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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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aber bitte nicht häuten, ich flehe Euch an!«
    Engelbert trat einen Schritt zurück. »Nun gut, ich will Gnade vor Recht ergehen lassen.«
    Bohumir hob die Augenbrauen.
    »Ich ändere das Urteil von Erdrosseln und Häuten in Pfählen.«
    Der Mann brach schluchzend zusammen, Bohumir band ihm die Hände und rief nach zwei Wachleuten, die den Unglücksraben ins Verlies schleppten.
    Bohumir wandte sich an Engelbert. »Er hat einen großen Fehler begangen, Herr. Aber bitte, denkt daran, dass Pfählen …«
    Engelbert winkte ab. »Er soll nur ein wenig schmoren. Natürlich werde ich ihn nicht pfählen lassen. Das ist etwas für Barbaren. Er wird gehenkt, kurz und schmerzlos. Aber das kann dauern. Auf der Burg gibt es keinen Henker. Und ich glaube nicht, dass einer der Männer das Urteil vollstrecken möchte.«
    Bohumir verbeugte sich. »Natürlich, verzeiht.«
    Engelbert klopfte ihm auf die Schulter. »Schon gut. Einen Moment lang war ich so wütend, dass ich ihn am liebsten mit eigenen Händen erwürgt hätte. Lasst uns sehen, ob wir etwas bei Vojtechs Sachen finden.«
    Sie stiegen den Turm wieder hinunter, ängstliche Blicke trafen Engelbert. Alle hatten die Verkündung seines Urteils mit angehört. Er seufzte. »Hört her, Leute! Der Mann wird nur gehenkt, keine Sorge. Ich bin kein Unmensch.«
    Auf den Gesichtern machte sich Erleichterung breit. Einige verbeugten sich.
    Bohumir ging voran. »Gut, dass Vojtechs Bündel bei mir in der Kammer lag«, sagte er grimmig. »So wie die anderen auch. Darin sind all seine wertvollen Dinge verwahrt. Niemand kann sein Bündel an sich bringen, ohne mich zu fragen oder die Tür zu meiner Kammer aufzubrechen.«
    »Als hätte ich es geahnt«, meinte Engelbert grimmig. Er hatte dieses Vorgehen angeordnet, um mögliche Verräter schnell erkennen zu können und um zu verhindern, dass jemand einfach so floh. Ohne Urkunden und Siegelring, die sich im Bündel befinden mussten, war ein Ritter so gut wie nackt.
    »Wir müssen herausfinden, was der Bastard mit ihr vorhat.«
    »Ich fürchte, dass Vojtech gar nicht der Anstifter war.« Engelbert rieb sich die Schläfen. »Amalie hatte Grund, nicht allzu gut auf mich zu sprechen zu sein. Sie hat damit gedroht, allein aufzubrechen.«
    »Aber warum denn?« Bohumir blieb stehen und sah Engelbert fassungslos an.
    »Schaut mich nicht so an, Bohumir! Ich mache mir selbst schon genug Vorwürfe. Ich dachte, ich hätte sie besser im Griff.«
    »Niemand hat diese Frau im Griff.« Bohumir lächelte, wurde aber sofort wieder ernst.
    Engelbert verkniff sich eine Antwort. Er wollte sich nicht auch noch mit dem Ritter der königlichen Leibgarde überwerfen. Sie mussten an einem Strang ziehen, sie mussten Rebekka finden, so schnell wie möglich. Alles andere musste zurückstehen. Karl würde ihn pfählen lassen, wenn er erfuhr, dass er so jämmerlich versagt hatte. Nur gut, dass der König nicht wusste, dass Amalie Severin gar nicht Amalie Severin war. Engelbert schwirrte der Kopf. Er war dabei, sich seinem Herrn gegenüber in einem Lügengespinst zu verheddern. So bald wie möglich musste er reinen Tisch machen, musste er Karl einweihen.
    Mit weiten Schritten eilten sie zu Bohumirs Kammer. Mit einem Handgriff zog Engelbert das Bündel des Vojtech von Pilsen hervor und leerte den Inhalt auf den Boden. Der Siegelring klackte auf das Holz, mehrere Pergamentrollen fielen übereinander. Engelbert griff die oberste. Vojtechs Passierschein. Die nächste: Vojtechs Stammbaum, der ihn als Ritter auswies; anderenfalls hätte er niemals bei der königlichen Wache dienen dürfen. Auch die anderen Rollen erbrachten keine neuen Erkenntnisse. Engelbert drehte den Beutel auf die andere Seite. Nichts. Er tastete die Nähte ab, zog sein Messer, schlitzte den Stoff auf – und wurde fündig.
    Wie leichtsinnig! Das Versteck war viel zu leicht zu finden.
    Mit den Fingerspitzen fischte Engelbert ein winziges Stück Pergament aus der Naht heraus und entfaltete es. Leer! Leer? Vojtech war doch nicht so unbedarft, wie Engelbert angenommen hatte. Im Gegenteil, er war mit allen Wassern gewaschen. Es gab nur einen Grund, ein leeres Pergament so gut zu verstecken. Unsichtbare Tinte. Aber welche? Es gab viele. Manche wurden sichtbar, wenn man das Pergament erhitzte, andere musste man gegen das Licht halten, es gab aber auch solche, die man mit einem bestimmten Mittel oder Pulver bestreuen musste. Und das Vertrackte war: Wenn man die falsche Methode wählte, war die Schrift oft

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