Die Rettung von Zei
Flugzeugträger, die Kumanisht, das Wasser. Der Katapult in ihrem Bug schoss soeben mit viel Getöse einen Raketengleiter zu einem Übungsflug in die Lüfte. Er drehte ein paar Kreise über der Flotte und schwebte dann über das Heck des Trägers zur Landung ein, wo er von der Bedienungsmannschaft aufgefangen wurde.
Als sie die Ostspitze Fossanderans umrundeten und in den breiteren Kanal der Palindos-Straße kamen, stieß Barnevelt Tangaloa an und deutete mit ausgestreckten Arm zur Küste hinüber. Eine kleine Gruppe von Geschwänzten fischte im seichten Wasser mit Speeren. Kaum hatten sie die Junsar bemerkt, liefen sie zurück zum Ufer und verschwanden zwischen den Bäumen.
»Hör mal«, sagte Tangaloa, »können wir nicht für eine kurze Weile die Fahrt unterbrechen, damit ich sie mir anschauen und mich ein bisschen mit ihnen unterhalten kann? Ich nehme auch eine Wache mit …«
»Kommt nicht in Frage! Wenn wir den Krieg gewonnen haben, können wir vielleicht auf dem Rückweg hier haltmachen … ja, was gibt’s?«
Ein Offizier näherte sich und meldete, dass das Schiff von Kapitän Sowieso ein Leck hätte, und dass er um Erlaubnis bittet kehrtzumachen.
»Zeus!« knurrte Barnevelt. »Das ist schon der vierte oder fünfte, der kneift. Wir sind mit einer beruhigenden Übermacht an Schiffen und Soldaten aufgebrochen, aber offenbar hat dieser verfluchte Rostamb sie alle mit seinem Gejammer angesteckt. Wenn das mit den ›Lecks‹ so weitergeht, ist die Flotte unseres Feindes bald größer als unsere eigene!«
»Wir haben die Schiffe aber doch in Damovang eingehend überprüft«, meinte Tangaloa.
»Eben. Ich bin sicher, dass Sabotage dahintersteckt. Es gibt auf jedem Schiff genügend Leute, die lieber heute als morgen zurückkehren. Ich werde mir dieses Leck mal ansehen.«
Barnevelt inspizierte den Schaden, riet dem Kapitän, das Leck mit Segeltuch abzudichten, und kehrte auf Junsar zurück. Als sie aus der Meerenge in die Banjao-See kamen, kommandierte er zwei leere Frachtschiffe ab, nach Malayer zu segeln und Lebensmittel und Wasser aufzunehmen. Im Sunqar sollten sie dann wieder zum Rest der Flotte stoßen. Dann nahm er seine gewohnte Stellung wieder ein: den Ellbogen auf die Vorderreling gestützt, den Blick düster auf das Meer gerichtet.
»Was macht dich so trübsinnig?« fragte Tangaloa. »Als du zum ersten Mal in den Sunqar aufbrachst, machtest du einen weit weniger niedergeschlagenen Eindruck, obwohl das Risiko viel größer war.«
»Merkt man mir das so sehr an? Ach, es hat nichts mit dem Kampf zu tun.«
»Womit dann?«
»Hohl, hohl ist alles Vergnügen.«
»Jetzt weiß ich’s! Du bist verliebt!«
»Hm-hm«, gestand Barnevelt.
»Na, warum dann so trübsinnig, hm? Ich habe diesen Zustand immer ganz lustig gefunden.«
»Ich habe ihr für immer Lebewohl gesagt.«
»Warum?«
»Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, dass ich ihr Prinzgemahl werden sollte. Und …« Barnevelt schlug sich mit der Handkante gegen den Hals.
»Den Aspekt hatte ich ganz vergessen. Aber das hätte sich doch bestimmt irgendwie arrangieren lassen.«
»Das ist es ja! Es war arrangiert! Und genau dagegen hatte ich etwas.«
»Nein, nein, mein Freund, viel zu voreilig! Ich meine, wenn du deine Trümpfe richtig ausspielst, könntest du das Matriarchat stürzen und dieser grausamen Sitte ein Ende machen. Dieses System, das sie da in Qirib haben, ist gar nicht so unerschütterlich, wie es aussieht.«
»Du meinst, weil die Männer größer und stärker sind als die Frauen, so wie bei uns?«
»Nicht ganz, obwohl das natürlich auch eine Rolle spielt. Ähem. Ich wollte damit ausdrücken, dass diese von Frauen beherrschte Gesellschaft keine organisch gewachsene ist, sondern dass die Weiberherrschaft einem anderen Kulturschema als Folge verschiedener historischer Ereignisse aufgezwungen wurde. Die kulturelle Grundhaltung des Volkes ähnelt immer noch der der umliegenden krishnanischen Staaten, in denen annähernd Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herrscht.«
»Ich verstehe. Und du meinst, wenn man diese Unzufriedenheit geschickt ausnutzt, dann …«
»Ganz genau. Soviel ich weiß, ist es andererseits in Nyamadze …«
»Hat sich denn die – äh – grundsätzliche Einstellung der Leute nicht verändert, seit Königin Dejanai das Matriarchat einführte?«
»Nein. Das würde noch Jahrhunderte brauchen. Sieh mal, die meisten Leute bekommen ihre kulturelle Grundhaltung, noch ehe sie ins Schulalter kommen, und ändern
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