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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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konnte, schnarrte gereizt: »Hüte deine Zunge, sonst könntest du leicht in einer Zelle im Torhaus landen, wenn wir wieder daheim sind.«
    Ohne auf den Grünschnabel zu achten, sagte Dylan zu Sinann: »Aber wenn es mir nun vorbestimmt ist, mit ihm zu reden und ihn davon zu überzeugen, den Aufstand zu beenden?«
    Wie aus einem Mund erwiderten Artair und Sinann: »Das kommt dir nicht zu!«
    Sinann warf Artair einen finsteren Blick zu, bevor sie fortfuhr: »Und was ist, wenn du dich irrst und du doch im Stande bist, den Lauf der Geschichte zu ändern? Hattest du nicht Angst, Morrighan Einzelheiten über die Zukunft zu verraten, weil du gefürchtet hast, sie könne in die Entwicklung der Ereignisse eingreifen?«
    Dylan blickte zu Boden. »Morrighan verfügt über eine Macht, die ich nicht habe.«
    Artair zwinkerte verwirrt. »Das denke ich auch. Trotzdem ...«
    »Ich kann nicht zulassen, dass Tullibardine all die Männer morgen direkt ins Verderben führt.«
    »Wenn er das tut, dann folgt er nicht deiner Version der Geschichte«, meinte Sinann bedächtig. »Aber wenn die Geschichte, so wie du sie kennst, doch geändert werden kann, dann haben unsere Leute vielleicht noch eine Chance auf einen Sieg.«
    Artair brummte Ähnliches vor sich hin, wenn auch aus anderen Gründen, aber Dylan ging nicht darauf ein. Er musterte die an ihren Feuern kauernden, erschöpften und entmutigten Clansleute und seufzte tief. Ein Blinder konnte sehen, dass ihr Kampfgeist dahin war. Niemand glaubte mehr daran, dass die Clans, die sich bis jetzt neutral verhalten hatten, ihnen doch noch zu Hilfe eilen würden. Niemand glaubte noch an einen Sieg. Alle wussten, dass ihnen entweder Tod oder Gefangennahme bevorstand. Wie sollte dieser verzagte Haufen sich gegen die Engländer behaupten?
    Dylans Entschluss stand fest. Er wandte sich von Artair und Sinann ab und ging auf den Jakobitenführer zu, der vom Gipfel des Hügels aus die umliegenden Hänge beobachtete. Tul-libardine saß unter einem Baum, umringt von einigen Offizieren in Samtmänteln, Kniehosen und Perücken. Er wirkte kleinlaut und bedrückt, ermunterte seine Leute aber trotzdem zum Durchhalten und bemühte sich, ihnen neue Hoffnung einzuflößen. Als Dylan näher kam, blickte er auf.
    Dylan kam direkt zur Sache. »Mylord, ich bitte Euch mit allem schuldigen Respekt, noch einmal gründlich nachzudenken, bevor Ihr diese Männer in einen Kampf schickt, den sie nicht gewinnen können.«
    Tullibardine, dessen Perücke im Mondlicht schmutzig weiß schimmelte, runzelte unwillig die Stirn, dann erhob er sich zögernd. »Ihr seid recht anmaßend, mein Bester.« Das Zittern in seiner Stimme verriet deutlich, dass er fürchtete, Dylans Behauptung könne der Wahrheit entsprechen. »Passt auf, was Ihr sagt. Eure Worte könnten Euch leicht als Verrat ausgelegt werden. Wer seid Ihr überhaupt?«
    Dylan verneigte sich leicht; eine Geste, die den Marquis dazu bewegen sollte, ihn ernst zu nehmen. »Mein Name ist Dylan Matheson, Mylord. Ich wollte nicht unverschämt sein, aber ich kämpfe an der Seite der Männer, und ich weiß, was sie untereinander reden. Das Einzige, was sie davon abhält, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, ist der Eid, den sie Euch und ihrem Laird geleistet haben.«
    Tullibardine nickte. »Aye, ich verstehe.« Bislang hatte Dylan noch nichts gesagt, was nicht allgemein bekannt war.
    »Aber jetzt sind sie erschöpft, körperlich wie seelisch, und sie können nicht mehr weiterkämpfen«, fuhr Dylan fort. »Sie sind dem Gegner gegenüber in der Minderzahl, und sie mussten heute schon eine furchtbare Schlacht durchstehen. Ihnen bleibt nicht genug Zeit, sich zu erholen, bevor die Engländer wieder angreifen. Trotzdem haben sie den Glauben an Euch noch nicht verloren. Sie werden Euch die Treue halten, auch wenn sie nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache sind.« Dylan brach ab; er hoffte, Tullibardine würde von sich aus zu dem Schluss kommen, dass ein besonnener Kommandant nicht kampfunwillige Männer, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten, in den sicheren Tod schicken durfte.
    Seine Rechnung schien aufzugehen. Tullibardine schwieg eine Weile. Nur seine reglose Silhouette hob sich von der Dunkelheit ab. Endlich sagte er mit einem Anflug von Hoffnung in der Stimme: »Könnte es nicht sein, dass Ihr der Einzige seid, den der Kampfesmut verlassen hat?«
    Dylan hob gekränkt das Kinn. »Ich bin noch hier, wie Ihr seht, und ich werde bleiben, bis man mich von meinem Eid

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