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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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verwendet. Dadurch sinkt das Niveau der Ausbildung, und die jungen Schamanen besitzen nicht mehr die Kraft und Ausstrahlung ihrer Vorgänger.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

159. ABENDDÄMMERUNG DER ›REVOLUTION DER  AMEISEN‹
     
    Der Molotowcocktail glich im Flug einem schönen Feuervogel, aber er war so gefährlich wie ein feuerspeiender Drache. Die Schwarzen Ratten verstanden gut damit umzugehen. Die Decken am Gitter brannten lichterloh und stanken nach Nylon. Sobald sie verkohlt waren, hatten die Angreifer freie Sicht auf den Schulhof.
    Julie zog sich hastig an. Ji-woong versuchte sie zurückzuhalten, aber sie mußte ihrer Revolution zu Hilfe eilen, deren Schmerzensschreie sich in ihren Ohren wie die eines waidwunden Tieres anhörten.
    Ihre Leber beeilte sich, den Cognac zu verarbeiten, der ihre Reflexe verlangsamte. Jetzt war schnelles Handeln gefordert.
    Sie rannte durch die Korridore. Panik im Ameisenhaufen.
    Alle waren völlig kopflos.
    Die Schwarzen Ratten schleuderten ihre Molotowcocktails jetzt gezielt auf die Zelte und Stände.
    Die Revolutionäre konnten die Brände nicht mit Wasser löschen, weil die Zisterne fast leer war. David riet ihnen, statt dessen Sand zu verwenden, aber auch das half nicht viel. Ein Molotowcocktail traf den Kopf der großen Kunststoffameise, die sofort in Flammen aufging. Julie, die noch vor gar nicht langer Zeit das ganze Gymnasium in Schutt und Asche hatte legen wollen, begriff erst jetzt, welch schreckliche Waffe das Feuer war. Und mittlerweile hatte sie in der Enzyklopädie auch gelesen, daß dieser Molotow, nach dem der Sprengkörper benannt war, ein Gefolgsmann Stalins und ein Reaktionär der übelsten Sorte gewesen war.
    Auch Pauls Lebensmittelstand geriet in Brand. Seine Metbonbons schmolzen und verbreiteten Karameldüfte.
    Gegenüber dem Gymnasium war ein Polizeiwagen geparkt, aber die Polizisten geboten den Schwarzen Ratten keinen Einhalt. Die Revolutionäre hätten den Angriff gern erwidert, aber Julie erklärte entschieden: »Wir dürfen uns nicht provozieren lassen. Das wollen sie doch nur erreichen.«
    »Ich lasse mich aber nicht gern ohrfeigen, ohne zurückzuschlagen!« rief eine Amazone.
    »Wir wollen doch zeigen, daß eine gewaltlose Revolution möglich ist«, hielt Julie ihr entgegen. »Und wir dürfen uns nicht genauso primitiv aufführen wie diese Rowdys. Löscht die Brände und bewahrt Ruhe.«
    Die Revolutionäre versuchten die Flammen mit Sand zu ersticken, aber die Schwarzen Ratten schleuderten immer neue Molotowcocktails. Narcisses Stand wurde getroffen. Er stürzte aufgeregt dorthin.
    »Meine Kollektion ist einzigartig! Wir müssen sie retten!«
    Doch dafür war es schon zu spät. Außer sich vor Wut packte Narcisse eine Eisenstange, riß das Tor auf und stürmte auf die Schwarzen Ratten zu, doch obwohl er wie ein Löwe kämpfte, konnte er gegen Dupeyrons Bande natürlich nichts ausrichten.
    Bevor Ji-woong, Paul, Léopold und David ihm zu Hilfe eilen konnten, wurde er brutal zusammengeschlagen. Wie durch Zauberei war sofort ein Krankenwagen zur Stelle, der den Verletzten mit heulender Sirene abtransportierte. Das war zuviel für Julie. »Narcisse! Sie wollen Gewalt. Nun gut, dann sollen sie sie haben!«
    Sie befahl den Amazonen, die Schwarzen Ratten zu verfolgen, und die jungen Mädchen rannten begeistert zum Tor hinaus, aber die Rolle der ›Gendarmen‹ lag ihnen weniger als die der ›Räuber‹, und so wurden sie von den Burschen, die ihnen in dunklen Seitenstraßen auflauerten, mühelos überwältigt.
    Der Kommissar verfolgte die Entwicklung aus einiger Entfernung durchs Fernglas und war sehr zufrieden. Das Tor stand offen, ein Großteil der Revolutionäre war hinausgerannt, und der Rest war damit beschäftigt, die Brände zu löschen. Der junge Dupeyron hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Nicht umsonst floß das Blut des energischen Präfekten in seinen Adern! Maximilien bedauerte, ihn nicht schon früher um Hilfe gebeten zu haben. Hingegen waren die Revolutionäre doch nicht so schlau, wie er geglaubt hatte. Ein rotes Tuch hatte genügt, um sie bis zur Weißglut zu reizen.
    Maximilien rief den Präfekten an und informierte ihn, daß es diesmal Verletzte gebe.
    »Schwerverletzte?«
    »Ja, und vielleicht sogar einen Toten. Er wurde vorhin in die Klinik gebracht.«
    Dupeyron überlegte. »Also sind diese Unruhestifter doch noch in die Falle der Gewaltanwendung geraten … Jetzt haben Sie grünes

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