Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
Vom Netzwerk:
überreichte Karl eine Pergamentrolle, auf der die größten Gläubiger der Krone samt der Summen, die Karl ihnen schuldete, aufgelistet waren. Insgesamt mehr als eine Million Prager Groschen, also nahezu fünftausend Pfund Silber. Karl wog die Rolle in seiner Hand. »Dieses Pergament, die Übernahme dieser Verpflichtungen gegen das Haus des Juden Isaak von Schleswitz.«
    Er reichte das Pergament über den Tisch. Ulrich Stromer entrollte es, las schweigend. Seine Miene versteinerte.
    Karl hob eine Augenbraue. »Ihr könnt es in mehreren Raten zahlen. Die erste sollte innerhalb der nächsten zwei Wochen eingehen. Die nächste vor Ablauf zweier Monate. Und dann innert einem Jahr in gleichen Raten der Rest. Zusätzlich überlässt die Stadt Nürnberg der Krone zehn Jahre lang den zehnten Teil ihrer Zoll- und Steuereinnahmen. Dafür gehen die Häuser der Juden einschließlich aller beweglichen Güter, die sich darin befinden, in den Besitz der Stadt über. Das ist mehr als großzügig.«
    Ulrich Stromer kämpfte sichtlich mit der Fassung. Seine Begleiter waren bleich geworden. Es war eine ungeheure Summe, und der Gegenwert war schwer zu beziffern.
    Die Ratsherren wussten jedoch genau, worum sie baten: Ohne den zusätzlichen Markt lief Nürnberg Gefahr, seine Vorrangstellung als Handelsplatz einzubüßen. Sie hatten keine Wahl.
    Denn noch immer war Regensburg ein möglicher Konkurrent, auch wenn die Stadt inzwischen an Bedeutung verloren hatte. Zudem waren die Regensburger so dumm, die Juden zu schützen. Karl konnte eine gewisse Bewunderung für den Mut und die Weitsicht der Regensburger nicht verhehlen. Sie waren nicht zu kaufen. Um den Preis, dass die Stadt in die zweite Reihe zurücktreten musste. Denn Karl brauchte willfährige Untertanen.
    »Und wir sind frei von jeglicher Verantwortung für die Juden?«, fragte Vorchtel.
    Karl nickte, zur Abwechslung brach er eine einzelne Binse in gleiche Teile. »Wie wir es bereits gewährt haben. Wir werden es Euch erneut bestätigen und das Privileg erweitern. Ihr könnt mit den Juden tun, was Euch beliebt. Natürlich zählen wir auf Eure christliche Nächstenliebe. Aber solltet Ihr die Kontrolle verlieren, so werden wir Euch großmütig verzeihen, dass Ihr nicht achtgeben konntet auf unsere Kammerknechte, so wie wir meinen treuen und reuigen Untertanen immer vergeben.« Karl lächelte.
    Alle drei nickten kaum merklich.
    Karl winkte Montfort, der ihm zwei weitere Rollen gab. »Diese beiden Dokumente sind für den Rat und die Handelsfamilien von Nürnberg. Darin sind alle Vereinbarungen festgehalten. Gibt es noch Einwände?«
    Karl erwartete keine Antwort. Die Kaufleute mussten auf das Geschäft eingehen. Wie gut! Die erste Rate brauchte er dringend. Löhne mussten ausbezahlt werden, die Steinlieferanten mussten beruhigt werden, und nicht zuletzt wollten auch die Metzger und Bäcker hin und wieder Bares sehen.
    Vorchtel nahm die Rollen entgegen. Er öffnete sie nicht einmal, sondern legte nur seine rechte Hand darauf. »Was immer Ihr wünscht, Majestät, betrachtet es als erfüllt. Die Stadt Nürnberg und ihr rechtmäßiger Rat werden immer an Eurer Seite stehen, so wie Ihr an unserer Seite steht.«
    Karl atmete innerlich auf. Fünftausend Pfund Silber. Und dazu für zehn Jahre den zehnten Teil eines jeden Steuer- und Zollpfennigs, den die Nürnberger erheben würden. Ein wahrhaft königliches Geschäft, das ihm für einige Jahre die Geldsorgen nehmen würde. Dafür würde er den Nürnbergern noch eine ganze Reihe Privilegien zusätzlich zu dem Dutzend zusprechen, von denen sie jetzt noch nichts wussten. Alles zu seiner Zeit. Gutes sollte man langsam tun, Schlechtes hingegen schnell, damit die Menschen es ebenso schnell wieder vergaßen.
    Wenn ein wenig Gras über die Sache gewachsen war, würde er die Juden wieder in Nürnberg ansiedeln, mit neuen Rechten und Privilegien. So war jedem gedient. Alles lief nach Plan, jetzt konnte er sich um andere wichtige Dinge kümmern. Der Aufstand der Zünfte in Nürnberg und die Verhandlungen hatten ihn viel zu viel Zeit gekostet. Er erhob sich, die Ratsherren beeilten sich, es ihm gleichzutun.
    »Eins noch, meine Herren«, sagte er. »Die Kirche, die neu erbaut werden soll, wir möchten, dass sie der Heiligen Jungfrau geweiht wird.«
    »Mein König …« Stromer runzelte die Stirn.
    »Ein Gelübde, dessen Einhaltung uns am Herzen liegt.«
    »Selbstverständlich.«
    »Wir danken Euch, meine Herren«, sagte Karl und winkte eine Wache

Weitere Kostenlose Bücher