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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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werden.
    Oben auf dem Hügel angelangt sah er, dass die MacKenzies ihren verwundeten Laird in Sicherheit brachten. Die Rotröcke attackierten erneut. Jetzt traten auch die vom Earl Marischal geführten Spanier den Rückzug an. Der Kampf war vorüber, der gesamte Pass von König Georges Männern eingenommen.
    Als die Nacht hereinbrach, befanden sich die geschlagenen Jakobiten außerhalb der direkten Reichweite der Feinde. Am nächsten Morgen würden die Engländer die Verfolgung wieder aufnehmen, aber solange es dunkel war, herrschte Kampfpause. Die Mathesons scharten sich um Artair. Coinneach, Dùghlas und Seumas waren verwundet worden und mussten von ihren Kameraden getragen werden. Die Männer schlugen oberhalb eines Baches unter einer mächtigen Eiche ihr Lager auf und entfachten ein kleines Feuer, damit die Verwundeten versorgt werden konnten.
    Coinneach hatte eine schwere Beinverletzung davongetragen, an der er zu verbluten drohte. Zwei Männer pressten Leinentücher gegen die Wunde, konnten die Blutimg jedoch nicht stoppen. Coinneach war bewusstlos. Allen war klar, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hatte.
    Quer über Dùghlas' Bauch verlief eine tiefe Schnittwunde. Er würde überleben, falls die Bauchdecke nicht durchtrennt war. Immer wieder rief er Coinneachs Namen, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Der Blutverlust hatte ihn stark geschwächt, hilflos lag er neben dem Feuer auf seinem Plaid und wartete auf den Tod seines kleinen Bruders. Tränen liefen über sein schmutziges, blutverschmiertes Gesicht und rannen in seinen zottigen Bart.
    Seumas lehnte mit schmerzverzerrtem Gesicht an dem mit glitschigem Moos überwucherten Stamm der Eiche. Sein Atem kam in kurzen, heftigen Stößen, und er sah aus, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Von seiner linken Hand war nichts geblieben als ein blutiger Stumpf, den er provisorisch mit einem bereits durchweichten Leinentuch verbunden hatte. Blut tropfte unaufhörlich auf seinen Kilt.
    Dylan kniete neben ihm nieder und löste den Verband vorsichtig. Sofort spritzte ein Blutschwall aus der Arterie. Verdammt! Dylan kannte sich in medizinischen Fragen nicht sonderlich gut aus, aber ihm war klar, dass Seumas verbluten würde, wenn nicht bald etwas geschah. Zuerst musste er dem Freund eine Aderpresse anlegen. Er schlang das blutgetränkte Tuch um Seumas' Unterarm und zog es so fest zu, wie er konnte.
    Die Blutung ließ nach, kam jedoch nicht ganz zum Stillstand. Zu lange durfte ei die Ader nicht abschnüren, daher galt es, rasch zu handeln. Dylan griff unter seinen Kilt und riss vom Saum seines Hemdes einen langen Faden ab.
    »Hat jemand etwas Whisky übrig? Ich brauche dringend einen Schluck Whisky.«
    Irgendjemand knurrte, Dylan könne wohl den Anblick von Blut nicht ertragen.
    »Ich will das Zeug doch nicht trinken!« Da niemand Anstalten machte, seiner Bitte nachzukommen, wiederholte Dylan sie in entschieden schärferem Ton: »So macht doch voran! Wo bleibt der Whisky?« Einer der Männer reichte ihm einen kleinen Schlauch. Dylan tränkte den Faden mit der scharfen Flüssigkeit und rieb sich auch die Finger damit ab. »Und jetzt brauche ich eine Fackel, ich muss sehen, was ich hier tue.« Robin zog einen brennenden Ast aus dem Feuer, um Dylan damit zu leuchten. Dylan hob Seumas' Arm über Kopfeshöhe, drückte ihn gegen den Stamm der Eiche und wies Tormod und Keith Rómach an, ihn in genau dieser Position festzuhalten. »Okay, Seumas«, murmelte er. »Das wird jetzt ziemlich weh tun.«
    Ein schwaches Lächeln zuckte um Seumas' Mundwinkel. »Wer hätte das gedacht?«
    Behutsam schob Dylan den Hautlappen zurück, der einst Seumas' Handrücken bedeckt hatte, und untersuchte die Wunde. Die beiden Unterarmknochen ragten weißlich aus der zuckenden, blutigen Muskelmasse. Es war nicht leicht, die Schlagader zu fassen zu bekommen, doch schließlich gelang es Dylan, sie zwischen zwei Fingern zu packen und das Ende mit einem Stück Faden abzubinden. Nun tröpfelte das Blut nur noch schwach aus der grässlichen Wunde. Zur Sicherheit verknotete er den Faden zweimal und vergewisserte sich dann, dass er nicht verrutschen konnte. Danach übergoss er den ganzen Stumpf mit Whisky.
    Seumas atmete schwer und abgehackt durch die Nase. Sein Gesicht war totenbleich, die Lippen schimmerten bläulich. Aber er gab keinen Ton von sich.
    Colin reichte Dylan sein Schwert. »Hier, brenn die Wunde damit aus.« Er hatte die Klinge vorher im Feuer erhitzt, bis der Stahl rot

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