Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
Jahre benötigen, ein Prozeß, der mit Methoden der zeitgenössischen irdischen Wissenschaften völlig unmeßbar war.
    Unter diesen Voraussetzungen würden sich die herkömmlichen Gesetze, auf die sich Hunt bezogen hatte, als völlig ausreichend erweisen, da die Fehler, die sich aus ihnen ergaben, praktisch bedeutungslos waren. Gleichermaßen genügte die klassische Newtonsche Mechanik weiterhin den meisten Alltagserfordernissen, obwohl die Relativität die exaktere Beschreibung der Wirklichkeit darstellte. Die Geschichte der minervischen Wissenschaften hatte die gleiche Entwicklungslinie hervorgebracht: Wenn sich die irdische Wissenschaft weiterentwickelte, würden zweifellos ähnliche Entdeckungen und Argumentationsstränge zu einer Relativierung grundlegender Prinzipien führen.
    Daraufhin wurde die Frage nach der Dauerhaftigkeit des Universums gestellt. Hunt fragte, wie denn das Universum überhaupt noch bestehen, geschweige denn sich entwickeln konnte, wenn sich jedwede Materie mit dem von den Ganymedern benannten Tempo auflöste, das in kosmischer Zeitrechnung keinesfalls als langsam zu bezeichnen war.
    Es dürfte daher eigentlich nicht mehr viel vom Universum übrig sein. Das Universum, so wurde ihm beschieden, bestand ewig fort. Zu jeder Zeit innerhalb dieses unermeßlich großen Raumes entstanden und vergingen Teilchen gleichermaßen selbsttätig, wobei sich der Prozeß des Verge-hens vorwiegend innerhalb der Materie abspielte – natürlicherweise, da es dort zunächst einmal in größerem Maße welche gab, die dahinschwanden. So gesehen bildete die Entwicklung progredierender komplexerer Mechanismen zur Transformation von Unordnung in Ordnung – grundlegende Teilchen, interstellare Wolken, Sonnen, Planeten, organische Chemikalien, darauf aufbauend das Leben selbst und, aus ihm sich entwickelnd, Intelligenz – einen fortwährenden Kreislauf, einer fortwährend belebten Bühne vergleichbar, auf der die Vorstellung niemals endete, sondern auf der einzelne Schauspieler auftraten und wieder verschwanden. Diesem allen zugrunde liegend herrschte ein in einer Richtung verlaufender Druck, der dahin tendierte, ständig höhere Formen der Organisation aus niedrigeren hervorzubringen. Das Universum stellte das Resultat zweier entgegengesetzter, grundlegender Strömungen dar; die eine, repräsentiert durch den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, bemühte sich um ein Anwachsen von Unorganisiertheit, während die zweite – das Evolutionsprinzip – in begrenztem Maße ihre Umkehrung durch Errichtung von Ordnung bewirkte. In der ganymedischen Bedeutung bezog sich der Begriff der Evolution nicht allein auf die Welt der lebenden Dinge, sondern umfaßte zugleich auch den gesamten Bereich steigender Ordnung, angefangen von der Formierung eines Atomkerns aus stellarem Plasma bis hin zum Akt des Entwerfens eines Supercomputers. Innerhalb dieses Bereiches stellte die Entstehung des Lebens lediglich einen weiteren Meilenstein auf dem Weg dar. Sie verglichen das evolutionäre Prinzip mit einem Fisch, der stromaufwärts gegen die Strömung der Entropie anschwimmt – dabei symbolisierten der Fisch und die Strömung die beiden fundamentalen Kräfte im Universum der Ganymeder. Die Evolution funktionierte in der ihr eigenen Weise, weil das Prinzip der Selektion am Werke war. Die Selektion wiederum funktionierte, weil die Wahrscheinlichkeit Schranken unterworfen war. Das Universum war, einer abschließenden Analyse unterzogen, nur eine Frage der Statistik.
    Es traten also Grundpartikel auf, gelangten an die Grenzen ihres Lebens und verschwanden anschließend wieder.
    Wo kamen sie her, wo gingen sie hin? In dieser Frage waren die Problemstellungen zusammengefaßt, welche die Grenzen der ganymedischen Wissenschaft zur Zeit des Ab-fluges der Shapieron ausgemacht hatten. Das gesamte Universum, so wie es mit den Sinnen wahrgenommen wurde, konnte mit einer geometrischen Ebene verglichen werden, über die ein Partikel wanderte. Eine Zeitlang war es auf seinem Weg zu verfolgen, während es seinen Beitrag zur sich vorwärts entwickelnden Geschichte der Galaxien bei-steuerte. Aber in welches übergeordnete Universum war diese Ebene eingebettet? Welcher echteren Realität gehörte all dies an, was lediglich als blasser und unbedeutender Schatten wahrgenommen worden war? Solcher Art waren die Geheimnisse, in welche die Forscher auf Minerva ansatzweise eingedrungen waren und von denen sie mit Überzeugung geglaubt hatten, daß sie den

Weitere Kostenlose Bücher