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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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ganze Zeit keine hundert Fuß von ihr entfernt gewesen, auf der anderen Seite der Mauer. Sie hatten Wache gehalten, nichts war ihnen entgangen. Dennoch waren sie fast zu spät gekommen. Warum hatte Engelbert sie nicht eingeweiht? Hatte er befürchtet, sie könne sich verraten?
    Bohumir zeigte auf den Gang, der zum Ostflügel führte. Rebekka wusste, wohin er wollte: An der Stirnseite des Korridors führte ein Fenster nach draußen, und von dort waren es nur zwanzig Fuß bis zum Hauptportal. Sie machten sich auf den Weg. Eine Weile waren ihre verhaltenen Schritte und der entfernte Gesang der Nonnen alles, was Rebekka hörte.
    Doch plötzlich krachte es hinter ihnen, Holz barst, etwas klirrte, Flüche flogen durch die Luft. Und dann eine Stimme: »Da vorne sind sie! Hinterher! Ergreift sie!«
    Sie hetzten weiter, jetzt war es nicht mehr wichtig, leise zu sein. Die Verfolger holten auf, Rebekka blickte sich nicht um, zu groß war ihre Angst zu stürzen.
    Das Fenster stand weit offen, auf diesem Weg mussten die vier in das Gebäude gekommen sein. Rebekka stieg auf die Fensterbank und war mit einem Satz draußen. Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie auf dem weichen Boden landete. Rasch machte sie Platz für die Männer, sprang zur Seite, das Bündel mit dem Schädel hielt sie fest an die Brust gepresst.
    Bohumir folgte als Nächster, doch Vojtech und die Leibgardisten blieben zurück. Bohumir zerrte Rebekka weiter, ohne auf die drei zu warten.
    Im Laufen warf Rebekka einen beklommenen Blick zurück. Das Fenster hob sich als schwarzes Loch von der Fassade des Klosters ab. Was sich hinter diesem Loch abspielte, wusste Rebekka nur zu genau: Vojtech und die Gardisten mussten die Verfolger möglichst lange aufhalten. Aber die waren mindestens zu acht. Ein ungleicher Kampf. Noch bevor sie das Haupttor erreichten, hörte Rebekka Metall auf Metall schlagen, Männer fluchen und schreien. Ein dunkler Schleier senkte sich auf ihr Herz. Sie war sicher, dass sie die drei nie wiedersehen würde.
    Im nächsten Augenblick wurde sie abgelenkt. Sie hatte das Portal erreicht. Rebekka musste Bohumir helfen, den Balken herunterzuheben, der das Tor verriegelte. Sie schoben die schweren Eichenflügel einen Spaltweit auseinander, gerade so, dass sie hindurchschlüpfen konnten. Auf der anderen Seite standen fünf Pferde, auch Vila war darunter. Bohumir hob Rebekka in den Sattel, sprang auf sein Pferd und nahm die anderen an den Zügeln. Rebekka schossen die Tränen in die Augen. Sie hatten von Anfang an einkalkuliert, dass vielleicht nur einer der Männer überleben würde. Vojtech würde sterben, um ihr die Flucht zu ermöglichen.
    Ohne ein weiteres Wort setzten sie sich in Bewegung, folgten der Landstraße nach Norden. Sie waren noch keine hundert Fuß weit gekommen, als ein Schrei die Nacht durchschnitt. Er klang wie der Klagelaut eines Menschen, aber es war eins der Pferde, die Bohumir am Zügel hielt. Ein Armbrustbolzen hatte seinen Hals durchbohrt, Blut spritzte aus der Wunde. Das Tier riss sich los, bockte ein paar Mal und brach dann zusammen.
    Pferdehufe donnerten heran, ein Bolzen pfiff Rebekka am Kopf vorbei und ging ins Leere. Weitere Bolzen sirrten durch die Nacht, aber sie richteten keinen weiteren Schaden an. Zu schlecht war die Sicht.
    Dann brüllte ein Mann Befehle: »Stellt das Feuer ein, ihr Tölpel, ich muss sie lebend haben!«
    Sofort hörte der Beschuss auf. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Feinde sie eingeholt hatten.
    Bohumir ließ die reiterlosen Pferde laufen und gab Rebekka ein Zeichen. Dicht nebeneinander galoppierten sie in die Dunkelheit.
    Doch die Verfolger schwenkten Fackeln, wodurch sie schneller reiten konnten. Näher und näher kam ihr Hufschlag.
    Bohumir ließ sich hinter Rebekka fallen, die es Vila überließ, dem Weg zu folgen. Pferde konnten in der Nacht besser sehen als Menschen, und sie hatten einen siebten Sinn für Hindernisse.
    Dennoch war es lebensgefährlich. Vor ihr stand die pechschwarze Nacht wie eine Wand. Ein tief hängender Ast, ein Loch, in das Vila trat, und es konnte um sie beide geschehen sein.
    Plötzlich flackerte vor Rebekka ein Licht auf. Dann zwei, sechs, so viele, dass Rebekka sie nicht zählen konnte. Vila wandte sich dem Licht zu und beschleunigte.
    »Nach rechts, Amalie, runter vom Weg! Auf der Stelle!«, hörte sie Bohumir brüllen.
    Sie riss die Zügel herum. Vila wieherte, machte sich steif, aber sie gehorchte. Mit einem Satz sprang die Stute mitten hinein in

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