Die Rettung von Zei
bringen.
Eines Tages sagte Tangaloa: »Dirk, ich bin ziemlich überzeugt, dass wir die Sunqaruma erledigen können. Aber wie zum Henker können wir unsere Leute davon abhalten, Igor Shtain mit einzumachen?«
Barnevelt überlegte. »Ich glaube, ich weiß eine Lösung. Wir nehmen uns die Piraten zum Muster. Hast du noch das Foto von Igor, das ich dir gab, als ich mich auf die Suche nach Zei machte?«
»Ja.«
»Sehr gut.« Sofort ging Barnevelt zur Königin und sagte: »Eure Hoheit, es gibt da einen alten Fotografen in Jazmurian …«
»Den kenne ich, denn erst kürzlich hat die Künstlergilde ihn vor die Schranken des Gerichts gezerrt, weil er angeblich eine Bande von Räubern engagiert, die die Künstler auf den Straßen überfallen sollte, um sie als Konkurrenten für sein Gewerbe auszuschalten. Doch im Verlauf der Verhandlung stellte sich heraus, dass besagte Räuber nur zwei Reisende namens Snyol von Pleshch und Tagde von Vyutr waren – Namen mit vertrautem Klang –, welche nichts weiter verbrochen hatten, als sich den erpresserischen Forderungen dieser Gilde zu widersetzen. Meine Richterin stellte daher das Verfahren ein, verbunden mit einer Warnung an jene unverschämten Farbenkleckser. Was wollt Ihr denn von dem Fotografen?«
»Er ist ein Spion der Sunqaruma, und ich möchte, dass Ihr ihn festnehmen lasst …«
»Festnehmen, fürwahr! Ich werde diesen Spitzbuben bei lebendigem Leib sieden lassen, bis ihm das Fleisch von den Knochen fällt! Ist das sein Dank für unsere Gerechtigkeit? Ich werde ihm den Kopf mit einer Goldschmiedssäge absägen lassen, eine Haaresbreite bei jedem Zug! Ich werde …«
»Hoheit, ich bitte Euch! Ich habe eine andere Verwendung für ihn.«
»Ja?«
»Es gibt da einen Erdbewohner im Sunqar, den ich unbedingt lebend haben möchte …«
»Und warum?«
»Ach, er hat mir einmal übel mitgespielt, und das möchte ich ihm heimzahlen, schön langsam, Stückchen für Stückchen, damit er etwas davon hat. Deshalb möchte ich nicht, dass einer unserer Soldaten ihm einen raschen Tod bereitet. Ich möchte, dass der alte Fotograf seinen Kopf behält und straffrei ausgeht – natürlich für eine gewisse Gegenleistung: Er soll ein Bild von besagtem Erdbewohner reproduzieren. Er soll jegliche Hilfe und alles Material bekommen, das er braucht, unter der Bedingung, dass er mir dreitausend Abzüge herstellt, bevor wir auslaufen. Diese werde ich dann unter unseren Soldaten mit der Parole verteilen, dass der, der mir diesen Erdbewohner lebendig bringt, fünftausend Karda als Belohnung erhält – bei dessen Tod aber nichts.«
»Ihr habt schon seltsame Ideen, Meister Snyol, aber es soll geschehen, wie Ihr es wünscht.«
Am festgesetzten Tag führte Barnevelt die, die gekommen waren, ihn zu verabschieden, an Deck der Junsar aus Majbur, die er als Flaggschiff ausgewählt hatte. (Die Königin hatte sich ob dieser Wahl überrascht und enttäuscht gezeigt, da sie erwartet hatte, er würde ihre Douri Dejanai wählen. Er hatte jedoch auf seiner Wahl bestanden, um jeden Anschein von Parteilichkeit zu vermeiden. Abgesehen davon war die Junsar größer.) Alle kamen an Bord und tranken und schwatzten, ganz wie bei einer normalen Segelparty.
Barnevelt suchte während der ganzen Zeit nach einer günstigen Gelegenheit zu einem vertraulichen Abschiedsgespräch mit Zei, mit der er seit ihrer Rückkehr nach Ghulinde kaum noch einmal unter vier Augen hatte sprechen können. Beide jedoch waren während der ganzen Party ständig in höfliche Konversation mit anderen verwickelt. Schließlich fasste er sich ein Herz, packte den Shaihan bei den Hörnern, entschuldigte sich und sagte: »Würdet Ihr einen Moment hereinkommen, Prinzessin?«
Er führte sie in seine Privatkajüte, wobei er sich bücken musste, um mit dem Kopf nicht an den Querbalken zu stoßen.
»Leb wohl, mein Schatz«, sagte er und schloss sie in die Arme.
Als er sie wieder freigab, hauchte sie: »Du musst zurückkommen, teuerster Geliebter. Ohne dich würde meinem Leben die Würze fehlen. Gewiss finden wir zu einer Lösung, die deinen Bedingungen entgegenkommt. Warum sollte ich dich nicht, wenn ich erst Königin bin, zu meinem dauerhaften Geliebten machen, der für immer meine Gefühle regiert, während meine Gatten kommen und gehen?«
»Tut mir leid, aber ohne mich. Sag es nicht weiter, aber ich bin wirklich ein sehr moralisch eingestellter Mensch.«
»Wenn auch dieses Übereinkommen dir nicht zusagt – die glühende Leidenschaft in meiner
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