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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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wie er selbst verhielten und daß zwei weitere begonnen hatten, etwas vor sich hinzumurmeln –offenbar führten sie Selbstgespräche. Und dann entdeckte er, daß die Stimme aus dem Apparat kam, den er an der Uhr trug. Es war die Stimme des ganymedischen Übersetzers, die er zuerst an Bord der J5 gehört hatte. Im gleichen Augenblick dämmerte es ihm, daß es sich bei dem Gerät vor seinem Kehlkopf um ein Mikrophon handelte. Nachdem er sich einen Augenblick lang halbwegs des Gedankens bewußt war, daß er ebenso lächerlich wie seine Kollegen ausschaute, antwortete er: »Hunt.«
    »Die Erdbewohner reden zu mir. Ich rede zu den Ganymedern. Ich dolmetsche.«
    Hunt verschlug es die Sprache. Er hatte nicht erwartet, bei dem, was da auch immer kommen mochte, die Rolle eines aktiv Beteiligten zu spielen, sondern sich mehr als ein Beobachter verstanden. Nun jedoch hatte man ihn aufge-fordert, direkt an dem Gespräch teilzunehmen. Einen Augenblick lang war er perplex, weil ihre derzeitige Unterhaltung auf keine geistreiche Weise fortgesetzt wurde.
    Da er jedoch nicht den Eindruck von Ungebildetheit entstehen lassen wollte, fragte er: »Wo bist du?«
    »In verschiedenen Teilen an verschiedenen Orten innerhalb der Shapieron . Ich bin kein Ganymeder. Ich bin eine Maschine. Ich glaube, das irdische Wort ist Computer ...«
    Es folgte eine kurze Pause, dann: »Ja. Ich hatte recht. Ich bin ein Computer.«

    »Wie hast du das so schnell herausbekommen?« hakte Hunt nach.
    »Entschuldigung. Ich verstehe diese Frage noch nicht.
    Kannst du es einfacher ausdrücken?«
    Hunt dachte einen Augenblick lang nach.
    »Beim ersten Mal verstandest du nicht den Begriff Computer. Du verstandest ihn jedoch beim zweiten Mal.
    Wieso?«
    »Ich fragte den Erdbewohner, der sich mit mir im Ei innerhalb der Jupiter Fünf unterhalten hat.«
    Hunt war sehr erstaunt, als er erkannte, daß ZORAC
    nicht einfach nur ein Computer, sondern ein Supercomputer war. Er war in der Lage, mehrere Gespräche unabhängig voneinander zu führen und sie analysierend zu verwer-ten. Dieser Umstand erklärte den phänomenalen Fortschritt im Verständnis der englischen Sprache und sprach für sein Vermögen, jede Detailinformation zu speichern, ohne daß Wiederholungen notwendig gewesen wären. Hunt hatte bei einigen Gelegenheiten die fortgeschrittensten Sprachüber-setzungsmaschinen der Erde in Aktion sehen können; ZORAC schlug sie alle vergleichsweise um Längen.
    Während der nächsten Minuten nahmen die Ganymeder die Positionen von schweigenden Beobachtern ein, während sich die Erdbewohner mit ZORAC und den damit vorhandenen Möglichkeiten unterschiedlicher Kommuni-kationsweisen vertraut machten und sich daran erfreuten, mit ihm und durch ihn Gespräche zu führen. Die Stirnbän-der stellten winzige Fernsehkameras dar, mit deren Hilfe die Perspektive ihres Trägers auf direktem Wege in den Computer übermittelt werden konnte. Der Bildausschnitt eines jeden Stirnbandes konnte auf jeden Handgelenk-

    schirm übertragen werden, ebenso wie jede Information, die sich graphisch darstellen ließ und im Computerkomplex des Schiffes gespeichert war. ZORAC – ein Sammelbegriff für diesen Komplex – stellte nicht allein einen vielseitigen Mechanismus dar, der den Individuen Zugang zu und Interaktion mit den vielen Vorrichtungen des Schiffes gewährte, sondern der zugleich eine höchst ausgeklügelte Möglichkeit zur Kommunikation dieser Individuen untereinander bot. Und all dies war lediglich ein Nebeneffekt: ZORACs vordringliche Aufgabe bestand darin, nahezu alles in der Shapieron zu überwachen und zu kontrollieren.
    Daher waren die Schalttafeln und -konsolen auch so einfach und unkompliziert in ihrem Erscheinungsbild – die meisten Operationen wurden auf mündliche Befehle von ZORAC hin ausgeführt.
    Nachdem sich ZORAC allen Neuankömmlingen vorgestellt hatte, wurden die dringenden anstehenden Geschäfte erneut aufgenommen, indem Storrel eine fruchtbarere Unterredung mit Garuth, dem Leiter der ganymedischen Expedition, führte. Aus diesem Gespräch ging hervor, daß die Shapieron tatsächlich von einem anderen Sonnensystem gekommen war, zu dem es vor urlanger Zeit aufgebrochen war, um ein äußerst komplexes wissenschaftliches Unterfangen durchzuführen. Die Expedition war von einer Kata-strophe heimgesucht worden, und diese hatte sie zu einem hastigen Aufbruch gezwungen, ohne daß genügend Zeit für Vorbereitungen zur langen Reise bestanden hätte. Die Situation war durch

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