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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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K APITEL VIII
IN DEN HALLEN DER ZWERGE
    Kim war wie betäubt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er nahm zunächst überhaupt nicht wahr, wohin Gregorin sie führte. Immer wieder sah er Gilfalas, wie dieser, umhüllt vom blauen Licht seines Ringes, zusammen mit den Schattenhunden den Wasserfall hinabstürzte. Er hatte den Elben, als er ihn kennenlernte, zunächst fast ein wenig verehrt, dann schätzen gelernt und schließlich als einen Freund angesehen. Und der Elbe hatte sich am Ende als wahrer Freund erwiesen.
    Gilfalas war für sie und den Erfolg ihrer Mission in den Tod gegangen. Der Kampf gegen die Dunkelelben hatte die erste Lücke in ihre Gemeinschaft gerissen. Das ging Kim noch näher als die Rauchsäulen über Elderland oder dem Dorf der Sumpflinge.
    In den alten Legenden von großen Helden erschien der Tod in einem anderen Licht: Alle starben heroisch, und die Überlebenden waren mutiger und erfüllter von ihrem Auftrag denn je. Alles, was Kim in sich fühlte, war eine dumpfe Leere.
    Er wünschte sich an einen Ort, wo er Ruhe haben würde, wo er sich bequem in seinen Lehnstuhl zurücklehnen und ein Buch lesen konnte.
    Die Trommeln, die sie gehört hatten, als sie den Felsendom verließen, waren verstummt. Das dumpfe Dröhnen hatte Kim zunächst abgelenkt, aber als es ohne Vorwarnung aufhörte, kehrte verstärkt die Erinnerung an den toten Gefährten zurück und damit auch die Trauer.
    Allen schien es so zu ergehen. Allen außer Gregorin; doch war er im Augenblick auch der Einzige, der etwas zu tun hatte. Immer wieder blickte er auf seine Karte, um den richtigen Weg zu suchen. Kim beneidete den Zwerg fast um die Aufgabe, die Gruppe zu führen. Wenigstens sorgte bei ihm die Ablenkung dafür, dass seine Gedanken nicht ständig um die Schattenhunde und Gilfalas’ Sturz kreisten.
    Bald schlugen sie in einer Seitenkammer ihr Nachtlager auf. Kaum einer sprach ein Wort, und nach einem freudlosen kalten Abendessen zogen sie sich unter die Decken zurück. Jeder, außer Marina, übernahm eine Wache.
    Der Sonnenaufgang fehlte Kim. Gregorin, der sie geweckt hatte, hatte frisches Wasser in einem Brunnen gefunden, der sich in der Nähe befand und von einer unterirdischen Quelle gespeist wurde. Sobald sie ihre Vorräte aufgefüllt hatten, machten sie sich wieder auf den Weg.
    Nach einer Weile zwang sich Kim, die Umgebung zu betrachten, in der sie sich befanden. Wenn seine Stimmung nicht so trübe gewesen wäre, hätte er vor Bewunderung sicherlich nicht mehr gewusst, wohin mit dem Blick. Zarakthrôr war ein einziges Wunderwerk. Der Felsendom, durch den sie eingetreten waren, war nicht mehr als eine Ouvertüre zu einer Pracht gewesen, wie man sie tief im Gestein des Berges kaum erwartet hätte.
    Mehr als einer Stadt, wie man sie unter freiem Himmel baut, glich Zarakthrôr einem Labyrinth, welches sich nicht nur in die Länge und Breite, sondern auch in die Höhe und Tiefe erstreckte. Serpentinen schwangen sich auf, zogen sich in kühnen Brückenkonstruktionen über Hallen hinweg, nur um nach einem Durchgang wieder hinuntergeführt zu werden in eben jene Halle, die sie zuvor gequert hatten. Konchen und Apsiden, die sich zu weiteren überwölbten Nischen und Gängen öffneten, wechselten mit polygonalen Formen, riesigen Kristallen gleich, wie um dem Gestein eine Gestalt zurückzugeben, welche es in den langen Epochen der Erdgeschichte durch immer wieder neue Umwälzungen und Verwerfungen verloren zu haben schien – das Ende einer Entwicklung, das zugleich über Zeiträume, welche kein Mensch erfassen, kein Elbe erinnern, kein Ffolksmann in seinen Listen und Chroniken erfassen könnte, zu seinem Anfang zurückführte.
    Doch trotz aller Vielfalt waren diese unterirdischen Bauten von einer zwingenden Logik und Gesetzmäßigkeit, weniger der Hand des Künstlers als dem planenden Geist des Architekten entsprungen, der Masse und Gewicht, Spannung und Druck berechnet und so gegeneinander abwägt, dass die Kräfte, die ungebändigt ihre zerstörerische Macht entfalten würden, in sich zur Ruhe kommen, für die Ewigkeit gefügt.
    Gregorin führte die Gefährten über eine Galerie, durch deren enge Stützenstellungen sie einen Blick in eine weitere Felsenhalle werfen konnte, die sich unter ihnen erstreckte. Darin erhob sich, einer Kathedrale gleich, ein Tempel oder Palast mit einer mächtigen Kuppel, umgeben von einem Kranz von Kapellen, reich verziert mit Blendnischen, Lisenen, Rundbogenfriesen und profilierten

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