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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ein schnelles Eingreifen des Himmels, aber niemand kam ihnen zu Hilfe. Der einzige Finger, der in der Nähe war, beobachtete die überflutete Stadt mit einem Teelöffel in der Hand.
    Als er vor einem Haus, das etwas größer als die anderen war, einen Ameisenauflauf entdeckte, war er sicher, daß die Königin nun jeden Moment zum Vorschein kommen würde. Er schaute durch die Lupe, und tatsächlich trugen Ameisen eine der ihren aus dem Gebäude. Sie hatte eine gelbe Markierung auf der Stirn.
    Die Königin Nr. 103!
    Maximilien fing sie mit seinem Löffel und warf sie in ein kleines Plastiktütchen, das er fest zuband.
    Dann leerte er den Rest des Petroleums über der Stadt aus, bis sie in den stinkenden Fluten versank.
    Autos, Dampfboote, Katapulte, Zeppeline und tausend andere Gegenstände trieben auf der schmierigen Flüssigkeit. In den letzten Sekunden ihres Lebens dachten die Bewohner von Myrmecopolis, daß es ein großer Fehler gewesen war, an eine Allianz zwischen Ameisen und Fingern zu glauben.
     
    60\1
     

223. ENZYKLOPÄDIE
     
    1 + 1 = 3: 1 + 1 = 3 wird die Devise unserer utopischen Gruppe sein. Diese Gleichung bedeutet, daß die Vereinigung von Talenten zu besseren Ergebnissen führt, als man aufgrund einer einfachen Addition vermuten könnte. Sie bedeutet, daß die Fusion von Männlich und Weiblich, von Groß und Klein, von Oben und Unten etwas Neues hervorbringt.
    1 + 1 = 3.
    Diese Gleichung drückt den Glauben aus, daß unsere Kinder besser als wir sein werden, und dadurch symbolisiert sie auch den Glauben an die Zukunft der Menschheit. Der Mensch von morgen wird besser sein als der Mensch von heute. Das glaube ich, und das hoffe ich.
    1 + 1 = 3 bedeutet aber auch, daß Kollektivismus und sozialer Zusammenhalt die besten Mittel sind, um unser animalisches Verhalten zu läutern.
    Natürlich weiß ich, daß viele Leute sagen werden, dieses philosophische Prinzip sei unsinnig, weil es mathematisch falsch ist. Ich werde Ihnen deshalb beweisen müssen, daß die Gleichung mathematisch richtig ist.
    Aus meinem Grab heraus werde ich Ihre Sicherheit ins Wanken bringen. Ich werde Ihnen beweisen, daß das, was Sie für DIE Wahrheit halten, nur eine Wahrheit unter vielen ist.
    Fangen wir an:
    Nehmen wir die Gleichung (a + b) • (a – b) = a2 – ab + ba –
    b2.
    Auf der rechten Seiten gleichen sich -ab und +ba aus, und man erhält folglich:
    (a + b) • (a – b) = a2 – b\1 Dividieren wir beide Seiten durch (a-b), so erhalten wir: Kürzen wir die linke Seite, so bleibt:
     
    60\1

     
    Legen wir fest: a = b = 1. Dann erhalten wir:
     
    Wenn Zähler und Nenner gleich sind, erhält man 1. Unsere Gleichung lautet jetzt also: 2 = 1. Addieren wir l auf beiden Seiten, so erhalten wir: 3 = 2.
    Ersetzen wir nun 2 durch l + 1, so kommt man auf …
    3 = 1 + 1.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

224. AMEISENSTRATEGIE
    Drei Schläge mit dem Elfenbeinhämmerchen. Zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit sollte eine Ameisenkönigin vor Gericht aussagen.
    Damit dem Publikum nichts entging, würden Kameras mit Makro-Objektiven die Angeklagte filmen und die Bilder auf eine weiße Leinwand über der Anklagebank projizieren.
    »Ruhe! Man bringe die Angeklagte in diese Maschine – den
    ›Stein von Rosette‹.«
    Mit einer weichen Pinzette wurde die Ameise behutsam in den Glaskasten gesetzt, Sie legte ihre Fühler sofort auf die kleine Kunststoffgabel; man merkte, daß sie mit dem Gerät vertraut war.
    Das Verhör begann.
    »Sie heißen Nr. 103 und sind die Königin der roten Ameisen?«
    Die Ameise bewegte ihre Fühler, und der ›Stein von Rosette‹
    übersetzte ihre Antwort in die Menschensprache. Die synthetische Computerstimme ertönte: »Ich bin keine Königin, sondern eine Prinzessin. Prinzessin Nr.103.«
    Der Richter hüstelte. Es war ihm peinlich, einen Fauxpas begangen zu haben, und er befahl dem Gerichtsschreiber, den Titel der Angeklagten in der Akte zu korrigieren. Wider Willen beeindruckt, drückte er sich sehr höflich aus:
    »Eure Hoheit … Nr. 103 … wären Sie bereit, uns einige Fragen zu beantworten?«
    Gelächter im Saal. Aber es war nun einmal protokollarisch richtig, eine Prinzessin mit ›Hoheit‹ anzureden.
    »Warum haben Sie Ihren Truppen befohlen, drei Polizisten zu töten, während diese in Ausübung ihres Amtes tätig waren?«
    Arthur empfahl dem Vorsitzenden, sich einfacher auszudrücken und auf juristische Fachausdrücke zu verzichten.
    »Also gut.

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