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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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auszehrende Reise liegt vor uns.«
    Rebekka nickte stumm und folgte dem Novizen ohne Widerspruch. Je schneller sie ihre Aufgabe hinter sich brachte, desto schneller würde sie zurück sein und endlich frei, um das Schicksal ihrer geliebten Zieheltern in Erfahrung zu bringen und das Geheimnis der Belcredis zu lüften.
***
    Kylion Langenmann drückte dem Söldner die Augen zu. Mit letzter Kraft hatte sich der schwer verwundete Mann zum Minoritenkloster geschleppt, dem vereinbarten Treffpunkt, und atemlos berichtet, dass der Plan fehlgegangen war. Engelbert von der Hardenburg lebte, und Amalie Belcredi war ihnen entwischt. Abt Fulbach würde schäumen vor Wut.
    Alle fünf Söldner waren tot. Zwei von ihnen von Getreidesäcken erschlagen! Mit Mühe und Not hatte Kylion dafür sorgen können, dass die Männer aus der Stadt geschafft wurden, bevor jemand die Leichen fand und Fragen stellte. Dumme Tölpel! Sie hatten es nicht besser verdient! Von der Hardenburg zu unterschätzen war tödlich, und die Söldner hatten ihn maßlos unterschätzt.
    Die Männer, die von der Hardenburg begleitet hatten, waren keine gewöhnlichen Soldaten gewesen, sondern Ritter, erfahren im Kampf und stark wie Bären. Wahrscheinlich Männer aus der Leibgarde des Königs. Von der Hardenburg musste etwas geahnt haben, denn in den Tagen zuvor war Amalie Belcredi ohne Bewachung in Prag unterwegs gewesen. Verdammt, wer hatte das Wasser nicht halten können? Gab es einen Verräter in ihren Reihen? Kylion kratzte sich das stoppelige Kinn. Oder war der Ordensritter aus einem ganz anderen Grund so schwer bewaffnet herumgelaufen?
    Die Tür zur Kammer quietschte in den Angeln, ein großer, dünner Mann trat ein, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Kylions Herz schlug schneller, er brauchte das Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass Abt Fulbach vor ihm stand.
    Fulbach rührte sich nicht, seine Hände versteckte er in den weiten Ärmeln seines schwarzen Gewandes. Trug er darin das Messer, das er Kylion ins Herz rammen würde, weil er versagt hatte?
    »Ihr habt eine hervorragende Gelegenheit vertan, die Metze zu fangen. Nennt mir einen Grund, Euch nicht zu verstoßen und für vogelfrei zu erklären oder am besten gleich zu töten.« Der Abt wisperte nur, aber seine Stimme drang in jeden Winkel der Klosterzelle. Sie fuhr Kylion in den Magen wie fünf Zoll kalter Stahl.
    Kylion verbeugte sich. »Allein Eure Gnade …«
    Der Abt warf die Kapuze nach hinten, seine grauen Augen bohrten sich in Kylions braune. »Nein, Langenmann, nicht meine Gnade! Was ist geschehen?«
    Kylion schluckte. Sein Hals war so trocken, als müsse er einen Karren voller Schafswolle hinunterwürgen. »Von der Hardenburg schien vorbereitet«, flüsterte er heiser. »So, als hätte ihn jemand gewarnt. Die Leute, die ihn begleiteten, waren ausgezeichnete Kämpfer. Und bis an die Zähne bewaffnet.«
    »Ach ja?«
    »Jemand muss ihm gesteckt haben, dass die Metze in Gefahr ist.«
    »Unfug!«, widersprach der Abt. »Jemand hat ihm gesteckt, dass sein Interesse an den Belcredis ungesund ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er eine solche Memme ist und gleich ein halbes Dutzend Leibwächter anheuert.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Spart Eure Luft, Langenmann. Morgen brechen von der Hardenburg, Amalie Belcredi, sechs Männer der königlichen Leibgarde und vier Hauptmänner der Wache zu einer Reise auf. Niemand weiß, wohin. Ihr folgt ihnen wie ein Schatten und greift Euch Amalie Belcredi. Und zwar ohne einen Kratzer und ohne Aufsehen. Lasst alle anderen verschwinden. Das ist Eure Bewährungsprobe. Eure letzte.«
    Der Abt warf sich die Kapuze über den Kopf und ließ einen Beutel auf den Steinboden fallen. Wie ein Schatten verschwand er aus der Zelle.
    Kylion fragte sich, ob er nicht einer Sinnestäuschung aufgesessen war, doch der Beutel belehrte ihn eines Besseren. Er war gefüllt mit Goldmünzen. Viel Geld, zweifellos, aber nicht genug. Gegen die Elitesoldaten des Königs musste er eine kleine Armee aufbieten.
    Kylion ließ sich neben dem toten Söldner auf die Pritsche fallen, vergrub sein Gesicht in den Händen und dachte nach. Wer schuldete ihm einen Gefallen? Wen konnte er erpressen? Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Das war es! Er sprang von der Pritsche und schlug sich mit der Faust in die Hand. In diesem Fall war nicht brachiale Gewalt gefragt, sondern die List eines Fuchses.

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GESCHMOLZENE B URG
    N OVEMBER 1349/C HESCHWAN 5110
    Engelbert von der Hardenburg bellte den Befehl zum

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