Die Richter des Königs (German Edition)
Schwarz?«, fragte er, durch die Scheibe deutend. »Führt ihn zu mir in den Garten.«
»Sehr wohl, Mylord.«
Jeremy war überrascht, als der Gerichtsdiener ihn ansprach und ihn bat, ihm zu folgen. Sir Orlando erwartete sie vor einem mit Kräutern eingefassten Blumenbeet.
»Ich habe Euch rufen lassen, Dr. Fauconer, um Eure Ansicht in Bezug auf einen der Fälle zu hören, die heute Nachmittag verhandelt werden«, setzte Trelawney an. »Da der Lord Chief Justice sich zurückgezogen hat, übernehme ich jetzt den Vorsitz. Wie Ihr vielleicht wisst, holen wir gewöhnlich die Meinung Außenstehender, meist der Honoratioren der jeweiligen Gemeinde, ein, um uns ein Bild von den Angeklagten zu machen und dann später zu entscheiden, ob ein Gnadengesuch an den König angemessen ist oder nicht. Der Ratsherr, der diesen McMahon des Raubüberfalls anklagt, hält ihn für unverbesserlich und gefährlich. Da ich weiß, dass Ihr im Gefängnis mit dem Iren gesprochen habt, wollte ich Euch fragen, ob Ihr diese Einschätzung bestätigen könnt?«
»Sir, es mag sein, dass McMahon unbeherrscht und streitsüchtig ist, aber er ist ganz sicher kein Dieb«, erklärte Jeremy bestimmt.
»Wie wollt Ihr da so sicher sein?«
»Er besaß absolut nichts, als er in den Kerker geworfen wurde. Und er muss auch schon vor seiner Verhaftung gehungert haben. Mylord, wäre er tatsächlich ein gewohnheitsmäßiger Dieb, so hätte er sicherlich genug Geld besessen, um keine Not leiden zu müssen.«
Sir Orlando sah Jeremy zweifelnd an. Dieses Argument überzeugte ihn nicht. »Ich danke Euch für Eure Einschätzung. Aber ich glaube, dass Ihr in diesem Fall voreingenommen seid. Der Ire gehört doch mit Sicherheit der römischen Kirche an.«
»Das stimmt«, gab der Jesuit zu. »Aber das wäre kein Grund für mich, Euch in seinem Sinne beeinflussen zu wollen. Seht ihn Euch selbst an, Sir. Er wird Euch von seiner Ehrlichkeit überzeugen.«
Da im Old Bailey Fälle aus zwei unterschiedlichen Verwaltungsbezirken – der Stadt London und der Grafschaft Middlesex – verhandelt wurden, mussten auch jeweils zwei Jurys aufgestellt werden, denn dem Gesetz nach hatte jeder Engländer das Recht, von seinesgleichen abgeurteilt zu werden. Nach der Mittagspause wurde zuerst eine Gruppe von Gefangenen aus Middlesex hereingebracht, und einer nach dem anderen erhielt sein Verfahren vor zwölf Geschworenen aus derselben Grafschaft. Während diese dann in einem separaten Raum über die Urteile berieten, wurden fünf Häftlinge aus London in den Gerichtshof geführt. Einer von ihnen war Breandán Mac Mathúna. Er trug das saubere Leinenhemd und die Kniehosen, die Jeremy ihm gegeben hatte, und sein Gesicht war im Gegensatz zu den Gesichtern der anderen männlichen Gefangenen glatt rasiert und das lange, verfilzte Haar notdürftig aus der Stirn gekämmt. Durch Ketten verbundene Eisenringe umschlossen seine Hand- und Fußgelenke, doch als er an die Schranke gerufen wurde, waren seine Bewegungen sicher und geschmeidig, als spüre er seine Fesseln kaum.
»Brendan McMahon, hebe die Hand!«, sagte der Gerichtsschreiber auffordernd.
»Mein Name ist Breandán Mac Mathúna!«, widersprach der Ire hochmütig.
Der Gerichtsschreiber warf einen verwirrten Blick auf Richter Trelawney, denn solange der Angeklagte nicht die Hand hob, um seine Identität zu bestätigen, konnte das Verfahren nicht weitergehen.
»Angeklagter, seid Ihr nun unter dem Namen Brendan McMahon bekannt oder nicht?«, fragte Sir Orlando.
»So werde ich von Euch Engländern genannt, aber mein richtiger Name lautet Breandán Mac Mathúna.«
»Ihr müsst bestätigen, dass Ihr derjenige seid, der in der Anklageschrift genannt ist.«
»Ich bestätige es, wenn auch mit dem Vorwurf, dass Ihr Engländer Euch in Eurer Arroganz weigert, einen irischen Namen richtig auszusprechen, obwohl Eure Zungen kaum so unbeweglich sein können, dass es Euch mit ein wenig Mühe nicht gelingen würde«, fügte Breandán hinzu, bevor er wie verlangt die Hand hob.
Jeremy standen bei diesen herausfordernden Worten förmlich die Haare zu Berge. Zu seinem Leidwesen musste er erkennen, dass all sein gutes Zureden umsonst gewesen war. Der stolze junge Mann würde sich um Kopf und Kragen reden.
Der Gerichtsschreiber begann nun, die auf Latein abgefasste Anklageschrift ins Englische zu übersetzen: »Du stehst hier unter dem Namen Brendan McMahon, aus London, Arbeiter, vor Gericht, weil du am vierzehnten Tag des Monats August im sechzehnten
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