Die Rettung Raphael Santiagos: Die Chroniken des Magnus Bane (6) (German Edition)

diesem Zeitpunkt hatte es sich ein wenig gebessert. Plötzlich tauchten die New Yorker Vampire auch auf seinen Partys auf, abgesehen von Raphael natürlich. Sie wandten sich sogar an ihn, wenn sie Unterstützung magischer Natur benötigten. Nur Raphael lehnte jede weitere Hilfe dieser Art kategorisch ab.)
    Die Schritte, die Magnus in der kühlen Winternacht hinter sich hörte, stammten von Guadalupe. Sie rannte so schnell, dass sie um ein Haar nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Ihre dunklen Haare hatten sich aus den Spangen gelöst und bildeten nun eine dunkle Wolke um ihr Gesicht, während sie schwer atmend vor ihm stand.
    »Warten Sie«, keuchte sie. »Sie bekommen doch noch Geld von mir.«
    Sie hielt ihm ihre zitternden Hände entgegen, aus denen die Banknoten hervorquollen. Magnus schloss ihre Finger um das Geld und legte dann seine Hände um ihre.
    »Nehmen Sie es«, drängte sie ihn. »Bitte nehmen Sie es. Sie haben es verdient. Sie verdienen noch viel mehr. Sie haben mir meinen Jungen zurückgebracht. Meinen Ältesten, meinen Liebsten, mein Herzensglück. Meinen tapferen Jungen. Sie haben ihn gerettet.«
    Selbst als Magnus ihre Hände hielt, zitterte sie noch am ganzen Körper, also zog er sie an sich und lehnte seine Stirn gegen ihre. Sie waren einander nahe genug, um sich zu küssen, nahe genug, um einander die wichtigsten Geheimnisse der Welt anzuvertrauen. Und als er ihr antwortete, sagte er das, was er selbst von einem Engel, einer guten Seele hätte hören wollen, wäre er vor langer, langer Zeit in einem weit entfernten Land aufgetaucht und hätte mit seiner Familie und seinem eigenen jungen und zutiefst verängstigten Ich gesprochen.
    »Nein«, flüsterte er. »Nein, ich habe ihn nicht gerettet. Sie kennen ihn besser als jeder andere. Sie haben ihn geboren, Sie haben ihn zu dem gemacht, was er heute ist, und Sie kennen ihn bis ins Innerste seiner Seele. Sie wissen, wie stark er ist. Sie wissen, wie sehr er sie liebt. Wenn Sie mir eines von ganzem Herzen glauben können, dann dies: Raphael hat sich selbst gerettet.«