Die Riesen vom Ganymed
drein.
»Aber er leuchtet so schwach«, sagte er langsam. »Don, hat die unterschiedliche Helligkeit der Sterne auf diesen Karten etwas zu bedeuten? Also – hatten sie die Gewohnheit, die helleren Sterne größer darzustellen, so wie das bei uns der Fall ist?«
»Das war in der Tat der Fall«, antwortete Maddson.
»Aber was hat das zu bedeuten? Hat es denn wirklich...«
»Was ist dies für ein Stern?« fragte Hunt, der nun ganz offensichtlich fasziniert war und offenbar nicht zuhörte.
»Was weiß ich?« Maddson breitete beide Arme aus.
»Ich bin kein Astronom. Ist das denn wichtig?«
»Allerdings.« Hunts Stimme klang merkwürdig weich und immer noch weit entfernt.
»Wie das?«
»Sehen Sie es mal aus folgender Perspektive: Es scheint sich mir um einen sehr schwachen Stern zu handeln – von vierter, fünfter oder vielleicht sogar geringerer Größenordnung. Ich frage mich irgendwie, ob dieser Stern vom Sonnensystem aus überhaupt mit bloßem Auge zu erkennen ist.
Wenn dem so wäre, dann hätte er erst entdeckt werden können, nachdem die Lunarier Teleskope erfunden hatten.
Richtig?«
»Das kommt hin«, stimmte ihm Maddson zu. »Na und?«
»Na, kehren wir mal zu dem Namen zurück. Sehen Sie, diese Art der Bezeichnung – Der Stern der Riesen – stimmt mit den übrigen überein. Von einem Namen dieser Art kann man sich vorstellen, daß ihn sich die Urahnen der lunarischen Rasse ausgedacht haben. Was ist aber nun, wenn die Urahnen dieser lunarischen Rasse nichts von ihm wissen konnten... einfach, weil sie ihn niemals zu Gesicht bekommen hatten? Das heißt doch, daß der Name erst später gegeben worden sein muß, nachdem die Wissenschaft der Astronomie einen gewissen Entwicklungsstand erreicht hatte, der von der ebenfalls höherentwickelten Zivilisation, die später kam, initiiert wurde. Warum sollte aber eine Zivilisation mit hohem Entwicklungsstand dem Stern einen solchen Namen geben?«
Langsam drückten Maddsons Züge ein wachsendes Verständnis aus. Er blickte erneut Hunt an, war jedoch von den Implikationen so überrascht, daß er nichts herausbrachte.
Hunt bemerkte und interpretierte diesen Gesichtsausdruck und nickte, um dann zu bestätigen, was Maddson gerade dachte.
»Ganz genau. Wir müssen heutzutage im dunkeln her-umtappen, um überhaupt irgendwelche Zeugnisse von Überbleibseln der Ganymeder ausfindig zu machen. Die lunarischen Wissenschaftler waren mit diesem Problem nicht konfrontiert, weil sie über etwas verfügten, das wir heute nicht mehr haben – den Planeten Minerva, intakt, direkt unter ihren Füßen, zweifelsohne mit genügend Be-
weismaterial und Hinweisen, die überall vergraben waren und sie über Generationen hinweg beschäftigt hielten.« Er nickte erneut als Antwort auf Maddsons ungläubigen Blick.
»Sie müssen eine ziemlich vollständige Aufstellung über die Aktivitäten der Ganymeder erarbeitet haben, ganz zweifellos. Aber das gesamte Beweismaterial, mit dem sie dies vermocht hatten, ging zusammen mit ihnen verloren.«
Hunt legte eine Pause ein und zog langsam sein Zigarettenetui aus seiner inneren Jackentasche hervor. Dabei überprüfte er noch einmal geschwind im Kopf seinen Ar-gumentationsstrang.
»Ich frage mich, was sie über den Stern wußten, den wir nicht kennen«, sagte er schließlich. Seine Stimme war nun sehr ruhig geworden. »Ich frage mich, was sie denn eigentlich über diesen Stern wußten und was sie dazu veranlaßte, ihm diesen Namen zu geben. Wir nehmen seit langem an, daß die Riesen eventuell in ein anderes Planetensystem ausgewandert sind, wir konnten das jedoch bislang nicht mit Sicherheit beweisen oder gar angeben, um welchen Stern es sich denn nun gehandelt hat. Und nun kommt das hier zum Vorschein...«
Hunt hielt inne, sein Feuerzeug erstarrte in der Hand, auf halbem Weg zu seiner Zigarette. »Don«, sagte er. »Ist Ihnen in Ihrem Leben schon mal aufgefallen, daß ab und zu plötzlich das Schicksal auftaucht und Ihnen beisteht?«
»Darüber hab' ich noch niemals richtig nachgedacht«, gab Maddson zu. »Aber wo Sie es jetzt erwähnen, glaube ich, daß ich Ihnen zustimmen muß.«
21
Im Laufe der Zeit wuchs die Erfahrung der ganymedischen Wissenschaftler im Umgang mit ihren Kollegen von der Erde. In einigen Bereichen trugen die Informationen, die von den Außerirdischen geliefert wurden, in entscheiden-dem Maße zu Fortschritten im menschlichen Wissen bei.
Landkarten, die aus den Datenspeichern von ZORAC
angefertigt wurden, gaben die
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