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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Hoheit, warum Sie töten Männer?«
    Arthur intervenierte wieder. Man könne sich einfach ausdrücken, ohne Kauderwelsch zu reden.
    Verwirrt stammelte der Richter: »Warum haben Sie Menschen getötet?«
    Anstatt zu antworten, sendete die Ameise:
    »Ich sehe hier Kameras, die mich filmen. Ihr seht mich vergrößert, aber ich kann euch nicht sehen.«
    Arthur erklärte, Nr. 103 sei daran gewöhnt, die Menschen, mit denen sie redete, auf einem kleinen Fernsehbildschirm zu sehen, und nach einer kurzen Beratung mit den Beisitzern erlaubte der Richter huldvoll, der Angeklagten eines der winzigen Geräte zur Verfügung zu stellen, die in der Pyramide beschlagnahmt worden waren.
    Prinzessin Nr. 103 schaute sich das Gesicht des Fragestellers an und stellte fest, daß es ein recht betagter Finger war. Sie wußte schon lange, daß Finger mit weißen Haaren meistens schon mehr als drei Viertel ihres Lebens hinter sich hatten, und im allgemeinen genossen alte Finger in ihrer Gemeinschaft kein hohes Ansehen. Sie überlegte, ob sie diesem alten Finger, der etwas Schwarz-Rotes trug, überhaupt antworten mußte, doch weil keiner der anderen Finger an seiner Autorität zu zweifeln schien, legte sie ihre Fühler wieder auf die Gabel.
    »Ich habe im Fernsehen Filme über Prozesse gesehen.
    Normalerweise müssen Zeugen auf die Bibel schwören.«
    »Hoheit, Sie haben zu viele amerikanische Filme angeschaut!« rief der Richter. »Hier schwört man nicht auf die Bibel.« Und er erklärte geduldig: »In Frankreich gibt es seit über einem Jahrhundert die Trennung von Kirche und Staat.
    Man schwört nicht auf die Bibel, weil sie in unserem Land nicht für alle Menschen ein heiliges Buch ist. Man schwört einfach bei seiner Ehre.«
    Nr. 103 begriff: Auch bei den Fingern gab es Gottgläubige und Ungläubige, die sich bekämpften. Trotzdem hätte es ihr gut gefallen, auf die Bibel zu schwören … Aber sie mußte sich mit den hiesigen Gepflogenheiten abfinden und verkündete deshalb:
    »Ich schwöre, die Wahrheit zu sagen, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit.«
    Die Ameise, die sich auf vier Beine aufgerichtet hatte und sich mit einem Vorderbein an der Glasscheibe abstützte, bot einen eindrucksvollen Anblick. Ein wahres Blitzlichtgewitter brach los, und jeder im Saal hatte das Gefühl, einem historischen Augenblick beizuwohnen.
    Dem Richter ging es nicht anders, aber er bemühte sich, das Verhör fortzusetzen, so als hätte er einen ganz durchschnittlichen menschlichen Angeklagten vor sich.
    »Hoheit, ich wiederhole meine Frage. Warum haben Sie Ihren Truppen befohlen, Polizisten zu töten?«
    »Ich habe gar nichts befohlen. Den Begriff ›Befehl‹ gibt es bei uns Ameisen nicht. Jeder macht, was er will und wann er will.«
    »Aber Ihre Truppen haben Menschen angegriffen, oder wollen Sie das leugnen?«
    »Ich habe keine Truppen. Und soweit ich sehen konnte, waren es die Finger, die viel Unheil anrichten. Unter ihren schweren Füßen sind mindestens 3000 Ameisen zerquetscht worden! Ihr nehmt überhaupt keine Rücksicht auf uns! Ihr paßt nicht auf, wohin ihr eure Füße setzt.«
    »Aber ihr hattet auf jenem Hügel nichts zu suchen!« schrie der Staatsanwalt.
    »Der Wald gehört allen, soviel ich weiß. Ich wollte befreundete Finger besuchen, mit denen ich schon vor langer Zeit diplomatische Beziehungen geknüpft habe.«
    »Befreundete ›Finger‹! ›Diplomatische Beziehungen‹! Aber diese Leute haben doch überhaupt keinen Einfluß, überhaupt keine Macht. Es sind Verrückte, die sich in einer Waldpyramide eingegraben haben!« rief der Staatsanwalt.
    Die Ameise erklärte geduldig:
    » Wir haben früher versucht, offizielle Kontakte zu euren offiziellen Führern aufzunehmen, aber sie haben sich geweigert, mit uns zu sprechen.«
    Der Staatsanwalt trat näher heran und streckte mit drohender Gebärde einen Finger aus. »Sie wollten vorhin auf die Bibel schwören. Wissen Sie denn wenigstens, was die Bibel für uns bedeutet?«
    Die Angeklagten hielten den Atem an. Würde der Staatsanwalt ihre winzige Verbündete ausmanövrieren?
    »Die Bibel – das sind die Zehn Gebote«, erwiderte Nr. 103, die sich genau an den Film von Cecil B. De Mille mit Charlton Heston erinnerte, der im Fernsehen so oft gezeigt wurde.
    Arthur seufzte erleichtert. Auf Nr. 103 konnte man sich wirklich verlassen. Er erinnerte sich daran, daß Charlton Heston aus unerfindlichen Gründen ihr Lieblingsschauspieler gewesen war. Sie hatte nicht nur Die Zehn Gebote gesehen,

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