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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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abgetragen, und ich kann dich getrost zu einem Burggrafen erheben.«
    Langenmann schaute ihn verwundert an. »Herr …?«
    Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, zog ihm Fulbach den Dolch durch die Kehle. Röchelnd kippte Langenmann von der Bank, Blut spritzte aus seinem Hals.
    Fulbach sah ihm beim Sterben zu. Kurz bevor er seinen letzten Atemhauch tat, schlug er das Kreuz über ihm und murmelte: »Der Herr sei deiner schwarzen Seele gnädig.«
    Dann rief Fulbach nach seinen Männern. Er befahl ihnen, Langenmann im Wald zu verscharren und die Zelle zu säubern. Eilig kamen sie seinen Wünschen nach.
    Missmutig sah er den Knechten bei ihrer Arbeit zu. Gut, dass er sich nicht nur auf einen Mann verließ. Und dass er mehr als einen Plan hatte. Die Metze war ihm vorerst entkommen, aber der König würde ihm nicht durch die Lappen gehen. Karl hatte den Köder bereits vor der Nase baumeln, er würde nicht widerstehen können. Jetzt musste die Falle nur noch gespannt werden. Alles andere würde der König von ganz allein tun.
***
    Rebekka lag auf ihrem Bett, im Kamin knisterte ein Feuer, sie war vertieft in die Schriften des Philosophen Boethius, von dem sie vorher noch nie etwas gehört hatte. Seine Worte waren so klar und so einleuchtend. »Glück besteht nicht in materiellen Gütern, sondern in dem, was in uns liegt. Unglück ist nur eine falsche Vorstellung von dem, was Glück ist. Der Mensch strebt immer nach dem Guten. Solange er strebt, ist er mit dem Unvollkommenen konfrontiert. Das Unvollkommene gibt es aber nur, weil es auch das Vollkommene gibt; sonst könnte man das Unvollkommene nicht als unvollkommen betrachten. Das Vollkommene aber, in dem alles gut ist, ist Gott. Das Vollkommene ist früher als das Unvollkommene und damit der Ursprung allen Seins. So ist Gott der Ursprung allen Seins.«
    Es klopfte. Rebekka riss sich los. »Herein!«
    Die Tür öffnete sich, der Ordensritter trat über die Schwelle. Sie zeigte auf einen Schemel, von der Hardenburg verbeugte sich leicht und nahm Platz. Die Schatten unter seinen Augen waren dunkel wie die Abenddämmerung, seine Mundwinkel hingen nach unten.
    »Ihr wisst, warum ich Euch rufen ließ?«, fragte sie.
    »Das muss mir entgangen sein.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
    Rebekka atmete einmal tief ein und aus. »Zuerst erzählt Ihr mir, dass Eure Männer den Anführer der Feinde ausfindig machen müssen. Was eine Lüge war. Dann erzählt Ihr mir, die Straßen nach Prag seien nicht passierbar. Was ebenfalls eine Lüge war. Meine Geduld ist am Ende. Entweder Ihr löst Euer Wort ein, oder ich verlasse Mesenice noch heute Nacht.«
    Der Ordensritter blickte ihr geradewegs in die Augen. »Wollt Ihr Euch allein nach Prag durchschlagen? Oder welchen meiner Männer hattet Ihr als Eskorte vorgesehen?«
    »Ihr könnt mich nicht daran hindern.«
    Der Ordensritter lachte, aber sein Gesicht blieb dabei hart und ernst. »Ich könnte das Tor schließen lassen und den Männern befehlen, es Euch nicht zu öffnen. Was glaubt Ihr? Wem gehorchen die Männer? Einer Frau? Oder dem Vertreter des Königs? Seid nicht kindisch!«
    »Ihr seid ein Betrüger!«
    »Und Ihr seid zu ungeduldig. Es ist schädlich, alles zu schnell haben zu wollen.«
    »Zu schnell? Ich habe Euch diesen Schädel besorgt, es hat mich fast mein Leben gekostet. Und jetzt sitze ich seit einer Woche in dieser Falle, und nichts geschieht.«
    »Eine Woche? Was ist schon eine Woche? Ihr müsst Geduld lernen, habt Ihr das noch immer nicht begriffen?« Er zeigte auf das Buch. »Ihr lest Boethius?« Ein kurzes Strahlen huschte über sein Gesicht. »Dann solltet Ihr das Kapitel über den Zufall lesen. Darin legt er ausführlich und unwiderlegbar dar, dass es keinen Zufall gibt, dass alles nach dem Willen und der Vorhersehung Gottes geschieht. Er ist zu Unrecht hingerichtet worden. Sein einziger Trost war seine Philosophie – und Gott.« Er seufzte. »Glaubt Ihr wirklich, ein oder zwei Monate mehr Wartezeit wären entscheidend, wenn man nach Jahren das Geheimnis der eigenen Herkunft ergründen möchte? Was Ihr wissen wollt, wird zu Euch kommen, wenn Ihr dafür bereit seid.« Er seufzte. »Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, warum Eure leiblichen Eltern in all den Jahren nichts von sich haben hören lassen? Vielleicht werdet Ihr Euch eines Tages wünschen, niemals nach ihnen gefragt zu haben.«
    Rebekka überkam unbändige Wut auf den Ordensritter. Er behandelte sie wie eine Figur, die er auf seinem

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