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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Rebekka mit einem schwarzen Umhang. Vojtech ritt voraus. Bald ertönte das Käuzchen. Der Weg zum Kloster war frei, nur noch wenige hundert Fuß trennten Rebekka von der schwierigsten Aufgabe, die sie je zu erfüllen hatte.
    Aber etwas fehlte ihr noch. Immer wieder hatten sie bei der Planung davon gesprochen, dass es echt aussehen musste. Die Täuschung musste perfekt sein. Rebekka stieg ab. Noch bevor einer der Männer etwas sagen oder gar einschreiten konnte, hob sie einen faustgroßen Stein auf und schlug ihn sich mit voller Wucht gegen die Stirn. Rabbi Isaak hatte ihr gesagt, an dieser Stelle sei der Schädel am stärksten, und nur furchtbare Gewalt konnte ihn dort ernsthaft verletzen.
    Der Schmerz schoss ihr wie ein Blitz durch den Kopf, der Schlag machte sie einen Moment benommen. Sie spürte warmes Blut, das ihr ins Auge lief und über die Wange. Ohne es wegzuwischen, zog sie sich in den Sattel hoch, achtete nicht auf Bohumir, der sie entsetzt und bewundernd zugleich ansah, und stieß Vila die Fersen in die Seite, die losschoss wie ein Pfeil.
    Ohne sich umzusehen, ob die Männer ihr auch folgten, warf sie den Umhang ab und sprengte den Weg hinab zum Kloster. Ihren Kopf ließ sie auf Vilas Hals fallen und redete beruhigend auf sie ein. Die Stute durfte jetzt nicht durchgehen, sie musste vor der Klosterpforte stehen bleiben, sonst war der Plan verdorben. Wie durch Watte hörte sie das Gebrüll der Männer hinter sich und das Donnern der Hufe. Sie wagte einen Blick zur Klosterpforte, kniff das mit Blut verklebte Auge ganz zu, um scharf sehen zu können. Tatsächlich! Die Pforte öffnete sich einen Spalt! Adonai sei Dank! Gott hatte sie nicht verlassen.
    Noch einen Steinwurf war sie entfernt, da schlug die Pforte ganz auf, und mehrere weiß gekleidete Nonnen kamen hinausgelaufen, die wild gestikulierten und laut riefen. Jetzt würden Rebekkas vermeintliche Verfolger ihre Pferde wenden und flüchten. So geschah es, die Nonnen hörten auf zu schreien, Vila fiel in Trab, dann in Schritt, schnaubte und blieb schließlich stehen. Rebekka schloss die Augen und ließ sich aus dem Sattel fallen.
    Der erwartete Aufprall blieb aus. Viele Hände griffen nach ihr, hielten sie, stützten sie, legten sie sanft auf dem Boden ab. Rebekka musste plötzlich weinen. Diese Frauen hatten sich waffenstarrenden Rittern in den Weg geworfen, um sie zu retten, um sie zu schützen. Und sie hatte nichts als Lug und Trug in ihrem Herzen.
    Rebekka heulte wie ein kleines Kind Rotz und Wasser. Sie brauchte es nicht vorzutäuschen, ihr war entsetzlich elend zumute.
    Durch ihre Verzweiflung hindurch hörte sie eine dunkle Frauenstimme auf Deutsch sagen: »Ruhig, mein Kind. Du bist in Sicherheit. Niemand wird dir jetzt noch ein Leid zufügen.«
    »Verräterin! Betrügerin!«, schrie es in Rebekka. Dann umfing sie gnädige Ohnmacht.
***
    Karl nahm das Jagdmesser, das ihm sein Vater geschenkt hatte, und begann, die Binsen, die er sich zurechtgelegt hatte, in gleichmäßige Stücke zu zerschneiden.
    Mit am Tisch in seinem kleinen Audienzsaal saßen drei der reichsten Kaufleute von Nürnberg, die zugleich Mitglieder des Rats der Stadt waren: Berthold Tucher, Jorg Vorchtel und Ulrich Stromer. Ulrich Stromer! Noch vor sechs Wochen hatte der Nürnberger Rat über den Aufständischen zu Gericht gesessen! Karl hatte den Richtern auf Anraten Montforts ans Herz gelegt, den Mann nicht zu verbannen. Es war ein guter Hinweis gewesen, denn dieser Stromer hatte einfach zu viel Geld. Geld, das Karl dringend benötigte. Die Silberminen warfen einen guten Gewinn ab, mehr als zwölftausend Pfund im Jahr, woraus sich über eine Million Groschen schlagen ließen. Aber es reichte nicht, um all das zu bezahlen, was er nun mal bezahlen musste, um Unruhen und Krieg zu vermeiden: Seinen Hofstaat musste er versorgen und die Adligen ruhighalten, insbesondere die Kurfürsten, denen er ständig irgendetwas zustecken musste. Der Gierigste war sein Großonkel, Bischof Balduin von Trier, ohne den er im Reich wenig ausrichten konnte. Hinzu kamen all die anderen Zahlungsverpflichtungen. Drehte sich denn alles nur ums Geld?
    Mit einer ungeduldigen Bewegung warf er das Messer zur Seite. »Ihr wollt das Judenviertel abreißen, auf den Fundamenten der Synagoge eine Kirche errichten und den Rest als Marktplatz nutzen. Haben wir das richtig verstanden?«
    Vorchtel neigte den Kopf. »So ist es, mein König. Die Stadt ist zu eng geworden, wir können die Wagenzüge nicht mehr unterbringen,

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