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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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ausgewandert ist.
    Dessen ungeachtet besteht jedoch die Möglichkeit, daß sich die entsprechenden Überlegungen bewahrheiten.«
    Das lange Gesicht schwieg und starrte angestrengt in die Kamera, für die Dauer einer Zeit, die den Zuschauern lang vorkommen mußte. Es lastete ein Ausdruck auf ihm, der fast das Gefühl trug, als könnten die Zuschauer vor den Schirmen auf der ganzen Welt bereits jetzt und unmittelbar ahnen, was er als nächstes sagen wollte.
    »Ich muß Sie davon in Kenntnis setzen, daß mein Offi-ziersstab und ich diese Fragen ausgiebig diskutiert und überprüft haben. Wir haben uns entschlossen, trotz offenbar geringer Erfolgsaussichten den Versuch zur Beantwortung dieser Fragen zu unternehmen. Das Sonnensystem war einstmals unsere Heimat, aber heute ist dies eben nicht mehr der Fall. Wir müssen erneut in die Leere des Alls aufbrechen und unsere Rasse suchen.«
    Er schwieg erneut, um den Sinn seiner Worte wirken zu lassen.
    »Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Mein Volk hat eine große Spanne seines natürlichen Lebens damit zugebracht, in den Tiefen des Weltalls herumzuirren.
    Unsere Kinder haben niemals eine Heimat besessen. Wir wissen, daß eine Reise zum Stern der Riesen viele Jahre lang dauern wird. Natürlich sind wir in mancherlei Hinsicht traurig, aber wir müssen letztlich, in gleichem Maße wie auch Sie, unseren Instinkten gehorchen. Tief im Inneren könnte niemals Ruhe einkehren, bevor nicht die Frage nach dem Stern der Riesen endgültig beantwortet ist.
    Und deshalb, meine Freunde, möchte ich mich von Ihnen verabschieden. Angenehme Erinnerungen aus der Zeit, die wir hier auf der sonnenbeschienenen blauen und grünen Welt sammeln durften, werden uns begleiten. Niemals werden wir die Wärme und die Gastfreundschaft ihrer Bewohner vergessen, keinesfalls auch das, was sie für uns getan haben. Leider jedoch neigt sich unsere Anwesenheit hier ihrem Ende zu.
    Heute in einer Woche werden wir aufbrechen. Sollten unsere Nachforschungen ergebnislos bleiben, so werden wir oder unsere Nachfahren zurückkehren. Das verspreche ich.«
    Der Koloß hob seinen Arm zu einem letzten Gruß und neigte leicht sein Haupt.
    »Dank... Dank an alle. Leben Sie... lebt wohl.«
    Einige Augenblicke lang verharrte er weiterhin in dieser Pose. Dann war die Übertragung zu Ende.
    Eine halbe Stunde nach Beendigung der Sendung trat Garuth aus dem Haupteingang des Konferenzzentrums in Ganyville. Er verharrte einen Moment lang und genoß die ersten Anzeichen des herannahenden Winters, die mit der Nachtluft herab von den Bergen kamen. Um ihn herum herrschte tiefe Stille, die nur ab und zu von einer einsamen Gestalt durchbrochen wurde, die durch die Bereiche des warmen, orangefarbigen Lichtes huschte, das sich aus den Fenstern hinaus auf die Passage zwischen den Holzwänden der Hütten ergoß. Die Nacht war sternenklar. Für eine lange Zeit stand er da und starrte hinauf zu den Sternen.
    Dann begann er, langsam den Pfad vor ihm entlangzuwan-dern und bog dann ein in den breiten Durchgang, der zwischen den Hüttenreihen hindurch zu dem riesigen, hellerleuchteten Turm der Shapieron führte.
    Er ging an einer der Stützen des Schiffes vorbei und trat hinein in den Raum, der von den vier riesigen Heckflächen überspannt wurde. Plötzlich wirkte er angesichts der emporragenden Metallschwingen, die sich hoch über seinem Haupt erhoben, nicht mehr größer als ein Zwerg. Als er sich dem Fußende einer der Rampen, die hinaufführten in das herabgelassene Heckteil, näherte und hineintrat in den hellen Lichtkegel, erhoben sich etwa ein halbes Dutzend acht Fuß hohe Gestalten aus den Schatten des Rampenen-des. Er erkannte sie sofort als Mitglieder seiner Besatzung, die sich zweifelsohne entspannten und die Ruhe der Nacht genossen. Als er sich ihnen näherte, erkannte er aus der Art und Weise, wie sie dastanden und wie sie ihn ansahen, daß sich etwas verändert hatte. Normalerweise hätten sie eine joviale Bemerkung gemacht oder einen enthusiastischen Gruß dargeboten, nun jedoch geschah nichts dergleichen.
    Sie standen einfach nur da, schweigend und zurückhaltend.
    Als er die Rampe erreicht hatte, traten sie zurück, um ihn vorbeizulassen, und hoben ihre Hände, um seinem Rang die Ehre zu erweisen. Garuth erwiderte den Gruß und ging zwischen ihnen hindurch. Er stellte dabei fest, daß sie seine Augen mieden. Keiner sprach ein Wort. Er wußte, daß sie die Übertragung gesehen hatten, und er wußte, was sie empfanden.

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