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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Karl frösteln ließ.
    Karl wollte in den Schlaf zurücksinken. Er schloss die Augen, aber wieder rüttelte jemand an seiner Schulter. Wieder öffnete er die Augen, doch diesmal kannte er den Mann. Es war Montfort, und er strahlte über das ganze Gesicht.
    Karl war sofort hellwach. »Ich habe einen Sohn?«
    »Gesund und kräftig.«
    Karl rief die Kammerdiener, die ihn ankleideten. »Wie geht es Anna?«
    »Sie ist erschöpft, aber wohlauf.«
    Montfort eilte voran. Der Flur war bereits voll mit Menschen, die in Jubel ausbrachen, als Karl aus der Tür trat. Einen Augenblick lang war er verstört darüber, dass sein Hofstaat vor ihm von der wunderbaren Neuigkeit erfahren hatte. Doch im nächsten Augenblick dachte er nicht mehr daran. Jetzt musste er seinen Sohn sehen, seinen erstgeborenen Sohn, der ihm auf den Thron folgen würde, so Gott es wollte.
    Karl betrat Annas Gemach. Sie lag im Bett, wandte ihm das Gesicht zu und lächelte. In diesem Moment empfand er aufrichtige Zuneigung zu ihr, genährt aus tiefer Dankbarkeit, dass sie ihm einen Sohn geschenkt hatte. Neben dem Bett stand die Hebamme, die ein kleines Wesen in ihren Armen hielt, eingewickelt in weiße Leintücher. Karl trat näher. Zwischen den Tüchern kam ein winziger verschrumpelter Säugling zum Vorschein. Der Anblick war ihm vertraut: So hatten auch seine Töchter ausgesehen.
    Karl nahm seinen Sohn entgegen und hob ihn hoch. Er drehte sich im Kreis und rief: »Seht her! Dies ist mein Sohn Wenzel, geboren aus dem Schoß meiner Gattin, der Königin von Böhmen. Er allein ist mein rechtmäßiger Thronfolger.«
***
    »Hier entlang«, sagte Engelbert von der Hardenburg und wies auf das schwarze Loch.
    Rebekka schauderte. Dabei war sie in den vergangenen Wochen in so viele unterirdische Gänge und geheime Kammern gestiegen, dass sie sich langsam daran gewöhnt haben sollte. Doch jedes Mal musste sie in dem Moment, wenn sie vom Licht in die Finsternis wechselte, an jenen Gang in Rothenburg denken. Nichts war mehr so, wie sie es kannte, seit sie den geheimen Zulauf zur Mikwe als Fluchtweg benutzt hatte. Jedes Mal blitzte auch Mosbachs Gesicht kurz vor ihren Augen auf. Auch wenn sie noch so sehr versuchte, an etwas anderes zu denken.
    Matyas Romerskirch stellte sich ihr in den Weg. »Ich denke, dass dies hier nichts für die zarte Seele einer Frau ist. Wir brauchen Euch hier unten nicht.«
    Rebekka funkelte Romerskirch an. »Das ist …« Sie führte den Satz nicht zu Ende. Fast hätte sie sich verraten. Matyas Romerskirch machte sie wütend. Er versuchte, sie auszuschließen, wo immer es ging, seit sie diese Reise angetreten hatten. Außerdem tauchte er immer wieder aus dem Nichts auf und erschreckte sie zu Tode.
    »Das ist nicht Eure Entscheidung, Romerskirch.« Von der Hardenburg schob sich zwischen Rebekka und ihn. »Wenn Ihr jetzt bitte zur Seite treten würdet? Oder muss ich Euch daran erinnern, wer hier das Sagen hat?«
    »Ihr mögt vielleicht das Sagen haben, Ordensmann, aber das heißt noch lange nicht, dass Ihr auch das Richtige tut.«
    Von der Hardenburgs Züge versteinerten. »Es ist mir ein Rätsel, warum Karl Euch sein Vertrauen schenkt, Matyas Romerskirch.« Er spuckte den Namen aus wie einen Kirschkern. »Vielleicht, weil Ihr immer das Richtige tut? Zum Beispiel den König um ein Haar niederstrecken, weil Ihr ihn für einen von Fulbachs Verrätern haltet?«
    Rebekka hielt den Atem an. Die Geschichte, wie der König beinahe von den eigenen Männern getötet worden wäre, hatte sich schnell herumgesprochen. Allerdings glaubte sie nicht, dass der König Romerskirch in seinen Diensten behalten hätte, wenn auch nur der leiseste Verdacht bestünde, dass er etwas Böses im Schilde führte.
    Romerskirch griff an sein Schwert, doch Bohumir hielt seinen Arm fest. »Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?«, zischte er. »Engelbert! Matyas! Was sollen die Männer denken? Wollt Ihr, dass wir uns gegenseitig zerfleischen? Wir werden noch einige Wochen hier verbringen, und die Stimmung unter den Rittern ist schon jetzt nicht die beste.«
    Romerskirch ließ sein Schwert los, bedachte Rebekka mit einem kalten Blick, wandte sich ab und stolzierte davon.
    Der Ordensritter holte tief Luft. »Verzeiht, Bohumir, aber Ihr wisst so gut wie ich, dass er meine Befehlsgewalt nicht anzweifeln darf. Das ist schlimmer als alles andere.«
    Bohumir nahm Rebekka am Arm und führte sie zu dem Loch. »Romerskirch ist dem König bei seinem Leben treu ergeben«, sagte

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