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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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abzurasieren, der Breandáns Gesicht überwucherte und ihm wahrhaftig das Aussehen eines Banditen verlieh. Darunter kamen zu Jeremys angenehmer Überraschung ausgesprochen wohlgeformte Züge zum Vorschein, deren Ausgewogenheit jeden Bildhauer entzückt hätte.
    »Wenn sich die Jury aus Frauen zusammensetzen würde, hättest du nichts zu befürchten, mein Junge«, sagte Jeremy ironisch. »Und nun, da du wieder aussiehst wie ein Mensch, hast du auch das Recht, respektvoll angesprochen zu werden. Also, Mr. Mac Mathúna, ich habe alles getan, um Euch zu helfen, doch vor Gericht seid Ihr auf Euch allein gestellt. Vergesst nie, dass es um Euer Leben geht! Schluckt Euren Stolz hinunter, solange Ihr den Geschworenen gegenübersteht, und fahrt nicht aus der Haut, falls Ihr Euch gedemütigt fühlt. Wenn Ihr Euer cholerisches Temperament nicht im Zaum haltet, seid Ihr verloren!« Jeremy hatte diesen dramatischen Ton angeschlagen, um Breandán Angst zu machen. Vielleicht konnte er den irischen Heißsporn auf diese Weise zu der Einsicht bringen, seine Reizbarkeit zu zügeln und sich vor Gericht zu beherrschen.
    All diese Vorbereitungen für die Verhandlung und die Ausgaben für Mac Mathúnas Unterbringung und Verköstigung im Newgate, ohne die er verhungert wäre, hatten einen erheblichen Aderlass für Jeremys Geldbeutel bedeutet. Nachdem noch die üblichen Aufwendungen für die Armen unter seinen Schutzbefohlenen dazugekommen waren, blieben ihm keine Mittel mehr für seine eigenen Bedürfnisse. Doch er stellte bald fest, dass er keinen Grund hatte, sich darum Sorgen zu machen. Seit er unter Alan Ridgeways Dach wohnte, erfüllte sich jeder seiner Wünsche wie durch Zauberhand. Zuerst bemerkte der Jesuit nicht, dass das Essen erst auf den Tisch kam, wenn er von seinen Ausflügen heimkehrte. Und da er kein Feinschmecker war, fiel ihm auch nicht auf, dass alles von bester Qualität war und üppig angerichtet wurde oder dass Mistress Brewster stets ein Säckchen frischen Tee im Haus hatte, jenes kostbare chinesische Getränk, das Jeremy während seiner Missionsarbeit bei einem portugiesischen Ordensbruder kennen gelernt hatte und dessen Genuss er als sein einziges Laster betrachtete. Wenn ihm Papier und Federkiele zur Neige gingen und er sich schon zerknirscht damit abgefunden hatte, auf das Niederschreiben seiner Gedankengebäude verzichten zu müssen, fand er am nächsten Tag einen neuen Vorrat auf seinem Tisch vor. Und erst als ihm eines Tages die Haushälterin ein seltsames Lob aussprach, wurde er hellhörig.
    »Eure Anwesenheit in diesem Haus ist wahrlich ein Segen, Mr. Fauconer«, sagte sie vergnügt. »Seit Ihr hier seid, lässt mich Meister Ridgeway nur noch das beste Fleisch und das frischeste Gemüse einkaufen, von den Zutaten für die Süßspeisen ganz zu schweigen. Das Geschäft muss wirklich außerordentlich gut gehen.«
    Jeremy kam plötzlich ein Verdacht, der ihn zuerst ärgerte und dann amüsierte. Noch am selben Abend, als sie in seiner Kammer allein waren, stellte er Alan zur Rede. »Ich hatte schon seit längerem die Absicht, Euch zu fragen, ob Ihr Euch inzwischen mit Lady St. Clair besser versteht«, begann Jeremy, während er Alans Blick festzuhalten versuchte. »Da ich meist erst spät zurückkehre, muss sie oft auf mich warten, wenn sie zur Beichte kommt. Sicher unterhält sie sich dann mit Euch.«
    »Nun ja, ich möchte schließlich nicht, dass Ihre Ladyschaft sich langweilt.«
    »Alan, Ihr wisst genau, worauf ich hinauswill. Hat sie Euch Geld gegeben?«
    »Ja, das hat sie. Sie sprach mir ihr Vertrauen aus und überreichte mir einen wohlgefüllten Geldbeutel mit der Bitte, für Euer Wohlergehen zu sorgen und Euch zukommen zu lassen, was immer Ihr braucht. Es bereitet ihr Sorge, dass Ihr alles, was sie Euch gibt, für Almosen aufwendet und am Ende nichts mehr für Euch selbst übrig habt. Und ich gebe ihr Recht. Wenn Ihr so weitergemacht hättet wie zuvor, hättet Ihr Eure Gesundheit ernstlich untergraben. Um anderen zu helfen, braucht Ihr Eure Kräfte, und ich werde dafür sorgen, dass sie Euch erhalten bleiben. Aber das hätte ich auch ohne Lady St. Clairs Unterstützung getan. Nun, ich gebe zu, dass ich auch meine Vorteile davon habe. Wenn sie für Euch Tee mitbringt, dann hat sie auch stets irgendeine Köstlichkeit für mich und die anderen dabei. Also lasst ihr die Freude! So habt Ihr auch den Kopf frei für Eure Arbeit.«
    Jeremy konnte nicht leugnen, dass er Alans Argument überzeugend fand. Es

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