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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Karl mag seine dunklen Seiten haben, aber er ist mit Sicherheit nicht der Teufel. Ich bin Karl nach wie vor Treue schuldig, und ich würde ihn niemals verraten. Aber Euch bin ich mein Leben schuldig. Ich werde also nicht ruhen, bis wir Eure Eltern gefunden haben, ob sie nun leben oder nicht. Es wird nicht ganz einfach werden.« Er knüpfte seine Kopfhaube auf, fuhr sich durch die wirren braunen Haare.
    Von außen drang Bohumirs Stimme in den Palas. »Engelbert! Da kommen Leute!«
    »Gräfin …« Er verbeugte sich.
    Rebekka lief es eiskalt über den Rücken. Schon wieder Feinde? Schon wieder Kampf und Tod? Ihr neuer Ritter schritt davon und ließ sie allein.
    Kurz darauf hörte sie Stimmen und Gelächter. Sie verstand nicht, was gesagt wurde, doch sie begriff, dass Bauern aus den umliegenden Dörfern gekommen waren, um den Rittern Vorräte zu bringen.
    Rebekka entspannte sich und sah sich in ihrem zerstörten Reich um, von dem niemand wissen durfte, dass es ihres war. Eigentlich gab es sie überhaupt nicht. Rebekka bat Menachem und Amalie Belcredi mussten sich verstecken, beide wurden von furchtbaren Feinden verfolgt. Statt ihres richtigen Namens trug sie einen, der ihr nicht gehörte, ja, den es gar nicht gab. Sie war eine Frau, die es nicht gab. Konnte es noch schlimmer kommen?
***
    »Wie kann er es wagen, dieser, dieser …« Louis de Montforts Gesicht war puterrot.
    Karl schmunzelte und nahm Ludwigs Brief wieder entgegen. Sein Gegner hatte ausgerechnet den Dänenkönig Waldemar IV. als Mittler in einer Streitsache angerufen. Es ging um wertvolle Besitztümer im Norden, Lehen an der Grenze zu Dänemark, die sich Waldemar am liebsten selbst einverleibt hätte. Ludwig gab Karl damit eine hervorragende Möglichkeit, die beiden gegeneinander auszuspielen. Wie konnte man nur so dumm sein!
    »Mein lieber Montfort, keine Frage, auch wir sind nicht erfreut über die Ränke der Wittelsbacher. Deshalb haben wir den Pfalzgrafen Ruprecht gebeten, im Streit zwischen uns und Ludwig zu richten. Ruprecht wird sowohl von Ludwig als auch von Waldemar als Mittler anerkannt. Bald wird er das Urteil sprechen, und es wird lauten, dass die strittigen Lehen Ludwig zugesprochen werden. Ludwig wird sich verschlucken vor Schreck, wenn er das hört, denn er rechnet natürlich nicht damit. Er wird sich mit Waldemar anlegen müssen, der ja ebenfalls Anspruch auf die Lehen erhebt. Waldemar ist stark, etwa so stark wie Ludwig. Die beiden werden sich gegenseitig zerfleischen, bis ihr Mütchen gekühlt ist. Danach haben wir da oben Ruhe. Und in einigen Jahren, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, werden wir die Lehen wieder einziehen. So einfach ist das.«
    Montfort verneigte sich grinsend. »Ihr seid in der Tat ein weiser Herrscher.«
    Karl seufzte. Montfort mochte Recht haben, aber heute war ihm nicht nach Politik zumute. Anna stand kurz vor der Niederkunft. Das Kind konnte jederzeit kommen, und Karl betete seit Wochen darum, dass es ein Junge würde, sein Thronfolger, auf den er so sehnsüchtig wartete. Vieles würde einfacher werden, wenn er endlich einen Sohn vorweisen konnte.
    »Mein König, ich weiß, dass Ihr mit Euren Gedanken bei Anna und, so Gott will, bei Eurem Sohn seid.« Montfort bekreuzigte sich. »Dennoch gibt es wichtige Dinge zu regeln, die keinen Aufschub dulden.« Louis de Montfort zeigte auf die Pergamentrollen, die sich auf dem Tisch türmten.
    Karl seufzte und rief den Schreiber herbei. »Weiter geht es, nächster Fall. Lasst die Feder tanzen!« Karl nahm eine Binse und bog sie, bis sie fast brach. So wie mit dieser Binse verhielt es sich mit den Menschen. Man musste wissen, wie weit man sie biegen konnte, bevor sie brachen. Eine gebrochene Binse war ebenso nutzlos wie ein gebrochener Mensch. Wenn man einen Menschen brechen musste, dann mit großer Kraft und schnell. Biegen musste man die Menschen langsam, oft mit unendlicher Geduld.
    Er räusperte sich. »Wir, Karl, König von Gottes Gnaden, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches und König zu Böhmen, tun allen kund, die es sehen, lesen oder hören: Wir verleihen dem Burcharten von Seggendorf von Johsperch den Bann und das Halsgericht in allen seinen Gerichten, Dörfern und Märkten. Dies ward gegeben den 8. Januar im Jahre des Herrn 1350.«
    Heute war zwar der sechzehnte Januar, aber aufgrund einer Rechtsstreitigkeit musste Karl den Erlass vordatieren, damit ein Urteil, das Burchart bereits ausgesprochen hatte, gültig blieb.
    Karl nahm einen Bund Binsen und zerteilte

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