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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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bräuchten wir noch den Text, auf dessen Grundlage die Verschlüsselung angefertigt wurde. Vermutlich eine weitere Stelle in der Bibel. Jede Zahl beziffert die Häufigkeit, mit der ein Buchstabe in dieser Bibelstelle vorkommt.« Er warf einen Blick auf die Zahlen und zuckte mit den Schultern. »Oder auch nicht, wenn es eine andere Art der Verschlüsselung ist. Wenn die Zahlen auf eine bestimmte Position im Text verweisen. Wie auch immer. Wir brauchen die zweite Zahlenreihe. Sie ist der Schlüssel. So kommen wir nicht weiter.«
    Rebekka spürte Enttäuschung in sich aufsteigen. Sie hatte sich mehr von diesem Besuch erhofft.
    Engelbert schien es kaum anders zu ergehen, obwohl er es besser verbarg. Er streckte sich. »Was bin ich Euch schuldig?«
    »Die Antwort«, entgegnete Noah ben Solomon.
    Rebekka hörte nicht weiter zu. Ihr ging die Zahlenfolge nicht mehr aus dem Kopf. Wo könnte der Schlüssel versteckt sein? Plötzlich packte sie von der Hardenburg an der Schulter, der sie verblüfft ansah. »Gibt es einen Plan von Pasovary? Ich weiß, die Burg ist niedergebrannt, aber vielleicht gibt es Geheimgänge und unterirdische Kammern, die vom Feuer verschont wurden.«
    »Aber ja!« Engelbert schlug sich mit der Faust in die Hand. »Bei allen Heiligen, Ihr habt Recht. Der Schlüssel muss in Pasovary liegen.«
    Rebekka ließ ihn los. »Wir brechen gleich morgen auf!«
    Engelbert grinste. »Ausnahmsweise sind wir uns einmal einig.«
***
    Es gab eine ganze Reihe Foltermethoden, mit denen man schnell zum Ziel kam. Die meisten verursachten solch große Schmerzen, dass die Delinquenten so laut schrien, dass selbst dicke Kerkermauern den Schall nicht schluckten.
    Rupert Fulbach betrachtete den Mann, der vor ihm auf dem Boden lag. An ihm hatte er eine lautlose Folter angewandt: den Kopf in Wasser tauchen, bis das Opfer fast ertrank. Es konnte nicht schreien, wenn man seinen Kopf wieder herauszog, es war viel zu sehr mit Luftholen beschäftigt. Aber es litt nicht minder Todesangst. Und das wieder und wieder. Niemand hielt das lange durch.
    Es war ein Kinderspiel gewesen, in das Haus von Noah ben Solomon einzudringen, und es hatte nicht einmal den zehnten Teil einer Stunde gebraucht, um alles aus ihm herauszuholen.
    Fulbach dankte dem Herrgott immer wieder für die gute Fügung, die ihn gerade noch so rechtzeitig in die Hauptstadt zurückgeführt hatte, dass einer seiner Männer Engelbert von der Hardenburg und diese angebliche Belcredi-Metze bei ihrem Besuch im Judenviertel hatte beschatten können. Es war wirklich einfach gewesen. Zu einfach. Der Ordensritter wurde allmählich leichtsinnig.
    Nach dem Besuch war von der Hardenburg mit seinem Gefolge zum Hradschin geprescht, als hätte er den Teufel im Nacken. Und heute Morgen waren sie in aller Herrgottsfrühe von der Kommende aus aufgebrochen: der Ordensritter, diese Metze und eine schwere Eskorte von fünfzehn voll gerüsteten Rittern. Sie hatten drei Packpferde dabei, eines davon mit Käfigen beladen, in denen Brieftauben darauf warteten, zurück zu ihrem Taubenschlag auf den Hradschin zu fliegen.
    Seit dem Plausch mit Noah ben Solomon wusste Fulbach auch, wohin sie wollten: nach Pasovary. Unter der Burg lag angeblich der Schlüssel zur Reliquie aller Reliquien.
    Fulbach konnte es kaum glauben. Er hatte selbst schon vor Jahren dort alles abgesucht. Aber er besaß keinen Plan der Burg. Es musste geheime Kammern geben, von denen er nichts wusste. Dafür wusste er etwas anderes. Der gute Noah hatte nämlich eine Information herausgerückt, nach der Fulbach gar nicht gefragt hatte. Die Metze an von der Hardenburgs Seite war mitnichten Amalie Belcredi. Sie war eine Jüdin! Und er konnte sich denken, welches Spiel sie spielte. Und wer ihre wahren Mitspieler waren. Die Juden wollten die heiligste Reliquie der Christenheit an sich bringen. Und damit auch die Macht, die ihr innewohnte. Anders konnte es nicht sein. Die Metze hatte sich bei Hof eingeschlichen und allen mit ihren Hexenkünsten den Kopf verdreht. Teufelswerk! Kam der Antichrist nicht immer in der Gestalt schöner junger Frauen daher? Und dieser lächerliche böhmische König fiel natürlich darauf herein. Fulbach ballte die Faust. Nicht mehr lange, das schwor er sich.
    Rupert Fulbach war bereit, alles zu tun, um den Niedergang der Christenheit zu verhindern. Auch sein eigenes Leben würde er ohne Zögern dafür geben. Er faltete die Hände. »Herr im Himmel, gib mir die Kraft, dein Reich auf Erden vor der Macht des Teufels

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