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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ungeduldig.
     

201. GEGENWARTSBEWUSSTSEIN
    »Los geht’s!«
    David überreichte Julie ein Paar Fühler. Das Gestell bestand aus zwei kleinen Hörnern aus Kunststoff, die über dem Nasenrücken miteinander verbunden waren und sich zu 15cm langen stengelartigen Gebilden verdünnten. Die eigentlichen Antennen waren aus elf Segmenten mit Mikroporen und Rillen zusammengefügt und so geformt, daß sie mit den Fühlern des anderen Geräts Kontakt halten konnten.
    David hatte sich die kurze Gebrauchsanleitung in der Enzyklopädie abgeschrieben und las vor:
    »Man muß die Antennen in die Nasenlöcher einführen, wodurch die olfaktorische Empfindlichkeit sowohl beim Senden als auch beim Empfangen erheblich verstärkt wird.
    Weil unsere Nasenhöhle von einer von kleinen durchlässigen Venen durchzogenen Schleimhaut ausgekleidet ist, gehen äußere Reize dort sehr schnell ins Blut über. Wir können direkt von Nase zu Nase kommunizieren. Hinter den Nasenhöhlen befinden sich nämlich Neurosensoren, die alle chemischen Informationen sofort ans Gehirn weiterleiten.«
    Julie starrte die seltsamen Gebilde ungläubig an. »Und diese AK soll wirklich nur über den Geruchssinn funktionieren?«
    »Warum nicht? Immerhin kommt schon ein Baby mit voll entwickeltem Geruchssinn zur Welt, was bei den anderen Sinnen nicht der Fall ist. Ein Neugeborenes kann sogar die Milch seiner Mutter am Geruch erkennen.«
    David betrachtete die Apparatur aufmerksam. »Wenn man dem Schema in der Enzyklopädie glauben darf, ist eine komplizierte Elektronik darin verborgen, wahrscheinlich eine Art Pumpe, die unsere Geruchsmoleküle aufsaugt und weiterleitet.«
    Der junge Mann drückte auf den Einschaltknopf, führte die Antennen in seine Nasenlöcher ein und forderte Julie auf, es ihm gleichzutun.
    Anfangs war es etwas unangenehm, weil der Kunststoff die Nasenwand zusammenpreßte, aber sie gewöhnten sich bald daran, schlossen die Augen und atmeten tief ein.
    Julie wurde sofort mit starken Schweißgerüchen überschwemmt, und zu ihrer großen Überraschung lieferten sie ihr Informationen über Gemütsbewegungen. Sie konnte mühelos Angst, Lust und Streß identifizieren.
    Das war sowohl wunderbar als auch beunruhigend.
    David wies sie an, sehr tief zu atmen, damit die Gerüche sofort ins Gehirn gelangen konnten. Als beide diese Vorübung beherrschten, forderte er sie auf, näher an ihn heranzurücken.
    »Bist du bereit?«
    »Seltsam … Ich habe das Gefühl, als wenn du in mich eindringen würdest«, murmelte Julie.
    »Wir werden nur eine Erfahrung machen, von der die Menschen schon immer geträumt haben: die absolute und völlig ehrliche Kommunikation.«
    »Du wirst meine geheimsten Gedanken erkennen?«
    »Warum ängstigt dich das? Hast du etwas zu verbergen?«
    »Wie jeder Mensch. Schließlich ist mein Schädel das letzte Bollwerk, hinter dem ich Schutz suchen kann.«
    David legte ihr sanft eine Hand auf den Nacken, bat sie, die Augen zu schließen, und rieb seine künstlichen Fühler an den ihren, bis die Rillen ineinanderpaßten. Julie lachte nervös. Sie kam sich mit diesem Plastikding auf der Nase lächerlich vor und war überzeugt, wie eine Languste auszusehen. David drückte ihren Kopf an den seinen, bis sie Stirn an Stirn verharrten. Beide schlossen die Augen.
    »Lauschen wir unseren Empfindungen«, murmelte David leise.
    Das war gar nicht so einfach. Julie befürchtete, daß David Negatives in ihr entdecken könnte. Obwohl sie sehr schamhaft war, hätte sie sich lieber körperlich entblößt als jemandem Einblick in ihr Bewußtsein zu gewähren.
    »Atme«, flüsterte David.
    Sie gehorchte und schreckte vor dem seltsamen Geruch aus Davids Nase zurück. Am liebsten hätte sie sich von ihm gelöst, doch im nächsten Moment nahm sie einen rosa Dunst wahr, der sehr angenehm duftete, und öffnete kurz die Augen. Davids Lider waren geschlossen, und er atmete gleichmäßig.
    Unwillkürlich imitierte sie ihn, und bald stimmten ihrer beider Atemzüge völlig überein.
    Julies Nasenhöhle prickelte, als hätte man Zitronensaft hineintropfen lassen, und wieder wollte sie zurückweichen, doch die Zitronensäure machte allmählich einem schweren opiumartigen Geruch Platz, der sich in Bilder umsetzen ließ.
    Der rosa Dunst hatte sich in eine dichte Materie verwandelt, die wie Lava auf sie zuströmte und in ihre Nasenlöcher einzudringen versuchte.
    Ein unangenehmer Gedanke schoß ihr durch den Kopf. Die Ägypter hatten vor der Mumifizierung der Leichen das

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