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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Hardenburg. Gott schütze Euch.«
    »Wartet!« Er berührte ihren Arm. »Ihr habt mir das Leben gerettet. Ich stehe tief in Eurer Schuld.«
    Rebekka senkte den Blick. »Ihr schuldet mir nichts, Bruder«, sagte sie lächelnd. »Ich habe gern geholfen.«
    »Ich habe gehofft, dass Ihr das sagen würdet. Ihr seid eine aufrichtige junge Frau, auch wenn Ihr versucht, Eure wahre Herkunft zu verbergen. Ihr seid Jüdin, nicht wahr?«
    Rebekka erschrak und zuckte zurück.
    Doch der Ordensritter lächelte warm. »Kein Angst, Amalie Severin. Ich will Euch nichts Böses. Setzt Euch. Ich habe eine Bitte.«
    Rebekkas Herz schlug wild, aber sie folgte seiner Aufforderung. Was blieb ihr anderes übrig? Ihr Schicksal lag in seiner Hand. Wenn von der Hardenburg Alarm schlüge, käme sie in arge Bedrängnis. Die Kaufleute waren anständige und aufrechte Männer, doch wie sie mit einer Jüdin verfahren würden, die sie belogen und sich als Christin bei ihnen eingeschlichen hatte, mochte sie sich lieber nicht vorstellen. Da war es besser, sich anzuhören, was der Ordensritter zu sagen hatte. Schließlich hatte er sie bisher nicht verraten. Vielleicht konnte sie ihm wirklich trauen.
    Sie sah ihn an. Sein rotbraunes Haar und der gleichfarbige Bart waren struppig, das Gesicht war blass und eingefallen, doch die Augen blickten klar und entschlossen. Seufzend ließ sie sich neben ihm auf einem Stoffballen nieder.
    »Wir haben nicht viel miteinander geredet, aber Ihr könnt nicht verbergen, dass Ihr gebildet seid. Mehr, als es bei einem Weib üblich ist.« Er schmunzelte. »Seid Ihr die Tochter eines Rabbiners?« Er winkte ab. »Ihr müsst es mir nicht erzählen. Die Zeit drängt.«
    »Ich verstehe nicht …«, begann Rebekka.
    Er lächelte schwach. »Seid nochmals versichert: Von mir droht Euch keinerlei Gefahr. Einige meiner besten Freunde sind Juden. Und hier in Prag stehen die Juden unter dem Schutz des Königs.«
    Rebekka hörte, was der Ordensritter sagte, aber sie war nicht überzeugt. Gab der König nicht die Juden im ganzen Lande preis? Er schien ihre Gedanken zu lesen.
    »In Prag sind die Juden wirklich sicher.« Mühsam richtete er sich auf. »Wie Ihr seht, Amalie, bin ich noch schwach. Aber ich habe eine wichtige Botschaft für unseren König Karl. Er muss sie noch heute erhalten. Ich möchte, dass Ihr sie ihm überbringt. Euch vertraue ich. Ihr seid reinen Herzens. Und ich könnte Euch helfen zu finden, was Ihr sucht. Denn Ihr sucht doch etwas, oder?«
    Rebekka sah den Mann argwöhnisch an. Was wusste er über sie? Hatte er heimlich ihr Bündel durchsucht? Hatte sie im Schlaf gesprochen, wenn sie während der Krankenwache eingenickt war? Oder versuchte er, sie auszuhorchen? Viele Menschen waren auf die eine oder andere Art auf der Suche, vor allem, wenn sie auf Reisen waren. Dieser Ordensritter war schlau. Und mächtig. Und er schien etwas über die Familie Belcredi zu wissen. Wenn er ihr wirklich helfen konnte, dann hätte sie mit ihm einen starken Verbündeten.
    »Ist nicht jeder immer auf der Suche?«, erwiderte sie vorsichtig.
    Der Ordensritter lachte rau. »Ich wusste, dass Ihr die Richtige für diese Aufgabe seid. Helft Ihr mir?«
    Rebekka nickte.
    Der Ordensritter zeigte auf seine Tasche. Rebekka reichte sie ihm, und er zog einen kleinen Lederbeutel heraus.
    »Hierin findet Ihr ein Fingerreliquiar«, erklärte er. »Seine Majestät warten sehnsüchtig darauf. Und vier Briefe. Ein Schreiben an König Karl und ein Schreiben, das Euch als meine Botin ausweist. Ihr werdet es brauchen, um in die Burg auf dem Hradschin eingelassen zu werden, wo Karl residiert. Die beiden anderen Schriftstücke bestätigen die Echtheit der Reliquie.«
    Rebekka runzelte die Stirn. »Ihr habt bereits alles vorbereitet? Auch den Brief, der mich als Überbringerin der Reliquie legitimiert? Wann habt ihr das getan?«
    »Zum einen müsst Ihr auch manchmal schlafen, zum anderen wusste ich, dass Ihr gütig seid und mich nicht im Stich lasst. Verzeiht.« Der Ordensritter verzog das Gesicht zu einem schelmischen Grinsen, und Rebekka spürte die Willenskraft, die von ihm ausging, selbst jetzt, wo er schwer verletzt ans Krankenlager gefesselt war.
    »Nun gut«, sagte sie resigniert. »Ich werde tun, worum Ihr mich bittet. Und danach will ich alles von Euch wissen, was Ihr über die Familie Belcredi wisst. Ihr habt versprochen, mir zu helfen, wenn ich Euch helfe. Ich werde Euch beim Wort nehmen.«
    Langsam legte Engelbert von der Hardenburg seine rechte Faust

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