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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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verlesen. Johann verstand kein Wort, aber er wusste, dass es einen besonderen Namen im Buch Ester gab: Haman. Immer wenn er fiel, brach ein ohrenbetäubender Lärm aus, den die Kinder mit Töpfen, Pfannen und Rasseln erzeugten. Haman war ein böser Mensch gewesen, der die Juden geknechtet hatte und sie vernichten wollte. Doch besagter Ester gelang es, durch Beten die Katastrophe zu verhindern. Wäre es doch immer so einfach!
    Das Fest nahm seinen Lauf, und dazu gehörte, dass man so viele gefüllte Fladen, sogenannte Hamantaschen, wie möglich vertilgte und so lange Wein trank, bis man die Sätze »Verflucht sei Haman« und »Gesegnet sei Mordechai« nicht mehr voneinander unterscheiden konnte.
    Klaglos nahmen seine Gastgeber hin, dass Johann keinen Wein trank. Bevor Schmul so betrunken war, dass ihm das Sprechen ernsthaft Mühen bereitete, nahm er Johann auf die Seite.
    »Mein lieber Freund!«, begann er, leicht schwankend. »Du bist uns immer willkommen, denn du bist ein guter Mensch.« Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. »Deshalb will ich dir nun endlich deine Frage beantworten.«
    Johann blieb das Herz stehen. »Rebekka?«
    »Sie war hier. Ich selbst habe mit ihr gesprochen. Sie hat sich nach dem Schicksal ihrer Familie in Rothenburg erkundigt, doch damals wussten wir noch nicht, was geschehen war.« Er verstummte.
    Auch Johann schwieg betroffen. Er schämte sich für seine Stadt. »Ist das alles?«, fragte er schließlich.
    »Nicht ganz. Sie wurde einige Male mit einem gewissen Engelbert von der Hardenburg gesehen, einem Ritter des Deutschen Ordens, der in den Diensten des Königs steht.«
    Johann musste an die Ordensritter denken, die er an dem Tag gesehen hatte, als er Schmul zum ersten Mal aufgesucht hatte. Sie hatten das Haus eines Juden betreten, der kurz darauf verschwunden war. »Was in aller Welt hat sie mit einem Deutschordensritter zu tun?«
    Schmul schüttelte den Kopf. »Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass von der Hardenburg vor einigen Wochen die Stadt verlassen hat, kurz nach eurem Weihnachtsfest. Angeblich hat sie ihn begleitet.«
    Johann schloss die Augen. So nah war er Rebekka gewesen, ohne es zu wissen! Und nun war sie wieder fort. Immerhin lebte sie. Doch was hatte es mit diesem Ordensritter auf sich? War sie seine Gefangene? Seine Sklavin? Oder gar seine Geliebte?
***
    Die Sonne schien. Nur an wenigen Stellen sprenkelten Reste von Schnee die Landschaft mit weißen Flecken. Innerhalb von nur zwei Tagen war die öde Winterlandschaft den ersten Vorboten des Frühlings gewichen.
    Es gab keinen Grund mehr, länger auf Pasovary auszuharren. Deshalb hatten sie beschlossen, nach Prag zurückzukehren, und alles zusammengepackt. Sie hatten das Rätsel nicht gelöst, obwohl sie sechs Wochen lang jedes Stück Pergament in der Bibliothek ein halbes Dutzend Mal studiert, ja sogar nach weiteren verborgenen Gängen und Kammern gesucht hatten.
    Gestern, nachdem sie ein letztes Mal alle Regalbretter und Truhen in der Bibliothek nach geheimen Fächern abgeklopft hatten, hatte Rebekka versucht, einen Sinn in ihrem Misserfolg zu sehen. »Was, wenn es die Reliquie gar nicht gibt?«, hatte sie gesagt. »Dann wären all diese Rätsel und Hinweise eine ausgesprochen kunstvolle Ablenkung.«
    »Von was?«, hatte Bohumir gefragt.
    »Überlegt doch einmal, worum es geht«, hatte sie erwidert. »Angeblich ist die gesamte Christenheit in Gefahr, sollte die Reliquie in falsche Hände geraten. Was also läge näher, als sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen? Sie zu vernichten? Und dann falsche Fährten zu legen, um die Feinde der Christenheit zu beschäftigen.«
    Von der Hardenburg hatte die Brauen hochgezogen und sie mit einem anerkennenden Lächeln angesehen. »Euer Verstand ist ebenso scharf wie mein Schwert. Ich war bisher fest davon überzeugt, dass es diese Reliquie geben muss, dass alles wahr ist. Aber was, wenn ich mich täusche? Wir wissen ja nicht einmal, wonach wir suchen.«
    »Der Herr wird uns leiten!«, rief Romerskirch. »Oder zweifelt Ihr etwa daran, Hardenburg?«
    »Was ich zweifellos weiß, ist, dass der Herr uns aufgegeben hat, unseren Verstand zu gebrauchen und Fragen zu stellen. Wenn er uns ein Zeichen sendet, werden wir es nicht übersehen, verlasst Euch darauf!«
    Romerskirch schnappte nach Luft, aber er schwieg. Gegen von der Hardenburg hatte er im Streitgespräch keine Aussicht auf einen Sieg. Im Kampf Schwert gegen Schwert mochte es anders ausgehen.
    Rebekka hatte die

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