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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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trugen sie glänzende Stiefel mit dicken Sohlen, wiederum in unterschiedlichen Farben, und einige hatten zierliche Gürtel um ihre Hüften. An der Stirn eines jeden prunkte ein schmales goldenes Band, an dem etwas befestigt war, das wie ein scheibenförmiger Edelstein aussah, und an einem metallartigen Reifen um das Handgelenk jedes Ganymeders befand sich ein flaches silbernes Käst-chen, das von weitem einem Zigarettenetui nicht unähnlich sah. Ihr Anführer unterschied sich durch sein Aussehen in nichts von den anderen.
    Einige bedeutungsschwere Augenblicke lang standen sich die beiden Gruppen schweigend gegenüber. Im Türrahmen hinter den Menschen von der Erde stand der Copilot des Busses und nahm mit einer Handkamera die Szenerie für die Nachwelt auf. Schließlich trat der Anführer der Ganymeder einen Schritt vor und vollführte die gleiche Neigung mit dem Kopf, die man bereits zuvor auf dem Schirm an Bord der Jupiter Fünf hatte beobachten können.
    Bedacht darauf, nichts zu unternehmen, was unfreiwilligen Grund zu einer Beleidigung Anlaß bieten könnte, erwiderte Storrel darauf mit zackigem, vorschriftsmäßigem UNWO-Salut. Zum Entzücken der Erdenmenschen taten es ihm alle fünf Ganymeder sofort nach, obwohl dies mit einer Spur von Unsicherheit und einer mangelnden Koordination vorgenommen wurde, die einem Ausbildungssergeanten der UNWO die Tränendrüsen strapaziert hätte.

    Langsam und stockend sprach der Anführer der Ganymeder. »Ich bin Mel-thur. Guten Tag.«
    Diese einfache Aussage würde in die Annalen der Geschichte eingehen. Später wurde sie zu einem weitverbrei-teten Scherz, über den Ganymeder wie Erdbewohner gleichermaßen lachten. Die Stimme klang tief und rauh, völlig anders als die des Übersetzers, der zuvor über den Schirm im Ei gesprochen hatte; dessen Stimme hatte in ihrer Diktion und sogar in ihrem Akzent makellos geklungen. Offenbar handelte es sich nicht um den Übersetzer, der Umstand, daß sich der Anführer der Gruppe der Mühe unterzogen hatte, seine eröffnenden Worte in der Muttersprache seiner Besucher zu artikulieren, konnte die Freundlichkeit der Begrüßung nur verstärken.
    Melthur fuhr mit einer kurzen Ansprache fort, die jedoch in seiner Muttersprache gehalten war, und die Besucher lauschten ihm ehrerbietig. Nun war Storrel an der Reihe.
    Während des Fluges von J5 hatte er sich fortwährend diesen Augenblick vorgestellt und ihn gefürchtet. Er hatte sich gewünscht, in den Dienstvorschriften der UNWO sei ein solcher Fall vorgesehen. Wurden denn die Strategen solcher Unternehmungen nicht bezahlt, um ein wenig Voraus-sicht zu zeigen? Er riß sich zusammen und hielt die kurze Ansprache die er sich im Geist zurechtgelegt hatte, wobei er hoffte, daß die Historiker späterer Jahre in ihrem Urteil nachsichtig wären und die Umstände berücksichtigten.
    »Gefährten der Raumfahrt und Nachbarn, ich grüße euch im Namen der Völker des Planeten Erde. Wir kommen in Frieden und im Geist der Freundschaft zu allen Lebewesen.
    Möge sich dieses Zusammentreffen als Beginn eines langen und andauernden Nebeneinanders unserer Rassen er-

    weisen, möge aus ihm gegenseitiges Verständnis und Übereinstimmung zum Wohl und Nutzen von uns allen er-wachsen. So laßt denn Ganymeder und Erdbewohner zusammen die gemeinsamen Grenzen des Wissens erweitern, des Wissens, das sie beide von ihren Heimatwelten hat aufbrechen lassen und ins Reich des Weltalls geführt hat, das allen Welten gehört.«
    Die Ganymeder wiederum erwiesen ihre Ehrerbietung, indem sie reglos und schweigend noch eine kleine Weile nach dem Ende der Ansprache Storrels verharrten. Nachdem nun die Formalitäten vorüber waren, bedeutete ihnen der Leiter, ihm zu folgen, und wandte sich erneut der Tür zu, durch die er und seine Gefährten eingetreten waren.
    Zwei andere Ganymeder folgten ihm und schritten der Gruppe der Erdbewohner voran, während sich die restlichen beiden hinten anschlossen.
    Sie gingen einen breiten Gang mit weißen Wänden entlang, der an den Seiten von vielen Türen gesäumt war.
    Überall herrschte ein gleichförmig strahlender Glanz, der von der Decke und den vielen Schalttafeln zu kommen schien, aus denen sich die Wände zusammensetzten. Der Fußboden war weich und gab dem Tritt nach und schluckte jedes Geräusch. Die Luft war kalt.
    Ganymeder säumten in größeren und kleineren Gruppen ihren Weg, um die kleine Prozession vorbeischreiten zu sehen. Die meisten von ihnen waren ebenso groß wie ihre

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