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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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quälen.« Sie reichte Rebekka eine Schale, aus der es dampfte. »Trinkt das. Es wird Euch guttun.«
    Rebekka setzte an, das Getränk roch nach gewürztem Wein, wohltuend warm rann es ihr die Kehle hinunter. Mit einem Zug leerte sie die Schale. Wärme und Sorglosigkeit durchfluteten in einer wohltuenden Woge ihren ganzen Körper. Sie spürte noch, wie Hiltrud ihr über den Kopf strich, dann sank sie in einen traumlosen Schlaf.
***
    Bohumir Hradic beschattete sein Gesicht mit der Hand, doch auch so konnte er auf diese Entfernung nicht genug erkennen. Die Stadt Znaim verschwamm am Horizont, was innerhalb ihrer Mauern vor sich ging, war unmöglich auszumachen.
    Ein Knacken ließ Bohumir herumfahren. Blitzschnell zog er sein Schwert.
    Vor ihm stand Vojtech, der ebenfalls seine Klinge in der Hand hielt. »Hier treibt Ihr Euch also herum, Bohumir Hradic«, sagte er mit zusammengekniffenen Augen. »Hat unser Ordensritter nicht befohlen, dass wir alle im Lager bleiben sollen?«
    »Schert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten, Vojtech von Pilsen.« Bohumir spuckte auf den Boden.
    »Das könnte Euch so passen.« Vojtech trat näher.
    Bohumir festigte den Griff um sein Schwert.
    »Wir sitzen alle in einem Boot, Hradic«, stieß Vojtech zwischen den Zähnen hervor. »Alleingänge gibt es nicht.«
    »Was treibt Ihr dann hier?«
    »Ich sah Euch davonschleichen, Hradic. Und da ich Euch von Anfang an nicht über den Weg getraut habe, dachte ich mir, ich schaue mal, was der Herr im Schilde führt.«
    Bohumir lachte freudlos. »Ihr spioniert mir nach? Ihr habt wohl vergessen, wo Euer Platz ist! Ich gehöre der Leibgarde des Königs an. Ihr seid lediglich ein Hauptmann seiner Wache!« Bohumir zwang sich, ruhig stehen zu bleiben. Am liebsten wäre er dem Kerl an die Gurgel gesprungen. »Glaubt Ihr, ich hätte nicht gesehen, was für Blicke Ihr Amalie zuwerft? Ich weiß genau, was Ihr wollt. Aber daraus wird nichts. Also geht mir aus den Augen!«
    Vojtech starrte ihn hasserfüllt an. Die Oberlippe mit der Narbe darüber zuckte. »Was zwischen mir und der Metze ist, geht Euch nichts an, Hradic.«
    Bohumir glaubte, sich verhört zu haben. »Zwischen Euch und der Metze?« Er sprang auf Vojtech zu. »Wollt Ihr etwa andeuten, Amalie wäre …?« Vor Fassungslosigkeit fehlten ihm die Worte.
    »Seid Ihr verrückt geworden?«, donnerte eine Stimme von der Seite.
    Bohumir fuhr herum.
    Zwischen den Baumstämmen stand Engelbert von der Hardenburg und funkelte sie wutentbrannt an. »Sofort zurück ins Lager! Alle beide!«
    Bohumir öffnete den Mund, doch der Ordensritter schnitt ihm mit einer Armbewegung das Wort ab. »Ich will nichts davon hören. Ich habe eine Aufgabe für Euch. Falls Ihr Manns genug seid, Euch ihr zu stellen.«
    Widerwillig folgte Bohumir dem Ordensritter zurück ins Lager. Auch Vojtech ging mit. Schweigend musterte Bohumir den Hauptmann von der Seite. Für heute würde er dessen Äußerung auf sich beruhen lassen müssen, aber die Sache war noch nicht ausgestanden.
***
    »Amalie, wacht auf!«
    Rebekka stöhnte und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Ihr Schädel hämmerte, eine bleierne Schwere drückte sie nach unten.
    Die Stimme ließ nicht locker. »Amalie, wacht endlich auf!«
    Rebekka erschrak. Hatte sie im Schlaf gesprochen, den Plan verraten? Der Trank! Ein Wahrheitsserum? Wurde sie jetzt angeklagt und zum Tode verurteilt?
    Rebekka zwang sich, die Augen zu öffnen. Hiltrud stand vor ihrem Bett, hinter ihr warteten zwei weitere Schwestern, die schwarze Kopftücher trugen. Ihre Mienen waren besorgt. Als Rebekka langsam zu sich kam, seufzten sie erleichtert.
    »Endlich«, sagte Hiltrud. »Ihr habt im Schlaf geschrien und um Euch geschlagen. Wir dachten schon, Ihr würdet Euch selbst verletzen. Aber es ist noch einmal gut gegangen.«
    »Habe ich irgendetwas …?«
    »… von Euch erzählt? Leider nein.«
    Rebekka musste vor Erleichterung weinen, Hiltrud nahm sie wie am Vortag in ihre Arme wie ein kleines Kind und versuchte sie zu trösten.
    Mitten hinein in ihr Schluchzen stellte Rebekka die entscheidende Frage: »Kann mir denn niemand helfen?« Sie krallte sich in Hiltruds Umhang. »Herr, vergib mir meine Sünden! Wie soll ich dir dienen, wenn ich mich an nichts mehr erinnere? Wenn ich nicht weiß, wer ich bin?«
    Sie richtete sich auf, Hiltrud gab sie frei, und es kam Rebekka vor, als tauche sie aus einem tiefen Wasser auf. Die beiden Schwestern wechselten wissende Blicke. Adonai, dachte Rebekka. Gib, dass der

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