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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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heute verwirklichen ließ.

126. ENZYKLOPÄDIE
     
    Utopie von Fourier: Charles Fourier wird im Jahre 1772 in Besancon als Sohn eines Tuchmachers geboren und entwickelt nach der Französischen Revolution erstaunliche Ambitionen.
    Er will die Gesellschaft verändern und legt 1793 seine Pläne den Mitgliedern des Direktoriums dar, die sich aber nur über ihn lustig machen.
    Resigniert wird er Kassierer, doch in seiner Freizeit schreibt er mehrere Bücher, darunter Le Nouveau Monde industriel et sociétaire, in dem er seine ideale Gesellschaft in allen Einzelheiten beschreibt.
    Die Menschen sollten in kleinen Kommunitäten von 1600-1800 Personen leben. Diese ›Phalange‹ ersetzt die Familie, und ohne Familie gibt es auch keine elterliche Autorität mehr. Die Verwaltung ist auf ein absolutes Minimum beschränkt.
    Wichtige Entscheidungen werden von einem Tag zum andern gemeinsam auf dem zentralen Platz gefällt.
    Jede ›Phalange‹ ist in einem ›Phalanstere‹ untergebracht, und Fourier beschreibt sein ideales ›Phalanstere‹ ganz genau: ein drei-bis fünfstöckiger Gebäudekomplex mit Straßen im Erdgeschoß, wo Springbrunnen im Sommer für Kühle und riesige Kamine im Winter für Wärme sorgen sollen. Im Zentrum befindet sich ein Turm mit Observatorium, Glockenspiel, einem Chappe-Telegrafen und einer Kammer für den Nachtwächter.
    Fourier möchte Löwen und Hunde kreuzen, um eine neue zahme Tierart zu erhalten. Diese ›Hundelöwen‹ sollen sowohl als Reittiere als auch zum Bewachen des ›Phalanstere‹ dienen.
    Charles Fourier war überzeugt, daß – wenn man seine Ideen auf der ganzen Welt genau in die Tat umsetzte – die Bewohner der ›Phalansteres‹ sich sogar körperlich weiterentwickeln könnten. Diese Evolution würde durch das Wachsen eines dritten Arms in Höhe der Brust für jeden sichtbar sein. Ein Amerikaner baute ein ›Phalanstere‹ nach Fouriers Plänen, erlebte aber aufgrund architektonischer Probleme ein totales Fiasko. Der Schweinestall mit Marmorwänden war der gepflegteste Ort des ganzen Gebäudes, doch leider hatte Fourier die Türen vergessen, und deshalb mußten die Schweine mit Kränen in ihren prächtigen Stall geschafft werden.
    Gemeinschaften, die sich an Fouriers ›Phalansteres‹
    orientierten, entstanden auf der ganzen Welt, hauptsächlich in Argentinien, Brasilien, Mexiko und in den Vereinigten Staaten.
    Kurz vor seinem Tod sagte Fourier sich von all seinen Schülern und Anhängern los.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

127. ZWEITER TAG DER REVOLUTION DER FINGER
     
    Alarmpheromone.
    Alle werden jäh aus dem Schlaf gerissen. Gestern abend haben sie sich in Hochstimmung zur Ruhe begeben und von den unzähligen Anwendungsbereichen der futuristischen Finger-Technologie geträumt, und jetzt breiten sich im Nachtlager der Ameisen diese durchdringenden Gerüche aus.
    Alarm!
    Prinzessin Nr. 103 richtet ihre Fühler auf. Es ist noch nicht Morgen. Dieses Licht und diese Hitze rühren nicht vom Sonnenaufgang her. Die Ameisen haben ihre eigene kleine Sonne im Eichhörnchenbau, und diese Sonne hat einen Namen
    – Feuer!
    Die Feuerwärterinnen haben vor dem Einschlafen ein trockenes Blatt in unmittelbarer Nähe der Glut übersehen.
    Überall lagen weitere welke Blätter herum, und nun züngeln gefährliche gelbe und rote Flammen empor.
    Fliehen! Panik bricht aus. Alle hasten auf den Ausgang zu, doch weil ein Unglück selten allein kommt, stellt sich plötzlich heraus, daß dieser Eichhörnchenbau doch bewohnt ist: Was sie für Moos im Hintergrund der Höhle gehalten haben, war das Eichhörnchen, das sich nun mit einem Sprung rettet und dabei die Ameisen nach hinten schleudert.
    Nun sitzen sie hinter dem Feuer in der Falle und drohen am Rauch zu ersticken.
    Nr. 103 sucht aufgeregt nach Prinz Nr. 24, doch er reagiert nicht auf ihre Pheromonrufe, und ihr fällt plötzlich wieder ein, daß Nr. 24 sich von je her überall verirrte.
    Das Feuer breitet sich immer mehr aus, die Anti-Feuer-Ameisen betonen, man hätte von Anfang an auf sie hören sollen: Das Feuer müsse tabu bleiben. Die Feuer-Protagonistinnen entgegnen, dies sei nicht der richtige Zeitpunkt für Diskussionen. Wer auch immer recht oder unrecht habe – jetzt käme es nur darauf an, seine Haut zu retten!
    Bei dem Versuch, die Wände zu erklimmen, stürzen viele Ameisen ab und verbrennen im Nu.
    Immerhin hat das Feuer aber auch ein Gutes: Es spendet den temperaturabhängigen Insekten

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