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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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gefunden.« Er hielt eine kleine Schachtel ins Licht.
    Es behagte Julie nicht, daß David sich in ihrem Zimmer aufhielt, wo doch Ji-woong jeden Moment zurückkommen konnte, aber ihre Neugier war doch stärker.
    »Was ist das?«
    »Du wolltest den ›Stein von Rosette‹ konstruieren – nun, diese Leute haben das Gerät hergestellt. Léopold wollte ein Hügelhaus bauen – sie haben es errichtet. Paul wollte Pilze züchten, um autark leben zu können – hier wachsen jede Menge Pilze. Sie haben auch den Computer mit demokratischen Anordnung fabriziert, von dem Francine so begeistert war … Und erinnerst du dich noch an Zoés Projekt?«
    »Künstliche Fühler für eine Absolute Kommunikation zwischen Menschen!« Julie setzte sich im Bett auf.
    David zeigte ihr kleine rosa Fühler an einer Nasenzwinge.
    Sollte den Pyramidenbewohnern sogar das gelungen sein?
    »Hast du mit Arthur darüber gesprochen?« fragte sie.
    »Alle schlafen, und ich wollte niemanden stören. Ich habe zwei Paar davon gefunden und einfach mitgenommen.«
    Sie starrten die seltsamen Gebilde wie verbotenes Naschwerk an. Julie wollte eigentlich sagen: »Warten wir bis morgen und fragen Arthur um Rat.« Doch alles in ihr drängte: »Los, probier’s aus!«
    »Erinnerst du dich noch? Edmond Wells sagt, bei einer Absoluten Kommunikation würden zwei Ameisen nicht nur Informationen austauschen, sondern ihre Gehirne miteinander verknüpfen. Über die Fühler zirkulieren die Hormone von einem Schädel in den anderen, so als wäre es ein einziger, und dann verstehen sie einander völlig, können buchstäblich Gedanken lesen.«
    Ihre Blicke kreuzten sich.
    »Wollen wir’s versuchen?«
     

199. ENZYKLOPÄDIE
     
    Empathie: Empathie ist die Fähigkeit zu spüren, was die anderen spüren, ihre Freuden und Schmerzen wahrzunehmen und zu teilen. (Pathos bedeutet im Griechischen Leiden.) Sogar Pflanzen nehmen Schmerz wahr. Wenn man die Elektroden eines Galvanometers – eines Geräts zur Messung des elektrischen Widerstands – an der Rinde eines Baums anbringt und wenn jemand, der an diesem Baum lehnt, sich mit einem Messer in den Finger schneidet, stellt man eine Veränderung dieses Widerstands fest. Der Baum registriert also die Vernichtung menschlicher Zellen. Wird ein Mensch in einem Wald ermordet, nehmen alle Bäume das wahr und sind davon betroffen. Der amerikanische Schriftsteller Philip K. Dick, Autor von Blade Runner, sagt, wenn ein Roboter imstande sei, den Schmerz eines Menschen wahrzunehmen und mit ihm zu leiden, dann verdiente er, als Mensch eingestuft zu werden.
    Und wenn im Gegenteil ein Mensch unfähig sei, das Leiden eines anderen wahrzunehmen, sei es durchaus gerechtfertigt, ihm das Mensch-Sein abzusprechen.
    Man könnte sich durchaus eine neue Strafart vorstellen: den Entzug des Rechts, sich »Mensch« zu nennen. Das wäre eine gerechte Strafe für alle Folterknechte, Mörder und Terroristen, für alle, die einem anderen Schmerz zufügen, ohne selbst davon berührt zu werden.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

200. FUSSSPUREN
    Maximilien glaubte, endlich die richtige Fährte gefunden zu haben. Die Fußspuren waren ganz deutlich zu sehen. Ein Junge und ein Mädchen waren diesen Weg gegangen. Daß sie jung waren, konnte man daran erkennen, daß sie das Gewicht ihrer Füße nach vorne verlagerten, so daß der Abdruck von den Zehen tiefer war als der von den Fersen. Und das Geschlecht konnte der Kommissar mit Hilfe einiger Haare bestimmen.
    Jeder Mensch verliert überall seine Haare, ohne es zu bemerken. Die langen schwarzen Haare stammten mit Sicherheit von Julie Pinson. Und der Abdruck von Davids Krücke beseitigte die letzten Zweifel daran, um wen es sich handelte.
    Die Fährte führte den Kommissar zu einer von Dornbüschen umrahmten Mulde, in deren Mitte ein Hügel aufragte.
    Maximilien erkannte den Ort wieder. Hier hatte er gegen die Wespen gekämpft. Aber wohin war die Pyramide verschwunden?
    Er starrte verwirrt einen Sandsteinfelsen an, der mit einer Zacke direkt auf den Hügel deutete. Die Welt ist voller Zeichen, die einem helfen, wenn man Sorgen hat. Aber Maximiliens Gehirn war noch nicht bereit, darauf zu achten.
    Wie konnte eine Pyramide plötzlich verschwinden? Er holte seinen Notizblock hervor und betrachtete die Skizze, die er bei seinem ersten Besuch angefertigt hatte.
    Hinter ihm kamen die anderen Polizisten angelaufen.
    »Und was machen wir jetzt, Kommissar?« fragten sie

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