Die Revolution der Ameisen
Enzyklopädie auf und hielt sie vor den Spiegel.
Dabei stellte sie fest, daß das Werk ganze Sätze enthielt, die nur im Spiegel zu lesen waren!
Drittes Spiel
KARO
123. ENZYKLOPÄDIE
Der richtige Zeitpunkt zum Pflanzen: Bei allem, was man tut, kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Das sieht man ganz deutlich am Gemüse.
Wenn man einen prächtigen Küchengarten haben will, muß man unbedingt über die ideale Pflanz-und Erntezeit Bescheid wissen.
Spargel: Im März anpflanzen, im Mai ernten.
Auberginen: Im März anpflanzen (an einem sonnigen Ort), im September ernten.
Rüben: Im März anpflanzen, im Oktober ernten.
Karotten: Im März anpflanzen, im Juli ernten.
Gurken: Im März anpflanzen, im September ernten.
Zwiebeln: Im September anpflanzen, im Mai ernten.
Lauch: Im September anpflanzen, im Juni ernten.
Kartoffeln: Im April anpflanzen, im Juli ernten.
Tomaten: Im März anpflanzen, im September ernten.
EDMOND WELLS,
Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
124. DER AUFRECHTE GANG
Der Revolutionszug schlängelt sich durch den Hochwald aus wildem Spargel, mit Prinzessin Nr. 103 an der Spitze der Kolonne. Als es kühl wird, schlagen die Ameisen ihr Nachtlager in einer großen Kiefer auf, am Eingang eines verlassenen Eichhörnchenbaus. Hier setzt die Prinzessin ihren Bericht über die Finger fort, diesmal in epischer Breite. Thema des Tages, von Nr. 10 wie immer gewissenhaft protokolliert: DIE PHYSIOLOGIE DER FINGER
Die Finger befinden sich am Ende der Beine dieser riesigen Tierart.
Während unsere sechs Beine mit jeweils zwei Greifern ausgestattet sind, haben sie an den beiden Vorderbeinen fünf Greifer, die bei ihnen Finger heißen.
Mit zwei Fingern können sie eine Zange bilden.
Mit den eingezogenen fünf Fingern können sie einen Hammer bilden.
Mit gebogenen Fingern können sie kleine Flüssigkeitsmengen auffangen.
Mit einem einzelnen ausgestreckten Finger können sie uns mühelos zerquetschen.
Die Finger sind ein großartiges Werkzeug, mit dem sie Fäden knüpfen oder Blätter zerpflücken können.
Jeder Finger besteht aus drei Teilen, weshalb er verschiedene Formen annehmen kann.
Zusätzlich ist jeder Finger am Ende mit einer Kralle versehen, die müheloses Graben oder Schneiden ermöglicht.
Doch genauso bewundernswert wie ihre Finger sind die sogenannten ›Füße‹.
Mit Hilfe dieser Füße können die Finger auf ihren beiden Hinterbeinen aufrecht stehen, ohne hinzufallen. Ihre Füße sorgen für das nötige Gleichgewicht.
Auf zwei Beinen aufrecht gehen!
Alle anwesenden Insekten versuchen sich vorzustellen, wie man auf nur zwei Beinen gehen kann. Gewiß, sie haben schon gesehen, daß Eichhörnchen und Eidechsen nur auf den Hinterbeinen sitzen können, ohne hinzufallen, aber auf zwei Beinen laufen …
Nr. 5 versucht es den Fingern gleichzutun.
Sie stellt sich auf die Hinterbeine, stützt sich mit den beiden mittleren Beinen an der Wand ab und rudert mit den Vorderbeinen, um das Gleichgewicht zu halten. Fast zwei Sekunden lang kann sie sich aufrecht halten. Alle Insekten beobachten sie.
»Von hier oben kann ich etwas weiter sehen und nehme mehr Dinge wahr.«
Das gibt Nr. 103 zu denken. Sie fragt sich seit langem, warum die Finger eine so ausgefallene Denkweise haben.
Anfangs glaubte sie, ihre Größe sei dafür verantwortlich, aber die Bäume sind auch riesengroß und haben trotzdem weder Fernsehen noch Auto. Dann dachte sie, die Zivilisation der Finger sei eine Folge der komplizierten Werkzeuge an ihren Vorderbeinen, aber die Eichhörnchen haben auch etwas Ähnliches und stellen trotzdem nichts wirklich Interessantes her.
Vielleicht rührt die seltsame Denkweise der Finger von der Fähigkeit her, sich auf den Hinterbeinen im Gleichgewicht halten zu können. Auf diese Weise sehen sie mehr, und Gehirn und Augen haben sich darauf eingestellt und ermöglichen ihnen die Verwirklichung ehrgeiziger Pläne.
Soviel Nr. 103 weiß, sind die Finger die einzigen Tiere, die ständig nur auf den Hinterbeinen laufen können. Sogar die Eidechsen verharren nur wenige Sekunden in dieser instabilen Position.
Prinzessin Nr. 103 versucht nun ihrerseits, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Das ist sehr anstrengend und schmerzhaft. Ihre Schenkel sind diesem Druck nicht gewachsen und geben schon nach ein, zwei Schritten nach. Nr.
103 verliert das Gleichgewicht, rudert verzweifelt mit den vier anderen Beinen und fällt auf
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