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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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an manchen Tagen kommt fast der gesamte Handel zum Erliegen. Und eine Kirche im Herzen von Nürnberg wäre doch auch im Interesse Eurer Majestät.«
    »Ja, ja, schon gut.« Karl schnappte sich wieder das Messer und zerteilte ein paar Binsen. Das beruhigte ihn und gab ihm Zeit zum Nachdenken. Er brauchte Geld. Die Außenstände der Krone hatten sich auf die unglaubliche Summe von fast dreihunderttausend Prager Groschen summiert, aber das Geld einzutreiben war schier unmöglich. Der Bau der Neustadt in Prag ging gut voran, doch spätestens in sechs Monaten würde er zahlungsunfähig sein, wenn er nichts unternahm. Das Geld rann ihm durch die Finger wie Wasser. Er hatte keine Wahl. Die Nürnberger würden mit den Juden kurzen Prozess machen, sie im besten Falle vertreiben. Aber wahrscheinlich würden nur wenige überleben. Also musste er zumindest den Preis hochtreiben. Er lehnte sich zurück. »Wir wünschen, dass ihr die Juden umsiedelt.«
    Stromer holte tief Luft. »Aber, mein König, wie sollen wir das denn anstellen? Und wer soll das bezahlen?«
    Vorchtel knetete seine Hände. »Sagt Ihr nicht immer, es sind Eure Juden?«
    »Was?« Karl hielt inne, die Ratsherren senkten die Köpfe, seine Leibgarde ließ ein wenig die Schwerter klirren.
    »Verzeiht, Herr, wir wollten nicht …« Stromer versuchte, die Frechheit wiedergutzumachen, aber Karl hörte gar nicht hin.
    Denn Vorchtel hatte nur zu Recht. Es waren seine Juden, Gott hatte sie ihm gegeben, um sein Werk voranzutreiben. Sie sollten nicht für ein Almosen sterben. Er würde sie noch teurer verkaufen, als er ursprünglich vorhatte. Viel teurer als in Rothenburg. Was war da nur geschehen? Er hatte gehört, alle Juden seien ums Leben gekommen. Warum alle? Das nützte niemandem. Es mussten immer genug übrig bleiben, damit sie alsbald die Zinsgeschäfte wieder aufnehmen konnten, die den Christen verboten waren. Die Juden waren eine Einnahmequelle, auf die Karl nicht verzichten konnte, und sie waren ein wichtiges Glied in der Kette des Geldkreislaufs, der sein Reich zusammenhielt. Riss dieses Glied, verlor er seine Macht, die er mit einem Krieg niemals wiedergewinnen konnte. Er zerhackte ein paar Binsen. Krieg! Was für eine Verschwendung, was für eine Torheit.
    Karl spann den Gedanken weiter. Er brauchte die Juden dringender als je zuvor. In Rothenburg hatte er nicht aufgepasst, in Nürnberg würde er dafür sorgen, dass genug überlebten. Aber niemand durfte es erfahren. Karl stieß das Messer mit der Spitze in den Tisch, die Ratsherren wurden blass. Immerhin hatten sie noch ein wenig Angst vor ihm. Aber sie wussten genau, dass er ihnen kein Haar krümmen würde. Im Gegenteil.
    »Was Ihr sagt, Ratsherr Vorchtel, ist vollkommen richtig. Es sind unsere Juden, und natürlich möchten wir den ehrenwerten Handelsleuten nicht im Wege stehen, wenn es darum geht, noch bessere Geschäfte zu machen, von denen wir ebenfalls profitieren. Nürnberg ist ein Kleinod, und das soll auch so bleiben.« Er zog das Messer aus dem Tisch und nahm sich ein paar Binsen vor. »Was wir an Euch schätzen, werte Herren, ist Eure Rechtschaffenheit. Was Ihr versprecht, das haltet Ihr auch. Wir schätzen auch Eure guten Verbindungen und das Netz Eurer …«, Karl räusperte sich, »… Eurer Nachrichtengänger, die immer bestens Bescheid wissen über alles und jeden. Wir sind froh, dass Ihr uns all das zur Verfügung stellt.«
    Die drei Ratsherren murmelten ihre Zustimmung.
    Karl ließ seinen Blick über die Männer gleiten und fasste Ulrich Stromer ins Auge. »Ihr wolltet doch schon immer das Haus des Isaak von Schleswitz haben, nicht wahr?«
    Stromer fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »In der Tat, mein König. Es ist ein Haus, das eines Ratsherrn würdig wäre und nicht …«
    Karl fuhr mit dem Messer durch die Luft. »Spart Euch Eure Worte, Stromer, und hört Euch unsere Bedingungen an. Montfort!«
    Karl wusste, dass die Stadt Nürnberg im Moment in Zahlungsschwierigkeiten war, aber er wusste auch, welch gigantisches Vermögen die Ratsherren außerhalb der Stadtkasse angehäuft hatten. Seine Spione, die nicht minder gut waren als die der Nürnberger, hatten ihm Abschriften von Kreditbriefen zugespielt, die in Frankfurt, Trier, Mailand und Florenz deponiert waren. Eine allzu große Macht. Er musste Nürnberg noch fester an sich binden, denn Nürnberg sollte nach Prag eine Säule seines Reiches werden, Residenzstadt und wirtschaftlicher Mittelpunkt.
    Der Bischof trat an den Tisch und

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