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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Fluss, der auch durch Znaim floss. Am südlichen Rand von Znaim, außerhalb der Stadtmauern, erwartete das Kloster Louka sie.
    Sie traten auf eine kleine Lichtung, gerade groß genug, sie alle aufzunehmen. Dort würde man sie nur durch Zufall entdecken können. Die Karte, die der Ordensritter verloren hatte, war in der Tat ein kostbarer Schatz gewesen. Wenn Rebekka sie nicht aus der Erinnerung hätte neu aufzeichnen können, wäre das Wissen vieler Männer für immer verloren gewesen.
    Bohumir hatte ihr erklärt, dass die Karte die Einzige ihrer Art war, dass viele verschiedene Kundschafter ihr Wissen dort eingetragen hatten und niemand jemals den ganzen Lageplan gesehen hatte, denn die restlichen Teile waren abgedeckt gewesen, als die Männer ihr Wissen aufgezeichnet hatten. Nur wenige außer Bohumir, Engelbert und ihr hatten je die ganze Karte gesehen. Nur sie wussten, dass es nordöstlich von Znaim in der Gegend von Blansko hunderte Höhlen gab, von denen die meisten noch gar nicht erforscht waren; sie kannten Quellen, die so versteckt lagen, dass man eher verdursten würde, als sie zu finden; sie kannten Verstecke, in denen Waffen und Verpflegung für die Männer des Königs verwahrt wurden; sie wussten, welche Burg leicht einzunehmen war und welche nicht, welcher Burgherr dem König wohlgesinnt war und bei welchem man sich dessen nicht sicher sein konnte. Aber sie wussten auch, wie schnell sich die Verhältnisse ändern konnten und dass die Karte in regelmäßigen Abständen neu angelegt werden musste, damit sie nicht veraltete.
    Von der Hardenburg rief Rebekka zu sich. Sie streichelte Vila die Nüstern und seufzte. Es war so weit. Langsam schritt sie zu ihm hinüber, Bohumir und Vojtech standen an seiner Seite. Bohumir sah besorgt aus. Vojtech blickte finster, seine grünen Augen, die sonst wie Smaragde leuchteten, wirkten fast braun. Die ganze Reise schon war er schweigsam gewesen. Als Rebekka ihn einmal vorsichtig darauf angesprochen hatte, hatte er nach einigem Hin und Her schließlich durchblicken lassen, dass er die Reliquienjagd im Namen des Königs missbillige. Allein ihretwegen habe er sich freiwillig gemeldet.
    Auch der Ordensritter blickte ernst drein. »Ihr habt Euch alles gut eingeprägt?«, fragte er.
    Rebekka schwieg. Natürlich hatte sie das. Sie kannte jedes Tor im Kloster, jede Tür, jeden Raum. Sie wusste, wo die Reliquie verwahrt wurde, welche Nonne welches Amt innehatte. Sie kannte den Tagesablauf im Kloster und jeden Namen. Aber sie kannte die Stellung der Steine nicht.
    Bohumir hielt ihr ein schmutziges, halb zerrissenes Gewand hin, das jedoch aus feinstem Leinen genäht war. »Ihr werdet dennoch aussehen wie eine Königin.«
    Der Ordensritter schnaubte. »Das will ich nicht hoffen.« Er wandte sich an Bohumir. »Und Ihr solltet weniger Parzival lesen. Weder seid Ihr der Ritter Gawan, noch bedarf unser König einer Tafelrunde.«
    Bohumir räusperte sich. »Verzeiht dem Ordensritter, edle Dame, seinem Stand ist jeglicher Frohsinn verboten, und somit auch die köstliche Minne, aus der wir ungeheure Kraft schöpfen. So muss er verbittert durchs Land ziehen und andere mit seiner schlechten Laune vergiften.«
    »Bei Gott dem Allmächtigen, Bohumir, es ist ja gut«, stöhnte Engelbert. »Amalie ist eine anbetungswürdige Schönheit, keine Frage …«
    »Es reicht!«, rief Rebekka dazwischen, die sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass die Männer krampfhaft versuchten, sie aufzumuntern und ihr die Angst vor der gefährlichen Aufgabe zu nehmen. »Ihr balgt Euch um mich wie die Hunde um einen Knochen. Haben wir nicht etwas zu tun? Besser gesagt, habe ich nicht etwas zu tun, zu dem Ihr beide nicht in der Lage seid, weil Gott Euch als Männer erschaffen hat?«
    Engelbert und Bohumir sahen einander beschämt an, die anderen Männer husteten oder räusperten sich. Vojtech schüttelte wortlos den Kopf.
    Rebekka nahm Bohumir das Kleid aus der Hand und zog sich hinter einem Baum rasch um. Das Kleid passte wie auf die Haut geschneidert. Entweder hatte der Ordensritter ein hervorragendes Augenmaß, oder er hatte es von dem Schneider in Prag anfertigen lassen, bei dem sie verschiedene Gewänder in Auftrag gegeben hatte.
    Bohumir, Vojtech und ein Mann der Garde, dessen Namen Rebekka nicht kannte, machten sich auf den Weg. Der Plan war einfach, dennoch baute er auf glückliche Umstände und barg mehr Risiken als die Eroberung von Mesenice.
    Kurz bevor sie den Weg zum Kloster erreichten, verhüllte sich

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