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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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seines Lebens ungestört vor dem Fernseher verbringen zu können. Der Mann – oder die Frau – mußte natürlich über große Lebensmittelreserven verfügen … Wir leben wirklich in einer verrückten Welt, dachte der Kommissar. Gewiß, das Fernsehen spielte im Leben der allermeisten Menschen eine immer größere Rolle, und auf allen Dächern gab es hohe Antennen, aber nur ein völlig Verrückter konnte auf die Idee verfallen, in einem Gefängnis ohne Türen und Fenster fernsehen zu wollen. Das mußte doch eine langsame Form von Selbstmord sein, oder?
    Maximilien legte seine Hände trichterförmig vor den Mund und rief dicht am Spiegel: »Wer Sie auch sein mögen – Sie haben kein Recht, hier zu sein. Diese Pyramide steht in einem Naturschutzgebiet, wo Bauen streng untersagt ist!«
    Sofort verstummten alle Geräusche. Der Ton war abgestellt worden. Keine Schüsse, kein Applaus und auch keine
    ›Denkfalle‹ mehr. Aber auch keine Reaktion.
    Der Kommissar brüllte: »Polizei! Kommen Sie heraus! Das ist ein Befehl!«
    Er hörte ein leises Geräusch, so als würde irgendwo eine kleine Klapptür geöffnet, und sicherheitshalber zog er seinen Revolver und umrundete die Pyramide.
    Die Waffe gab ihm das Gefühl, unbesiegbar zu sein, doch in Wirklichkeit war sie kein Trumpf, sondern ein Handicap, denn sie machte ihn unaufmerksam. Das leise Summen hinter sich nahm er überhaupt nicht wahr.
    Bzzz …
    Er bemerkte nicht einmal, daß er gestochen wurde.
    Maximilien machte noch drei Schritte und riß den Mund weit auf, ohne einen Ton hervorbringen zu können. Seine Augen traten fast aus den Höhlen, er brach in die Knie, ließ seinen Revolver fallen und fiel der Länge nach ins Gras.
    Bevor seine Augen sich schlossen, sah er zwei Sonnen, die echte und ihr Spiegelbild.
     

55. ES SIND MILLIONEN …
     
    Die Heuschreckenflut steigt und steigt.
    Eine Idee muß her, und zwar schnell! Als Ameise muß man immer originelle Ideen haben, wenn man überleben will. Die dreizehn halten auf den letzten Ästen des Heidelbeerstrauchs eine AK ab. Ihr Kollektivgeist schwankt zwischen Panik und Mordlust. Einige stellen sich sogar schon auf den Tod ein.
    Nicht so Nr. 103! Sie weiß vielleicht eine Lösung: Schnelligkeit.
    Die Heuschrecken bilden unten einen Teppich mit Löchern, aber wenn man schnell genug läuft, könnte man ihn vielleicht als Unterlage nutzen. Diese Idee hört sich absurd an, aber niemand hat einen besseren Vorschlag, und weil der Strauch schon von gefräßigen Heuschrecken belagert wird, beschließt man, das Risiko einzugehen.
    Nr. 103 springt als erste auf die Rücken der Heuschrecken hinab und rast los. Die großen Insekten sind mit Fressen und Paaren so beschäftigt, daß sie die kurze Inanspruchnahme ihrer Körper kaum bemerken. Die zwölf jungen Ameisen folgen der wagemutigen alten Kriegerin, aber es ist ein weiter, beschwerlicher Weg.
    Heuschreckenrücken, weit und breit nichts als Heuschreckenrücken. Ein See, ein Meer, ein Ozean von Heuschreckenrücken.
    Die roten Ameisen werden kräftig durchgerüttelt. Nr. 10\1 rutscht einmal von einem Heuschreckenpanzer ab, und Nr. \1 kann sie gerade noch am Brustschild festhalten. Ringsum fallen Sträucher dem gierigen Schwarm zum Opfer. Endlich sehen die Ameisen in der Ferne den beruhigenden Schatten großer Bäume, die einen Wall bilden, vor dem die Heuschrecken kapitulieren. Die gewaltige Anstrengung hat sich gelohnt: Die Ameisen springen auf einen niedrigen Ast und klettern rasch höher.
    Gerettet! Es ist herrlich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wenn man so lange auf schwankenden Heuschreckenrücken unterwegs war.
    Sie stärken sich durch Nahrungsaustausch, töten eine verirrte Heuschrecke und fressen sie auf. Nr. 12 erweist sich wieder einmal als zuverlässiges Radargerät. Anhand der Magnetfelder ortet sie die Richtung der großen Eiche, und die Ameisen setzen sich sofort wieder in Bewegung, von Ast zu Ast, weil sie befürchten, daß die Heuschrecken auch hier den Boden besetzen könnten.
    Endlich ragt ein riesiger Baum wie ein Turm vor ihnen empor. Seine Äste verhüllen den Himmel, und sein Stamm ist so dick, daß er wie eine Scheibe wirkt. Bei den Ameisen wird erzählt, diese Eiche sei 12000 Jahre alt. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber der Baum ist wirklich etwas ganz Besonderes.
    In seiner Rinde, in seinen Blättern, Blüten und Eicheln herrscht reges Leben. Rüsselkäfer bohren Löcher in die Eicheln, um dort ihre Eier abzulegen. Spanische

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