelbert von der Hardenburg dich nicht entdeckt, wenn du fliehst. Er will dich um jeden Preis von uns fernhalten. Sein Herr, der König, will uns übel. Gott sei mit dir, geliebte Tochter! In tiefer Liebe und froher Erwartung, deine Eltern.
    Rebekka traute ihren Augen nicht. Sollte am Ende alles so einfach sein? Ihre leiblichen Eltern lebten und wollten sie sehen? Lediglich ihr Zwist mit dem König hatte sie bisher von ihr ferngehalten?
    Sie hob den Blick. »Ist das auch wahr? Ich kann es kaum glauben.«
    »Ich war bereit, Euch

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