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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Carizan, der Elektronikingenieur und ein halbes Dutzend anderer.
    »Es gibt da einen Punkt, der einige von uns vor Probleme stellt«, sagte Danchekker, der sich mittlerweile die Vorliebe der Ganymeder für direktes Ansprechen auf bestimmte Sachverhalte zu eigen gemacht hatte. »Sie müssen wissen, daß die Anwesenheit von Leuten, die beschreiben können, wie die Erde in ferner Vergangenheit aussah, in uns den Wunsch nach allen möglichen Fragen erweckt, dennoch scheinen Sie offenbar nicht darüber reden zu wollen. Warum nicht?« Gemurmel von allen Seiten verstärkte die Frage. Plötzlich wurde es sehr still im Raum. Die Ganymeder schienen sich wieder sehr unbehaglich zu fühlen und blickten einander an, als hofften sie, irgendeiner aus ihren Reihen würde die Leitung übernehmen.
    Schließlich antwortete Shilohin. »Wir wissen sehr wenig über Ihre Welt. Es handelt sich um eine etwas heikle Angelegenheit. Sie verfügen über eine uns völlig fremde Kultur und Geschichte …« Sie vollführte eine Geste, die dem menschlichen Achselzucken entsprach. »Sitten und Gebräuche, Wertvorstellungen … bestimmte Art und Weisen, wie man Sachverhalte ausdrückt. Wir wollen niemanden verletzen, indem wir unbeabsichtigterweise etwas Falsches sagen, daher meiden wir diesen Punkt.«
    Irgendwie klang die Antwort nicht recht überzeugend.
    »Wir sind alle der Meinung, daß sich hinter Ihren Ausführungen tiefer liegende Gründe verbergen«, sagte Hunt offen. »Alle, die wir hier in diesem Raum versammelt sind, mögen verschiedenen Ursprungs sein, aber vor allen Dingen sind wir allesamt zunächst einmal Wissenschaftler. Unser Geschäft ist die Wahrheit, und wir sollten uns nicht vor Tatsachen verstecken. Wir befinden uns auf keiner offiziellen Veranstaltung, und wir kennen uns alle mittlerweile recht gut. Wir wollen, daß Sie offen mit uns reden. Wir sind neugierig.«
    Erwartungsvolle Spannung lag in der Luft. Shilohin blickte erneut zu Monchar hinüber, der schweigend sein Einverständnis erklärte. Langsam trank sie ihr Glas leer, während sie ihre Gedanken ordnete und schaute dann auf, um sich an die anderen zu wenden.
    »Na gut. Vielleicht haben Sie recht damit, daß wir keine Geheimnisse voreinander haben sollten. Es gab da einen grundlegenden Unterschied zwischen den natürlichen Evolutionsprinzipien, die sich jeweils auf unserer und Ihrer Welt entwickelten – auf Minerva gab es keine fleischfressenden Geschöpfe.« Sie hielt inne, als warte sie auf eine Reaktion, aber die Erdbewohner saßen weiterhin schweigend da: offenbar warteten sie auf weitere Eröffnungen. Sie fühlte sich innerlich plötzlich freier. Vielleicht waren die Ganymeder tatsächlich übervorsichtig im Hinblick auf mögliche Reaktionen dieser unberechenbaren und zur Gewalt neigenden Zwerge gewesen.
    »Der wesentliche Grund für diesen Unterschied, ob Sie es nun glauben oder nicht, besteht in der größeren Entfernung Minervas von der Sonne.« Sie fügte weitere Erklärungen hinzu. »Ohne den erwähnten Treibhauseffekt hätte sich auf Minerva niemals Leben entwickelt. Sogar damit war es immer noch ein kalter Planet, im Vergleich mit der Erde ganz sicherlich.
    Dieser Treibhauseffekt hielt jedoch die Ozeane flüssig, und in gleichem Maße wie auf der Erde entwickelten sich die ersten Lebensformen in den flachen Bereichen dieser Ozeane. Die Bedingungen dort brachten keine Entwicklung zu höheren Stadien wie auf der wärmeren Erde hervor; der evolutionäre Prozeß verlief ausgesprochen langsam.«
    »Aber intelligentes Leben entwickelte sich doch dort sehr viel früher als auf der Erde«, warf jemand ein. »Das ist doch ein wenig merkwürdig.«
    »Lediglich deshalb, weil Minerva weiter von der Sonne entfernt lag und daher schneller abkühlte«, antwortete Shilohin. »Daher verfügte das Leben über frühere Startbedingungen.«
    »Einverstanden.«
    Sie spann ihre Gedanken weiter. »Die Evolutionsprinzipien standen zunächst unter bemerkenswert ähnlichen Bedingungen. Komplexe Proteine traten auf, führten schließlich zu selbstreplizierenden Molekülen, welche allmählich lebende Zellen sich formieren ließen. Einzellige Formen traten zunächst auf, dann Zellkolonien und später vielzellige Organismen mit spezialisierten Grundzügen – und bei allen handelte es sich um Variationen der ursprünglichen wirbellosen Meeresform.
    Der Punkt, an dem beide Wege auseinanderführten, wobei jede Linie auf die auf dem jeweiligen Planeten vorherrschenden Bedingungen reagierte,

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