Die Rettung von Zei
kurz, wie Ihr meine Tochter gerettet habt.«
Barnevelt lieferte eine Zusammenfassung der Geschehnisse. Als er an die Stelle mit den improvisierten Skiern kam, unterbrach er seinen Bericht und fragte: »Wisst Ihr, was Skier sind?«
Alle blickten verständnislos drein, bis auf Prinz Ferrian, der sagte: »Ja, ich. Wir hatten letztes Jahr auf unserer Insel einen Nyamadzener, der uns zeigte, wie man Bretter schneidet, mit denen man sich auf weichem Untergrund fortbewegt. Da wir auf unserem sonnigen Sotaspé diesen seltsamen gefrorenen Regen nicht haben, den man ›Schnee‹ nennt, bedeckten wir einen Hang mit einer Schicht aus feinem nassen Lehm und rutschten auf den Brettern hinunter. Ich holte mir dabei ein blaues Auge und brach mir einen Knöchel, so dass ich eine Woche lang an Krücken gehen musste. Aber ich muss gestehen, es war mir das Vergnügen wert. Und auf diese Weise seid Ihr also entkommen? Indem Ihr auf solchen Vorrichtungen über den Terpahla geschritten seid?«
»Ja. Ich nahm mir einfach zwei passende Bretter und schnitzte sie …« *
»Ich verstehe vollkommen. Wir werden unsere ganze Streitmacht mit solchen Brettern ausrüsten und sie über den Rankenteppich schicken. Ich sehe im Geist schon die dummen Gesichter der Sunqaruma, die sich in ihrem Meeressumpf immer so sicher wähnten! Ich übernehme die Ausbildung und den Oberbefehl über diese Truppen und weise gleich morgen alle Schreiner in Ghulinde an, Skier zu fertigen.«
»Nein!« schrie König Penjird. »Wir schätzen dich alle als einen Mann von Elan und kühnem Geiste, Ferrian, aber ich lasse niemals zu, dass du meine Soldaten befehligst!«
»Und meine auch nicht«, sagte Rostamb von Ulvanagh. »Wer ist dieser junge Hitzkopf, der die erprobten und bewährten Prinzipien der Kriegsführung über den Haufen werfen will? Ich befehligte schon Truppen, als er noch nicht einmal ausgebrütet war …«
»Ruhe, meine Herrschaften!« beschwichtigte Königin Alvandi. »Aus eben diesem Grund habe ich diesen hässlichen Wicht aus phantastischen fernen Ländern von Kälte und Eis ja geholt. Sein Wert ist schon hinreichend erwiesen durch den Ruf, der ihm vorauseilt, und durch seine jüngste tollkühne Tat, mit der er im Alleingang meine Tochter aus den Händen der Piraten befreite.«
»Das kümmert mich nicht«, erwiderte Penjird von Zamba. »Und wenn er Qarar selbst wäre, der von den Toten wiederauferstanden ist, meine Truppen würde ich ihm nicht anvertrauen. Sie gehören mir, ich habe sie ausgesucht, ausgebildet und bezahlt, in schlechten wie in guten Zeiten. Sie würden niemals einem anderen als mir vertrauen. Ich bin der, der ich bin!«
»Ich bitte um Entschuldigung, werte Herren«, schaltete sich der Chefsyndikus von Majbur ein, dessen schlichtes braunes Gewand in auffälligem Kontrast zu dem grellen Prunk um ihn herum stand.
»Die meisten der hier Anwesenden«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort, »leiten ihre Autorität durch Erbrecht oder durch einen Besitztitel auf Lebenszeit her. Sich den Interessen und Wünschen anderer anzupassen, sind sie nicht gewohnt. Doch ohne einen führenden Kopf ist eine Expedition wie die unsere von vornherein zum Scheitern verurteilt, wie jeder bestätigen wird, der in der Kunst der Kriegsführung versiert ist. Wenn wir daher unseren Pfeil in die Pupille des Shaihans senken wollen, müssen wir alle Abstriche von unserer Unabhängigkeit machen, so wie wir es gelernt haben, die wir unsere Politik in Staatswesen mit Wahlrecht betreiben. Und wer, so frage ich Euch, wäre als Führer besser geeignet als dieser Mann – ein Mann von Kraft und Geschick aus fernen Landen, dessen Unparteilichkeit von keinerlei Bindungen beeinträchtigt wird.«
»Sehr richtig, ihr alten Geldsäcke!« sagte Ferrian. »Wenn ich auch lieber einen Zahn verlöre, als meine Autorität schmälern zu lassen, so beuge ich mich doch der überwältigenden Kraft Eurer Logik. Wirst du mir in dieser Frage zur Seite stehen, Penjird, mein alter Freund?«
»Ich weiß nicht. Das ist ohne …«
»Ich jedenfalls nicht!« brüllte Rostamb von Ulvanagh. »Woher wissen wir, ob Snyol von Pleshch seinen Ruf auch wirklich verdient? Geschichten von Heldentaten pflegen durch häufiges Erzählen eher umfangreicher als kleiner zu werden, und wir kennen ihn nur anhand der Gerüchte über seine Ruhmestaten, die um den halben Globus gewandert sind. Woher wollen wir wissen, ob er wirklich so unparteiisch ist, wie unser Freund aus Majbur behauptet? Er hat geraume Zeit am Hof
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