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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Sicherheit, und selbst wenn für uns hier alles aus sein sollte, werden andere von unseren Erfahrungen profitieren und unsere Arbeit fortsetzen können.«
    Julie warf erleichtert einen Blick aus dem Fenster. Auf dem Hof leisteten nur noch einige beherzte Amazonen erbitterten Widerstand.
    »Ich glaube nicht, daß alles aus ist«, sagte sie. »Der Geist unserer ›Revolution der Ameisen‹ ist immer noch lebendig.«
    Francine riß die Vorhänge herunter und knotete sie zu einem dicken Seil zusammen, das sie am Balkon befestigte. Sie kletterte als erste hinunter, und die beiden anderen wollten folgen, doch dann fiel David ein, daß es besser wäre, vorher noch alle Programme zu löschen. Ein Knopfdruck genügte, und ihre ganze Arbeit löste sich sozusagen in Luft auf. Jetzt konnten sie nur hoffen, daß die Überspielung nach San Francisco geklappt hatte.
    Die Polizisten warfen sich mit den Schultern gegen die Tür.
    Höchste Zeit zu verschwinden!
    Julie bedauerte plötzlich, beim Turnunterricht nicht etwas mehr Eifer an den Tag gelegt zu haben, aber Angst war eine gute Antriebskraft, und sie schaffte es, sich am Seil nach unten zu hangeln. Erst als sie auf dem Hof stand, fiel ihr siedend heiß ein, daß sie die Enzyklopädie nicht bei sich hatte. Lag das Buch oben im Informatiklabor? War ihr bester Freund schon der Polizei in die Hände gefallen?
    Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung erinnerte sie sich aber daran, daß sie das Werk im Probenraum zurückgelassen hatte, weil Léopold etwas nachlesen wollte. Während sie sich voll Schrecken zu erinnern versucht hatte, waren David und Francine verschwunden. Auf dem Hof herrschte ein heilloses Durcheinander; Jungen und Mädchen rannten kopflos umher.
    Maximilien hatte kein Interesse an 500 Gefangenen, ihm ging es nur darum, die Anführer der Revolte zu schnappen.
    »Ergebt euch, dann wird euch nichts passieren!« rief er durch sein Megafon, und seinen Männern befahl er: »Vergeudet keine Zeit mit den Statisten! Wir brauchen Julie Pinson.«
    Allen Polizisten hatte man vorher die Personenbeschreibung des Mädchens mit den hellgrauen Augen und schwarzen Haaren gegeben, und so wurde es rasch gesichtet. Als jemand sie am Arm packte, wollte Julie instinktiv um sich schlagen, erkannte dann aber Davids Stimme: »Komm mit – schnell!«
    Sie zögerte. »Wenn ich fliehe, ist das eine weitere Niederlage für mich …«
    »Mach es wie die Ameisen! Bei Gefahr fliehen ihre Königinnen immer durch unterirdische Notausgänge!«
    Er zog sie mit sich in den Probenraum und schob sie in den Gang, den sie ja schon kannte, aber sie hastete plötzlich ins Zimmer zurück.
    »Die Enzyklopädie!«
    Zwischen den Decken suchte sie nach ihrem Schatz.
    »Laß das Buch, die Bullen werden gleich hier sein!« warnte David.
    »Niemals!«
    Ein Polizist tauchte im Türrahmen auf. David schwang seine Krücke, um Zeit zu gewinnen, und es gelang ihm sogar, die Tür zuzuschlagen und zu verriegeln. »Ich hab’ sie!« rief Julie triumphierend, die Enzyklopädie in einer Hand, ihren Rucksack in der anderen. Sie verstaute das Buch rasch darin und folgte David in den unterirdischen Gang, der sich bald verzweigte. Mit Ji-woong hatte sie vor einigen Tagen den nach rechts führenden Weg eingeschlagen, der in die Keller der Nachbarschaft führte, doch David entschied sich für die stinkende Kanalisation.
     

164. TOD DEN GLÄUBIGEN!
     
    Angeführt von Nr. 13 marschiert das Exekutionskommando durch die Gänge, von einem Stockwerk zum anderen. An die Katakomben im alten Bel-o-kan gewöhnt, haben die Gläubigen ihre Versammlungsräume auch in der neuen Stadt im 45.
    Untergeschoß eingerichtet, und hier unten haben sie nicht nur ihre symbolischen Kreise in die Wände geritzt, sondern richtige Fresken gemalt: Kreise, die Ameisen zerquetschen, Kreise, die Ameisen ernähren, Kreise, die mit Ameisen reden
    … ihre Vision von den Göttern!
    Eine Gläubige kommt dem Kommando entgegen und wird ohne Vorwarnung mit Ameisensäure beschossen. Im Todeskampf streckt sie die Beine aus, so daß ihr Körper ein sechsarmiges Kreuz bildet, und stößt mit letzter Kraft ein starkes Bekenntnispheromon aus:
    Die Finger sind unsere Götter.
     

165. ENZYKLOPÄDIE
     
    Die Paradoxie von Epimenides: Der Satz ›Dieser Satz ist falsch‹ demonstriert die Paradoxie von Epimenides. Welcher Satz ist falsch? Dieser Satz. Wenn ich sage, daß er falsch ist, sage ich die Wahrheit. Folglich ist er nicht falsch, sondern wahr. Der Satz wirft ohne Ende sein

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