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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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wir einen unvergleichlichen Fachmann verloren, einen Beschützer des Waldes«.
    Endlich erschien der Priester und sprach seinerseits die passenden Worte: »Staub zu Staub … dieser bemerkenswerte Ehemann und Vater war uns allen ein Vorbild … die Erinnerung an ihn wird in unseren Herzen lebendig bleiben …
    er wurde von allen geliebt … dies ist nicht das Ende, sondern nur ein Übergang … Amen.«
    Alle scharten sich um Julie und ihre Mutter, um ihnen zu kondolieren. Sogar Präfekt Dupeyron persönlich war erschienen.
    »Danke, daß Sie gekommen sind, Herr Präfekt.«
    Doch dem Präfekten schien besonders viel daran zu liegen, mit dem jungen Mädchen zu sprechen. »Mein herzliches Beileid, Mademoiselle. Dieser Verlust muß für Sie schrecklich sein.« Er ging auf Tuchfühlung und flüsterte Julie ins Ohr: »In Anbetracht der Wertschätzung, die ich Ihrem Vater entgegenbrachte, wird es für Sie in der Präfektur immer einen Platz geben. Kommen Sie zu mir, sobald Sie Ihr Jurastudium abgeschlossen haben, und ich werde Ihnen eine gute Stellung beschaffen.«
    Endlich geruhte der hohe Staatsbeamte, sich der Ehefrau des Verstorbenen zuzuwenden. »Ich habe bereits einen unserer besten Kriminalbeamten beauftragt, den mysteriösen Tod Ihres Herrn Gemahls zu untersuchen. Es handelt sich um Kommissar Linart. Der Mann ist ein As und wird den Fall sehr schnell aufklären.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Natürlich respektiere ich Ihre Trauer, aber manchmal tut es gut, auf andere Gedanken zu kommen. Anläßlich der Partnerschaft unserer Stadt mit der japanischen Stadt Hachinohe findet im Galasaal von Schloß Fontainebleau am nächsten Samstag ein Empfang statt. Kommen Sie doch mit Ihrer Tochter. Ich habe Gaston gut gekannt. Er hätte bestimmt seine Freude daran, wenn Sie sich ein bißchen ablenken.«
    Julies Mutter nickte zögernd, während Trockenblumen auf den Sarg geworfen wurden.
    Julie trat dicht an den Rand des Grabes heran und murmelte mit zusammengebissenen Zähnen: »Schade, daß es zwischen uns nie zu einem richtigen Gespräch gekommen ist, Papa. Ich bin sicher, daß du ein patenter Kerl warst …«
    Sie betrachtete den Fichtensarg und biß sich den Daumennagel ab. Das war am schmerzhaftesten. Wenn sie sich selbst Schmerz zufügte, konnte sie immerhin das Ausmaß selbst bestimmen. Auf diese Weise behielt sie die Kontrolle über ihr Leiden, anstatt passiv zu dulden.
    »Schade, daß es soviel Barrieren zwischen uns gegeben hat, Papa«, schloß sie.
    Unter dem Sarg hämmerte eine Schar ausgehungerter Maden ungeduldig gegen die Zinkplatte, und auch sie sagten sich: Schade, daß es soviel Barrieren zwischen uns gibt.
     

19. ENZYKLOPÄDIE
     
    Begegnung zweier Kulturen: Der Aufeinanderprall zweier verschiedener Kulturen ist immer ein kritischer Augenblick.
    Das Schlimmste war zu befürchten, als Kapitän John Ross, Leiter einer britischen Polarexpedition, am 10. August 181\1 mit den Einwohnern Grönlands zusammentraf, den Inuit (d. h.
    ›Menschen‹, während ›Eskimo‹ etwas abschätzig ›Esser von rohem Fleisch‹ bedeutet). Die Inuit glaubten bis dahin, allein auf der Welt zu sein. Der Älteste schwang einen Knüppel und gab damit das Signal zum Angriff.
    John Saccheus, der Dolmetscher aus Südgrönland, hatte die großartige Idee, sein Messer diesen Fremden vor die Füße zu werfen. Diese großmütige Geste verwirrte die Inuit, die sich der Waffe bemächtigten und zu schreien begannen, wobei sie sich die Nasen zuhielten.
    Saccheus besaß außerdem die Geistesgegenwart, sie sogleich zu imitieren. Dadurch war das Schwierigste geschafft, denn man verspürt nicht das Bedürfnis, jemanden zu töten, der sich genauso verhält wie man selbst.
    Ein alter Inuit kam näher heran, betastete Saccheus’
    Baumwollhemd und fragte, welches Tier ein so zartes Fell habe. Der Dolmetscher antwortete, so gut er konnte, doch da stellte der Alte ihm schon die nächste Frage: »Kommt ihr vom Mond oder von der Sonne?« Da die Inuit glaubten, die einzigen Erdbewohner zu sein, fanden sie keine andere Erklärung für diese Ankunft von Fremden.
    Es gelang Saccheus, sie zu einem Treffen mit den englischen Offizieren zu überreden, und als sie an Bord des Schiffes kamen, gerieten sie zunächst beim Anblick eines Schweins in Panik, lachten aber schallend, als sie sich selbst in einem Spiegel sahen. Sie staunten über eine Uhr und fragten, ob sie eßbar sei. Man bot ihnen Zwieback an, den sie mißtrauisch kauten und angeekelt wieder

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