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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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unseres Aufbruches gemacht – von einem Planeten, den sie niemals zu Gesicht bekommen hatten.«
    Shilohin hielt einen Augenblick lang inne und wartete auf die Wirkung ihrer Worte. Dann fuhr sie fort. »Die durchschnittliche Konzentration radioaktiver, wärmeproduzierender Substanzen im ganymedischen Gestein war um einiges höher als auf der Erde. Das Innere Minervas war daher heißer und in höherem Maße geschmolzen, also war auch die Kruste dünner. Der Planet verfügte so über eine höhere vulkanische Aktivität als die Erde, eine Tendenz, die durch die höheren Anziehungskräfte des Mondes gefördert wurde, der sich in einer engeren Umlaufbahn befand als heutzutage um die Erde. Dieser hohe Grad an vulkanischer Aktivität setzte riesige Mengen an Kohlendioxid und Wasserdampf frei, die in die Atmosphäre gelangten und einen Treibhauseffekt erzeugten, der für eine Oberflächentemperatur der Ozeane sorgte, die hoch genug war, um sie in flüssiger Form zu erhalten und Leben hervorzubringen. An irdischen Verhältnissen gemessen war es immer noch eiskalt, aber immerhin nicht so kalt, wie es unter anderen Umständen gewesen wäre.
    Diese Verhältnisse hatten zu allen Zeitpunkten der Geschichte Minervas geherrscht. Als jedoch unsere Zivilisation auf ihrem Höhepunkt angelangt war, eröffnete sich eine neue Epoche tektonischer Aktivitäten. Der Anteil des Kohlendioxidgehaltes in der Atmosphäre stieg um ein Beträchtliches an. Es wurde bald offenkundig, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis der Konzentrationsgrad unsere Toleranzgrenze überschreiten würde. Danach wäre die Welt für uns unbewohnbar gewesen. Was konnten wir dagegen unternehmen?« Shilohin ließ die Frage im Raum stehen und ihr Blick schweifte durch den Raum. Offenbar wollte sie die Erdbewohner zu einer Diskussion anregen.
    Nach wenigen Augenblicken meldete sich ein UNWO-Ingenieur aus dem Hintergrund. »Nun, wir haben einige beachtliche Beispiele des technologischen Standards Ihres Volkes zu Gesicht bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es für Sie ein übermäßiges Problem gewesen ist, eine Methode zu entwickeln, mit welcher der Konzentrationsgehalt wieder verringert werden konnte … so eine Art Klimakontrolle für den gesamten Planeten, ich nehme an … irgend so etwas.«
    »Empfehlenswert für den Planeten«, sagte sie und vollführte dabei eine Bewegung, die man als ein zustimmendes Nicken werten konnte. »Bis zu einem gewissen Grade haben wir tatsächlich eine planetarische Klimakontrolle eingeführt, hauptsächlich um den Vereisungsprozeß Minervas zu bremsen. Aber als es darum ging, die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre zu verändern, waren wir uns unserer Fähigkeiten, alles unter ausreichender Kontrolle zu haben, weitaus weniger sicher; das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten war ein sehr diffiziles Unterfangen.« Sie blickte den Ingenieur direkt an. »Man schlug tatsächlich so etwas vor, wie Sie gerade andeuteten, aber mathematische Berechnungen ergaben, daß das Risiko einer völligen Zerstörung des Treibhauseffektes zu groß war. Dies hätte nur noch schneller das Ende des Lebens auf Minerva mit Sicherheit bedeutet. Wir sind ein vorsichtiges Volk und nehmen nicht gern Risiken bereitwillig auf uns. Unsere Regierung verwarf den Plan.«
    Sie sprach nicht weiter und gab ihnen Zeit, andere Möglichkeiten zu reflektieren. Danchekker unterzog sich nicht der Mühe, die Bemerkung von den Importversuchen irdischen Pflanzenlebens als Versuch zur Errichtung eines kompensatorischen Mechanismus fallenzulassen. Er wußte bereits ausreichend darüber Bescheid, daß die Ganymeder keine Informationen über ein derartiges Wagnis besaßen. Vermutlich war diese Möglichkeit erprobt worden, nachdem Garuths Expedition aufgebrochen war. Weitergehende Untersuchungen seiner Wissenschaftler und Diskussionen mit ZORAC hatten ergeben, daß eine derartige Zielsetzung keinerlei Erfolg erbracht hätte – ein Umstand, der sicherlich den damaligen ganymedischen Wissenschaftlern nicht entgangen wäre. Im Augenblick war das Problem des Importes genauso ungelöst wie zuvor.
    Schließlich streckte Shilohin einen Arm weit aus, als stünde sie vor einer Schulklasse mit Kindern, die heute etwas schwer von Begriff waren. »In logischer Hinsicht ist es furchtbar einfach«, sagte sie. »Wenn wir den Kohlendioxidanteil weiter ansteigen lassen hätten, wären wir alle umgekommen. Daher mußten wir das Ansteigen verhindern. Wenn wir das so gemacht hätten, wie

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